Rohypnol - Hutchinson, A: Rohypnol - Rohypnol
der Schule?«, fragt er schließlich.
»Gut. Alles bestens.«
»Deine Mutter erzählt mir, du hättest ein paar Schwierigkeiten.«
Ich wünschte, ich könnte ihn aufhalten, ehe er wieder mit seinem »Damals zu meiner Zeit«-Scheiß anfängt. Seinem »In der Armee damals«-Scheiß. Ian, mit seiner Halbglatze und den grauen Schläfen, sieht immer noch ziemlich gut aus, ziemlich fit. Ich schaue mir seine Arme an, frage mich, ob ich ihn fertigmachen könnte.
»Längst alles geklärt, Onkel Ian, alles bestens, keine Probleme.«
Ich wedele mit der Hand. Alles easy.
»Komm mal her«, befiehlt Onkel Ian, stellt seinen Teller auf dem Couchtisch ab und winkt mich heran.
Jetzt kommt die Scheiße.
Ian rückt ganz nah an mich ran, damit die Enkel auf dem Boden ihn nicht hören können. »Du musst aufhören, ständig Scheiße zu bauen, kapiert?«
Ich schätze, Ma hat mit meiner Tante telefoniert, und meine Tante hat mit Ian geredet und ihn gebeten, ein Wörtchen mit mir zu reden.
»Deine Ma ist mit den Nerven runter. Sie weint sich nachts in den Schlaf und quält sich, was nur aus dir werden soll.«
Netter Versuch , denke ich, ganz sicher macht sie das.
Plötzlich spüre ich Ians Pranke im Nacken, wie sich seine Finger in mein Fleisch krallen.
»Du musst dich mal am Riemen reißen, Freundchen, es reicht langsam mit den Drogen und dem ganzen Zeug. Du denkst, du bist ein harter Bursche? Du hältst dich wohl für besonders schlau?«
Dieselbe Nummer wie die von Mr. John Arthur.
»Als ich noch ein Cop war, haben wir Bürschchen wie dich jeden Tag hopsgenommen. Und dir blüht dasselbe, Freundchen – du wanderst in den Knast.«
Leute, die die Weisheit mit Löffeln gefressen haben, sind nie um einen guten Rat verlegen.
»Der Knast ist kein Zuckerschlecken, das ist dir wohl klar?«
Wir hatten das alles schon. Ich muss ihn zum Schweigen bringen. Scheiß drauf.
»Fick dich, Ian«, sage ich.
Die Kiddies hören auf, ihre Autos über den Teppich zu schieben, und lassen ihre Teddybären fallen. Sie schauen mich mit weit aufgerissenen Augen an.
Ian zuckt zurück, starrt mich an, die Wut kocht in ihm hoch. Seine Ohren werden feuerrot. Gleich platzt die Ader auf seiner Stirn.
Und exakt in diesem Moment, jetzt, wo alle, die Enkel, Großvater und die Verwandten uns anstarren, geh ich ganz nah an ihn ran und sage: »Fick dich.«
Ian ist konsterniert, er schaut sich um, seine Hand hat noch immer meinen Nacken gepackt, er starrt mich an, seine Augen funkeln. Da schlag ich zu. Knall ihm voll eine an den Kiefer, spüre, wie meine Faust gegen seine Backe kracht. Ian guckt verblüfft, verdutzt, er hält mich immer noch im Genick fest, da schlag ich wieder zu, erst noch eine ins Gesicht, an dieselbe Stelle, dann einen Aufwärtshaken, direkt unters Kinn, dass ihm die große Fresse zuschnappt, ich höre, wie seine Zähne knirschen. Ian war mal bei der Armee, aber das ist lange her.
Meine anderen Onkel stürzen herbei, halten uns fest, ehe Ian zurückschlagen kann, er hat die Fäuste geballt, bereit zuzuschlagen. An jedem Arm hängt ein Onkel, sie ziehen ihn weg, während ein dritter mich von der Couch schubst. Ich krache gegen den Kamin, die Fotos der Verwandtschaft purzeln vom Sims.
Mein Vater geht dazwischen und zwingt Ian mit einem Blick nieder.
»Er hat mich geschlagen«, brüllt Ian, »der kleine Wichser hat mich geschlagen.« Als er »Wichser« gesagt hat, sieht er sich nach allen Seiten um.
Seine Frau, mein Tantchen, holt tief Luft, dann stellt sie ihr Weinglas ab und schaut umher. Schaut nach, was ihr Gatte getrunken hat.
Ian steht mit offenem Mund da, weiß aber nicht, was er sagen soll. Er schaut seine Frau an, schüttelt den Kopf. Mein Onkel, welcher auch immer, lockert seinen Griff, und als ich mich nicht wehre, lässt er mich los, drückt mich aber mit einer Hand an der Schulter gegen den Kamin, als er sich von mir löst.
Ich nehme die Hände hoch, das Blut rauscht in meinen Ohren, meine Knöchel brennen. Ma kommt herbeigeeilt. »Was ist? Was ist passiert?«
Ich starre Ian an, der mich anstarrt, die Wut kocht in seinen Augen, die Ader immer noch kurz davor, zu platzen. Rot leuchtende Flecken da, wo ich ihn getroffen habe. Ich grinse ihn an.
Ma nimmt mein Gesicht in die Hände und zieht mir den Kopf runter, damit sie mir in die Augen schauen kann. »Was ist denn los?« Sie ist aufgebracht, kurz davor, in Tränen auszubrechen.
»Nichts«, erwidere ich. »Alles okay, Ma.«
»Nichts ist okay.«
»Doch, alles
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