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Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Titel: Roland Hassel - 07 - Wiedergänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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Leute haben ihre Geheimnisse, dagegen hilft kein Gesetz.
    »War er in Begleitung, wenn er zu Besuch kam?«
    »In diesem Loch hier haben mehr Personen doch überhaupt keinen Platz.«
    »Das ist kein Loch. Das ist eine kleine Stockholmer Zweiraumwohnung in guter Lage, mit allem nötigen Komfort. Er mußte sich nicht schämen, jemanden mitzubringen, und du mußt dich nicht schämen, hier Besuch zu empfangen.«
    Sie grinste böse.
    »Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie ich mich schäme. Hierher kommt niemand, und er hatte noch Verstand genug, lieber allein aufzukreuzen. Eventuelle Begleitung hätte er auf der Treppe warten lassen.«
    »Darf Viola ihre Freunde denn nicht mitbringen?«
    »Geht dich das was an?«
    »Nee.«
    »Dann halt’s Maul!«
    Sie war rot geworden im Gesicht und hatte sich offensichtlich nicht mehr ganz in der Gewalt. Klar, daß sie mich am liebsten von hinten sehen wollte, und ich hatte keinen Grund mehr, noch länger zu bleiben. Den Duft kochender Markknochen einzuatmen, ist nur begrenzt ein Vergnügen.
    »Hat er etwas über einen Mann gesagt, der Georg Akermark heißt und Joker genannt wird?«
     
    »Nein. Er wußte, daß mich seine Bekannten nicht interessierten.«
    »Hatte er eine andere Frau?«
    Jetzt wurde sie beinahe dunkelrot und holte tief Atem, wie um ihrer Stimme den Befehl zu geben, sich nicht zu überschlagen.
    »Das kann ich mir nicht vorstellen, aber wenn es so gewesen wäre, hätte ich angerufen und sie gewarnt. Ein versautes Leben reicht schließlich.«
    Ich stand auf, und wir sahen uns einen Moment lang in die Augen. Sie hatte etwas an sich, was ich nicht verstehen konnte, aber weibliche Psyche ist auch nicht unbedingt meine Spezialstrecke.
    Immerhin war sie doch erst knapp über die Fünfzig und gesund und stark. Sie hatte noch einige Jahre vor sich, mit Möglichkeiten und Chancen und Lächeln und Sündenfällen.
    »Du hoffst also, daß er jetzt in der Hölle schmort«, sagte ich schließlich.
    »Ja. Aber nicht einmal das wird er vermutlich für mich tun. Er sitzt bestimmt auf einer Wolke und spielt Harfe.«
    »War er religiös?«
    »Eher scheinheilig. Er sagte immer, er hätte lieber Priester werden sollen. Schade, daß es damit nicht geklappt hat. Er wäre ein ausgezeichneter Mann der Kirche geworden. Wie oft er auch von der Kanzel gelogen hätte, niemand hätte es nachprüfen können.«
    Ich legte meine Karte auf den Tisch und bat sie anzurufen, wenn ihr noch etwas einfiele, was ich wissen müßte. Sie versprach’s.
    Wir wußten beide, daß sie die Karte sofort in den Müll werfen würde, wenn ich gegangen war.
    Ich trat auf die Völundsgatan hinaus und schlenderte langsam auf die Treppe zur St. Eriksbron zu. Es war eigentlich noch zu früh, um nach Spanga hinauszufahren, aber ich konnte ja die Palmschen Kinder unterhalten, bis mich Nadja an den mit russischen Speisen gedeckten Tisch rief. Ein kurzer Spaziergang zum Fridhemsplan würde meine Lungenflügel mit frischer Benzinluft, wohltuenden Abgasen und anderen nützlichen Giften füllen. Dann konnte ich die U-Bahn in die westlichen Gefilde der Stadt und anschließend den Bus in den Dschungel nehmen.
    Was wußte sie? Was verschwieg sie? Was hatte Karsten ihr eigentlich erzählt? Hatte ihn seine überraschende religiöse Ader dazu gebracht, sich einer satanischen Sekte anzuschließen? Welche Rolle spielte der Joker? Der war doch eigentlich nur eine einfache Prügelmaschine, die man mieten konnte. Wer hatte ihn gemietet? War er Karstens Freund oder Feind?
    Meine Gedanken wanderten zu einem anderen Thema, das mich verzagen ließ. Zwischen Virena und mir gab es Spannungen, und wenn ich mich so plump anstellte wie gewöhnlich, konnte zerreißen, was uns verband. Obwohl sie meinen Beruf respektierte, bat sie mich schon seit Jahren, mir etwas anderes zu suchen. Es gab ihr zuviel Gewalt und zuviel Leid in meinem Job, als daß sie ihn hätte akzeptieren können. Und jetzt, da ich mich freiwillig an den Ermittlungen beteiligte, verfügte sie über genügend Munition, um eine ganze Flotte von Argumenten zu versenken. Aber was zum Teufel … Ich war ja ungefähr genauso alt wie Helga und hatte ebenso noch einige Jahre mit Sinnvollem auszufüllen, und was kann sinnvoller sein als das zu tun, was man kann? Außer der Familie natürlich, aber … Plötzlich fühlte ich eine Hand auf meinem Rücken und hörte eine klare Stimme: »Halt!«

Fünftes Kapitel
    Viola Lund stand neben mir, mit dem Mathebuch unterm Arm, und sah mich durch die

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