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Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Titel: Roland Hassel - 07 - Wiedergänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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entkommen. Was weißt du über den Mann, der dich von hinten niederschlug?«
    »Nichts. Er kann zwanzig oder hundert Jahre alt gewesen sein. Da saß jemand in einem Sessel im Foyer und hatte eine Zeitung vorm Gesicht. Als er mit ihr flüchtete, war ich gerade für einen Moment aus dem Rennen. Was hat denn der Portier ausgesagt?«
    »Der weiß auch nicht allzuviel. Der Mann war hereingekommen und hatte darum gebeten, auf einen Gast warten zu dürfen, der spät kommen sollte. Er soll relativ jung und gut gekleidet gewesen sein, Typ Direktor. Der Portier taugt nicht viel als Zeuge.«
    »Der taugt zu gar nichts. Haben die Kleider und die Handtasche etwas gebracht?«
    »Am besten, wir fahren ins Büro. Dann erfahren wir alles aus erster Hand. Ich bin auch schon ganz neugierig.«
    Auf dem Weg zur Kripo fuhren wir an meiner Wohnung vorbei, und ich stellte meine Tasche unter. Alles sah ordentlich aus, es war sogar saubergemacht worden. Trotzdem war es nicht mehr meine Wohnung. Virena wollte nie wieder hierher zurück, und so wirkten die Räume leer und fremd. Hier Jahre in Einsamkeit verbringen zu müssen, schien mir die schlimmste aller denkbaren Strafen, schlimmer als die von Sisyphos. Einen Stein einen Berg hinaufrollen kann jeder. Aber ohne Virena und Elin leben …
    »Wo willst du denn wohnen?« fragte Simon.
    »In einer kinderfreundlichen Gegend, wo es ruhig ist und man keine frischen Leichen ins Bett gelegt bekommt.«
    »Bei uns draußen in Spanga läßt es sich aushalten.«
    »Da muß man ja Provinzzulage beantragen. Ganz so ruhig habe ich es mir auch nicht vorgestellt.«
    »Hast du eigentlich schon mit dem Vermieter gesprochen? Wie ich die Sorte kenne, stellen die sich gerne quer.«
    Das war ein Problem, das noch ein wenig warten konnte. Ich schaute schnell in Elins Zimmer. Das Bett stand nicht mehr darin, damit hatte ich gerechnet. Sie sollte ein neues bekommen.
    Vielleicht sogar ein Himmelbett …
    In den letzten Tagen waren Scharen unserer besten Spezialisten hier gewesen. Ein Mord mit unbekanntem Täter löst immer hektische Betriebsamkeit aus. Jeder noch so kleine Anhaltspunkt sorgt für neue Aktivitäten. Menschen werden wieder und wieder verhört, jeder Tip mehrfach kontrolliert, Zeugen gesucht und Register angelegt, und so kommt eines zum anderen, bis sich für die Ermittlungszentrale ein möglichst lückenloses Bild ergibt.
    »Wer vertritt die Staatsanwaltschaft?«
    »Bergström. Der ist in Ordnung.«
    Im Auto nach Kungsholmen räkelte sich Simon auf dem Rücksitz, schlug die dicken Beine übereinander und zeigte rote, verwurstelte Socken. Sein grauer Zweireiher war bestimmt nicht ganz billig gewesen, dafür hatte Nadja sicher gesorgt, aber er sah dennoch aus wie aus dem Ausverkauf eines Flohmarktes. Simon konnte anziehen, was er wollte, es sah immer liederlich aus.
    »Schön, wenn man sich ein bißchen bewegen kann«, sagte er.
    »Du brauchst das auch. Seit du Kommissar bist, hast du mindestens fünf Kilo zugenommen.«
    Meine Bemerkung konnte Simon nicht aus der Ruhe bringen. Sein Körper ging nur ihn selbst etwas an, und er fühlte sich wohl. Außerdem täuschte seine Fülle. Wenige konnten sich so flink bewegen wie er, wenn es wirklich darauf ankam.
    »Man soll nie den Kontakt mit der Basis verlieren. Ich glaube, ich werde dich im Fall Lund ein wenig begleiten. Wie in alten Zeiten.«
    »Hast du nichts Besseres vor?«
    »Ich bin als Chef so tüchtig, daß keiner merkt, wenn ich nicht da bin.«
    »Da steckt doch etwas anderes dahinter.«
    Meine alte, schlechte Angewohnheit, mein ewiger Fluch, nach Widerhaken zu suchen, wo es gar keine Haken gab, kam wieder zum Vorschein.
    »Glaubst du, daß ich es nicht schaffe? Willst du mein Kindermädchen sein? Muß ich mir ein Schild mit der Adresse um den Hals hängen, wenn ich ausgehe?«
    Er seufzte schwer, und ich hielt mit und seufzte ebenfalls. Ich würde wohl nie lernen, meine Schnauze zu halten!
    »Sorry«, murmelte ich.
    Er brummte irgend etwas Unverständliches vor sich hin, und wir schwiegen eine Weile.
    »Ich will diesen Fall schnell gelöst haben«, sagte er schließlich mit neutraler, unpersönlich wirkender Stimme.
    »Wer will das nicht?«
    »Sehr schnell. Aus persönlichen Gründen. Ich kannte dich schon, bevor du Virena getroffen hast. Nadja und ich glauben, daß das damals das beste war, was dir passieren konnte. Sonst wärst du vielleicht vor die Hunde gegangen. Du brauchst Virena.«
    Ich erwiderte nichts darauf, und er fuhr fort: »Ich bin auch nicht

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