Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Titel: Roland Hassel - 07 - Wiedergänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
Vom Netzwerk:
und einen See und ein Boot und freien Himmel und saubere Luft. Und was wurde daraus? Ich sitze hier in meiner dunklen kleinen Zweiraumwohnung, genauso arm wie damals, als ich ihn traf. Noch ärmer. Meine Jahre sind vergangen. Ich kann nicht einmal mehr meine Arbeitskraft zu Kapital machen.«
    Es war klar, daß sie ihm nicht gerade ein Mausoleum errichten würde.
    »Wie war euer Verhältnis nach der Scheidung?«
    »Er rief manchmal an oder schaute auch mal vorbei. Meist wollte er mit Viola sprechen. Er und ich hatten uns nicht mehr viel zu sagen.«
    »Hat er dir von seinen Projekten erzählt?«
    Ihr schmaler Mund verzog sich zu einem schiefen Lächeln.
    »Ich habe so viel über seine Projekte gehört, daß ich schon lange nicht mehr zuhöre.«
    »Bevor er starb, hat er sich mit einer ganz speziellen Sache beschäftigt. Das war auch der Grund, warum er ermordet wurde. Hast du nicht vielleicht doch etwas aufgeschnappt?«
    Zum erstenmal rührte sie ein wenig langsamer. Möglicherweise war das bei ihr ein Zeichen großer geistiger Anstrengungen.
    »Alles würde anders werden, behauptete er. Er faselte von einer internationalen Superstory.«
    »Meinte er ein Buch oder einen Artikel?«
    »Ich weiß nicht. Aber jedenfalls sollten wir endlich im Geld schwimmen. Ich habe ihm kein Wort geglaubt. Wenn Lebenslügner über ihre Einkünfte reden, meinen sie Seifenblasen.«
    Die Tochter kam mit einem Schulbuch unterm Arm herein.
    »Ich geh zu Lena. Mathe ist schwierig.«
    »In einer Stunde essen wir. Es gab Markknochen im Sonderangebot. Dazu trinken wir Leitungswasser.«
    Die beiden bitteren Sätze zum Schluß waren offenbar für mich bestimmt. Viola verließ uns der mathematischen Logik wegen.
    »Wie war er denn so in der letzten Zeit?«
    Sie stand auf und sah nach, wie es den Markknochen in der Suppe ging. Wenn Simon mich nicht eingeladen hätte, wäre ich gern noch zum Essen geblieben. So eine Suppe ist eine feine Sache, und Leitungswasser tranken wir zu Hause auch.
    »Anders.«
    »Wie anders?«
    »Er veränderte sich schrittweise. Man kann sagen, was man will, aber früher konnte er mit all seinen grenzenlosen Lügengeschichten auch irgendwie unterhaltsam sein. Diesmal aber trocknete er gleichsam aus. Als er das letztemal hier war …«
    »Wann war das?«
    »Ungefähr eine Woche, bevor er getötet wurde. Er mußte sich auf der Toilette übergeben und murmelte etwas von Magengeschwüren. Er schien an der Grenze zum Nervenzusammenbruch zu stehen. Kein Wunder. Ich habe niemals verstanden, wie ein Mensch seines Kalibers es mit sich selbst aushalten konnte.«
    »Hat er die Ursache dieser deutlichen Veränderung erwähnt?«
    Sie wirkte plötzlich irgendwie vorsichtig und zögerte einen Bruchteil zu lange mit der Antwort. Das konnte bedeuten, daß sie sich um besondere Genauigkeit bemühte, aber ich hatte eher das Gefühl, sie wollte mir nun, da es brenzlig wurde, etwas verschweigen.
    »Darüber weiß ich nichts.«
    »Warum war er einem Nervenzusammenbruch so nahe?«
    »Kann ich doch nicht wissen.«
    »Du bist doch so gut im Analysieren. Was glaubst du? Irgend etwas muß er doch gesagt haben, um dir zu erklären, warum er erbrechen mußte.«
    Sie sah mich durch ihre Haarsträhnen hindurch an.
    »Ich weiß, was ich selbst denke und fühle. Um Karsten habe ich mich, ehrlich gesagt, nicht gekümmert.«
    »Trotzdem warst du mit ihm verheiratet.«
    »Ich glaube, für einen Fremden hätte ich mehr empfunden. Mit einem anderen Mann hätte ich es vielleicht zu Villa, Garten, Wasser und Himmel gebracht. Und zu einer funktionierenden Ehe. Das Zusammenleben mit einem Mann, den man verachtet, vergällt einem sogar die Liebe. Ich habe auf vieles verzichten müssen.«
    Ich wollte schon antworten, daß ein Sondersonderpreis für Markknochen einiges kompensieren konnte, aber sie schien mir nicht bei Laune zu sein. Sie war wohl nie bei Laune.
    »Sprach er nicht beim letztenmal davon, daß ihr, Viola und du, im Geld schwimmen würdet?«
    Sie schnupperte an der Suppe und schnitt Mohrrüben hinein. Dann schaltete sie die Backröhre ein und wählte die richtige Temperatur für die mysteriösen Tigerplätzchen.
    »Wenn er etwas von sich gab, hielt ich mir lieber die Ohren zu«, murmelte sie.
    »Das war keine richtige Antwort.«
    »Eine andere habe ich nicht.«
    Und doch hatte sie. Ich fühlte es, aber ich konnte sie nicht aus ihr herauspressen. Sie wußte etwas, was ich nicht erfahren sollte, wieviel ich auch fragte. So war es oft bei Ermittlungen.
    Die

Weitere Kostenlose Bücher