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Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Titel: Roland Hassel - 07 - Wiedergänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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von gestern, Rolle. Ein bißchen hat man ja mitbekommen in all den Jahren. Wenn wir den Fall Lund nicht lösen, kann das für dich eine Menge Ärger bringen. Die schrecken offensichtlich vor nichts zurück, und wer weiß, wer der nächste sein wird? Virena ist psychisch anders beschaffen als du und ich.
    Es kann zwischen euch zu großen Differenzen kommen, und wenn ich an dein Talent denke, dir immer selbst leid zu tun, sehe ich dich schon in einen Abgrund fallen, aus dem wir dich nicht retten können. Ich glaube, ich habe damit recht. Ich mag euch beide so sehr, daß ich alles tun werde, um eure Beziehung zu erhalten. Jetzt ist es raus, und ich sage es nicht noch einmal.«
    Ich schaute durch die Scheibe, und Tränen standen mir in den Augen. Verdammt, dachte ich, verdammt! Das war der beste Freund, den ich hatte, und ich war ihm so an die Karre gefahren. Er hatte meinen wundesten Punkt getroffen, und er hatte mit jeder Silbe recht.
    »Also dann, komm mit«, sagte ich mit einem Kloß im Hals. »Die Stockholmer Cafés werden sich freuen, wenn du unterwegs wieder so viele Käse- und Schinkenbrötchen in dich hineinstopfst.«
    »Um von Leberpastete gar nicht erst zu reden.«
    Das war es. Wir stiegen aus, und ich widerstand dem Impuls, ihm um den Hals zu fallen. So reagiert man ja nicht in Schweden. Hier werden alle Gefühle erst institutionell geprüft, diskutiert und von einem sozialen Beirat gutgeheißen. Manchmal wünschte ich, ich wäre Italiener.
    Während Simon sich mit verschiedenen Kollegen in Verbindung setzte, rief ich in Skebo an und bat darum, mit Virena sprechen zu dürfen. Als ich ihre Stimme hörte, stieg eine Hitze in mir hoch, und ich bekam erneut feuchte Augen. Eigentlich war ich so südländisch, daß ich Pasta in der Seele hatte.
    »Wie geht’s?« fragte ich.
    »Gut. Hier ist alles in Ordnung.«
    Ich wartete, aber es kam keine Gegenfrage. Etwa: »Fühlst du dich nicht einsam in der Stadt, mein geliebter Mann?«
    »Und Elin?«
    »Gut.«
    »Ja, kann ich denn mal mit ihr sprechen? Ich würde gern …«
    »Sie ist draußen und spielt.«
    Das kam so kurz und kalt, als arbeitete sie auf dem Finanzamt, wo man Menschen im allgemeinen auch als störend ansieht.
    »Dann fühlt sie sich also so wohl wie ein Fisch im Wasser?«
    »Ja.«
    Ich umklammerte den Hörer, schwitzte und fühlte mich unendlich müde.
    »Du klingst nicht gerade freundlich«, murmelte ich.
    »Nein?«
    Eine halbe Minute war es still im Hörer. Vielleicht waren es auch zehn Jahre.
    »Ich habe eine Wohnungstauschannonce aufgegeben«, versuchte ich es noch einmal. »Sowohl in Dagens Nyheter als auch im Svenska Dagbladet.«
    »So so.«
    »Das gibt bestimmt Zuschriften. Es sind ja die beiden größten Zeitungen.«
    »Vielleicht.«
    Eine Gefriertruhe hatte einen größeren Wortschatz.
    »Ich dachte mir, daß ich euch bei Gelegenheit besuchen komme«, teilte ich mit, aber auch das löste keine verbalen Freudensprünge aus.
    »Besuchen?«
    »Ja … besuchen. Warum nicht?«
    »Ich kann dich nicht daran hindern. Leb wohl, Roland.«
    Sie legte auf, und ich fühlte mich ausgespuckt wie ein Zigarrenstummel.
    Daß sie so abweisend klingen konnte. Die natürliche Antwort auf die Ankündigung, ich würde sie besuchen kommen, war doch wohl, mich willkommen zu heißen, und nicht dieses ›Ich kann dich nicht hindern‹. Das bedeutete doch, sie würde mich hindern, wenn sie nur könnte. Und dann dieses ›Leb wohl, Roland‹! Leb wohl! So hatten wir uns doch noch nie verabschiedet! Das klang ja wie Anita Björk in einem schwedischen Film aus den vierziger Jahren.
    Die Sprechanlage blinkte auf, und Simons Stimme ertönte: »Komm in Nords Raum. Es gibt Neuigkeiten. Große Neuigkeiten!«

Siebtes Kapitel
    Kommissar Nord von der Abteilung Gewaltverbrechen kannte ich natürlich, wußte aber nichts über ihn. Das ging selbst seinen nächsten Mitarbeitern so. Er rauchte seine Pfeife und grunzte ab und zu ein paar Worte, aber hinter seiner Stirn mußte es arbeiten, denn er galt als erfolgreich. Eine Polizeiabteilung funktioniert wie jedes andere Unternehmen auch: Der Erfolg beruht auf der Fähigkeit der Leitung, Kompetenzen zu verteilen, für ein gutes Arbeitsklima zu sorgen und sich auf die großen Linien zu konzentrieren.
    Yngve Ruda hatte eine Abteilung der Kriminalpolizei erfolgreich geleitet, und er fehlte uns, auch wenn Simon seiner Aufgabe gerecht wurde. Ob er einmal Rudas Platz als ordentlicher Kommissar einnehmen würde, war noch nicht endgültig

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