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Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Titel: Roland Hassel - 07 - Wiedergänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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verstehst … Sicherheit für mich.«
    Sie war zwölf Jahre alt und frühreif, stand an der Schwelle zum Erwachsensein, aber andererseits war sie noch gar nicht so weit weg von Kinderbett und Teddybär. Wenn Karsten nach der Vermutung seiner Frau auf einer Wolke saß und die Harfe zupfte, konnte er jetzt mehr in Dur spielen. Ganz umsonst hatte er jedenfalls nicht gelebt.
    »Gehst du zu seiner Beerdigung?« fragte sie.
    Sie wollte, daß ich hinginge, und ich wollte mehr von ihr erfahren. Ich kam mir vor wie ein schlauer, hinterlistiger Fuchs. Ich nutzte ihren Verlust aus, profitierte von ihren Gefühlen. Aber so mußte es sein. Kinder zu trösten ist eine, einen Polizeijob zu machen eine andere Sache.
    »Ich denke, ja«, log ich, ohne zu zögern. »Ich fühle mich ja irgendwie mit ihm verbunden.«
    Sie lächelte leicht und dankbar und strich mit ihrer schmalen Hand kurz über meine schwielige Faust.
    »Nett von dir. Dann sind wir schon zwei. Mutti geht im Leben nicht dahin.«
    »Glaubst du nicht, daß er noch ein paar Freunde mehr hat?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Du hast doch deinen Papa sicher auch einmal getroffen, wenn deine Mama nicht dabei war, oder? In der Stadt vielleicht? Er wollte doch sicher vor allem mit dir Zusammensein, oder?«
    Ihr Lächeln wurde breiter.
    »Ja, das wollte er. Wir haben uns nämlich sehr gut verstanden. Manchmal war ich in seiner Wohnung auf Söder. Einmal war ich auch draußen in Sundbyberg, als er dort wohnte.«
    Sie widmete sich den Resten des Gebäcks auf ihrem Teller, und ich nahm noch einen Schluck Kaffee, fühlte aber, daß sich mir der Magen umdrehte, weshalb ich die Tasse schnell wieder absetzte. Ich hätte lieber Tee nehmen sollen.
    »Das wollte ich nur wissen«, sagte sie. »Ob du zum Begräbnis kommst.«
    »Der Joker kommt sicher auch.«
    »Wer ist denn das?«
    »Georg Akermark. Bist du ihm nie bei deinem Papa begegnet?«
    »Da war ein Typ … Wie sieht er aus?«
    Ich versuchte, mich an Joker Akermarks Aussehen zu erinnern, beschloß dann aber, die harten Augen und den grausamen Zug um die Mundwinkel wegzulassen.
    »Ungefähr fünfzig Jahre alt. Kräftiger Kerl. Mächtige Schultern, daß fast der Anzug platzt. Kurzgeschnittenes dunkles Haar, dicker Hals. Große Nase, einmal gebrochen, daher ein wenig schief.«
    Sie sah nachdenklich auf ihren leeren Teller und spielte mit der Kuchengabel.
    »Das könnte er gewesen sein. Ich hatte in der Schule ein paar Stunden geschwänzt und bin zu Papa gefahren, um mich ein bißchen mit ihm zu unterhalten, und da war dann dieser Typ. Er hatte eine schiefe Nase. Papa sagte, das sei Onkel Jojje.«
    Da war also die Verbindung zwischen Karsten und dem richtigen Joker. Der Konditoreibesuch hatte sich gelohnt, ich konnte ihn den Steuerzahlern mit gutem Gewissen als Spesen in Rechnung stellen.
    »Hat dein Papa mehr über ihn erzählt?«
    »Nein. Aber er … der Onkel Jojje also … gab mir einen Zehner, damit ich mir etwas kaufen sollte. Obwohl …«
    »Ja?«
    Zögernd fuhr sie fort: »Obwohl er nicht besonders nett wirkte. Auch gegenüber Papa nicht. Als ob Papa Angst vor ihm hatte. Er lachte, als der Onkel mir das Geld gab, aber es klang nicht sehr fröhlich. Verstehst du?«
    »Das war vielleicht nur Zufall. Warum sollte dein Papa denn Angst haben?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Hat er dir einmal gesagt, daß er Angst vor jemandem oder vor etwas Bestimmtem hatte?«
    »Nein, aber … er hatte Angst. Einen Monat später war ich wieder in seiner Wohnung, und da klingelte das Telefon, und er antwortete, und dann fing er an zu schwitzen und bekam eine ganz seltsame Stimme.«
    Ich wußte, wie Karsten schwitzen konnte, das mußte sie mir nicht näher beschreiben.
    »Seltsame Stimme? So so. Was sagte er denn?«
    Ich stellte meine Fragen ganz beiläufig. Wenn sie begriff, daß ich sie aushorchte, würde sie sich wie eine Muschel verschließen und sich klarmachen, daß man den Kerlen niemals trauen darf.
    »Nichts Besonderes. ›Ja ja‹ und ›So so‹ und ›Gewiß doch‹ und so weiter.«
    »Willst du noch ein Stück Kuchen?«
    »Vielleicht noch so eines mit Sahne.«
    Wenn es ums Essen ging, kannte sie offenbar keine Hemmungen, und ich holte noch einen Berg Kalorien sowie eine Flasche Limonade. Dabei setzte ich mein wohlwollendstes Lächeln auf, wie ein Missionar, der das Ergebnis der Kollekte an ein gerade bekehrtes Negerlein verschenkt.
    »Dein Papa konnte wunderbar schreiben. Er war ein tüchtiger Journalist. Ich kenne viele, die ihn beneidet

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