Roland Hassel - 07 - Wiedergänger
Haare könnten wir färben. Ljunglöf ist kein schlechter Mann. Er ist ein Eliteschütze, hat den braunen Karategürtel und turnt ausgezeichnet.«
»Wie kannst du nur etwas so absolut Idiotisches vorschlagen!«
»Für diesen Job muß man in Topform sein.«
Ich legte die Gabel auf den Teller und atmete tief, um die Stimme unter Kontrolle zu halten. Simon schaufelte Kartoffeln in sich hinein und schien sich ganz darauf zu konzentrieren.
»Eliteschütze? Schön und gut, aber in diesem Falle geht es ja wohl nicht darum, Leute niederzuballern. Wäre es nicht im Gegenteil besser, wenn ich mich waffenlos präsentieren würde, um nicht zu provozieren? Und was soll der braune Karategürtel? Soll er für eine Filmrolle in Hongkong zur Verfügung gestellt werden? Tja, und einen ausgezeichneten Turner sollte man dann engagieren, wenn man auf ein paar doppelte Saltos oder ein Programm am Seitpferd scharf ist.«
»Das war nur ein Vorschlag, Rolle. Nicht mehr.«
»Wir brauchen einen Typen, der ganz genau so aussieht wie Roland Hassel, und da gibt es nur einen – mich. Ich muß mir nicht einmal die Haare färben.«
»Gut, dann sollst du selbst entscheiden.«
»Überleg doch mal. Wenn die merken, daß ein falscher Hassel auftaucht, dann begreifen sie doch sofort, daß wir sie aufs Kreuz legen wollen. Damit wäre die einzige Chance verspielt.«
Und im Hasselschen Familiengrab stünde eine Kiste mehr.
»Ja, ja.« Es gab wieder zuwenig Zwiebeln zu den Beefsteaks. »Was meinst du, sollten wir uns nicht noch eine Extraportion goldbraun gerösteter Zwiebelringe bestellen?«
Er nahm mein Schweigen als Zustimmung und winkte der Serviererin.
Meine Irritation ließ nach. Der Vorschlag war wohl nur ein Versuchsballon gewesen, der niemals wirklich zum Himmel steigen sollte.
»Dessert?«
»Nix Dessert«, sagte ich in unserem alten, kumpelhaften Tonfall, und er grinste breit und freundlich.
»Aber ich. Eine Portion Vanilleeis. Anschließend trinken wir Kaffee, und ich nehme einen kleinen Cognac dazu. Das reicht dann, man muß auch einmal nein sagen können.«
Die Vorbereitungen begannen bereits Punkt neun Uhr im Konferenzraum. Ein mehrere Quadratmeter großer Stadtplan war an die Wand projiziert. Simon war anwesend und Nord und sechs andere ranghohe Polizisten. Einer hieß Löfgren und war für die Aktion verantwortlich.
»Hier also wird Hassel stehen und warten.«
Er piekte mit dem Zeigestock auf eine Stelle am Sveavägen.
»Hier haben wir Heb-Tours. Links davon befindet sich das Finnlandia-Möbelhaus, und dann kommt der Abgang zur U-Bahn. Rechts liegen die Wasa-Impfzentrale und das Spies-Reisebüro. Alles klar?«
Alle nickten und machten sich Notizen.
»Warum gerade Heb-Tours? Steckt da etwas dahinter? Hier, in der Nähe der U-Bahn …«, er tippte mit dem Zeigestock an die Leinwand, »… ergeben sich natürlich verschiedene Fluchtmöglichkeiten. Aber wenn es darum gegangen wäre, hätten sie sich direkt am U-Bahntunnel mit Hassel verabreden können. Ein Geschäft liegt dazwischen. Warum, was meint ihr?«
Simon begann: »Gewiß, sie werden auf der Hut sein, aber sie müssen davon ausgehen, daß Hassel seine Informationen verkaufen will. Sonst würde der sich ja nicht mit ihnen einlassen, sondern die Diskette der Polizei übergeben. Und wir hätten schon längst zugegriffen, die gespeicherten Angaben ausgewertet und Verhaftungen vorgenommen. Aus ihrer Sicht wäre es also unlogisch, wenn Hassel ihnen eine Falle stellte. Außerdem glaube ich nicht, daß der oder diejenigen, die ihn abholen, mit ihm verhandeln werden. Sie werden wohl lediglich den Auftrag haben, ihn zu ihrem Chef zu bringen.«
Nord nuckelte an seiner Pfeife und stimmte zu: »Ich sehe das auch so. Ein Auto hält, Hassel bekommt ein Zeichen einzusteigen, und dann fahren sie zu irgendeinem Haus.«
Zustimmendes Gemurmel. Mit dieser Arbeitshypothese waren alle einverstanden, man konnte nun die verfügbaren Kräfte entsprechend planen.
»Gut, gehen wir also davon aus. Hier vor das Spies-Reisebüro stellen wir ein Auto mit einem Kollegen. Er steht in Funkverbindung zu einem weiteren Fahrzeug vor Skandia Finans.«
Der Zeigestock wies auf einen Punkt, der in der Realität etwa fünfzig Meter den Sveavägen hinunter lag.
»Dieser Wagen beginnt mit der Beschattung. Es gibt drei mögliche Wege: rechts runter in Richtung Kungsgatan, den Sveavägen immer weiter geradeaus oder den Sveavägen ein Stück entlang und dann Olof Palmes Gatan links ab. Wir postieren überall
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