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Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Titel: Roland Hassel - 07 - Wiedergänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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wurde dichter, denn viele nutzten die Mittagspause für allerlei Besorgungen. Die Frühlingssonne tat ihr Bestes, und die Leute richteten sich danach. Viele junge Männer mochten heftiger atmen, wenn sie die Kleider der jungen Mädchen sahen.
    Ich passierte den Eingang zur U-Bahn. Es wimmelte vor Menschen.
    In Finnlandias Möbelhaus entdeckte ich ein bekanntes Gesicht, das angestrengt einen Prospekt studierte. Unter der leichten Jacke ahnte ich das Sprechfunkgerät.
    Ich ließ den Blick schweifen, als hielte ich nach einer Kontaktperson Ausschau. In Wirklichkeit kontrollierte ich, ob alle Kollegen auf ihrem Platz waren. Am Schalter von Heb-Tours wartete ebenfalls eine leichte Sommerjacke. Weiter hinten vor dem Spies-Reisebüro lungerte ganz unauffällig ein Mann herum. Auch in der Impfzentrale gab es einen, dem man die Hausnummer deutlich ansah. Er hoffte wahrscheinlich, daß alles vorbei sein möge, bevor man ihm eine Spritze verpassen würde. Vor dem dänischen Reisebüro parkte der Lieferwagen einer Gärtnerei. Die Person hinterm Steuer schien die Morgenzeitung ungeheuer interessant zu finden.
    Fünf vor halb. Ich lehnte mich vor Heb-Tours an die Wand und ließ mein Gesicht von der Sonne bescheinen, wie ein Bürohengst, der die kostbaren Minuten der Mittagspause dazu nutzt, den Teint zu verbessern.
    »Hallo, Hassel!«
    Ich drehte mich um. Vor mir stand ein Mann in mittleren Jahren und grinste mich an. Ich erinnerte mich schwach, ihn einmal in der Fahndungsabteilung gesehen zu haben. Er war nur ein paar Wochen bei uns gewesen und hatte dann seinen Abschied genommen.
    Hieß er nicht Jansson? Oder Jönsson? Johansson? Das spielte ja auch keine Rolle. Schlimm war, daß er gerade zum unpassendsten Zeitpunkt auftauchen mußte. Ein kurzer Seitenblick machte mir klar, daß sich der Kunde im Möbelgeschäft schon für uns zu interessieren begann. Jansson-Jönsson-Johansson streckte mir zur Begrüßung die Hand hin. Ich drückte sie schnell.
    »Na, wie läuft es denn so bei euch? Herrgott, das waren noch Zeiten …«
    »Hast du mir nichts anderes zu sagen?«
    »Äh … Was denn?«
    »Hast du keine Nachricht für mich?«
    Er sah so schon ganz schön dumm aus, aber in diesem Augenblick hätte er glatt den Wettbewerb einer Satirezeitschrift für das Gesicht des Jahres gewinnen können.
    »Nachricht?«
    »Über das Liebesleben der Pflastersteine.«
    »Pflastersteine?«
    Der Dialog hätte aus einem Film der Marx-Brothers stammen können, aber es war überhaupt nicht witzig. Er glotzte mich verständnislos an, und zu einer anderen Zeit und an einem anderen Ort hätte ich absolut nichts dagegen gehabt, ihn zu treffen, aber jetzt wünschte ich, er möge im Erdboden versinken. Wenn ich beobachtet wurde, gab es jetzt sicher ein großes Rätselraten.
    »Hau ab!«
    »Was?«
    »Hau ab«, sagte ich. »Verschwinde! Schieß in den Wind! Kratz die Kurve! Hast du noch nicht kapiert? Verpiß dich!«
    »Ich wollte doch nur …«
    »Mensch, mach die Fliege! Soll ich dir erst Beine machen?«
    Jansson-Jönsson-Johansson warf mir einen zutiefst gekränkten Blick zu. Dann stelzte er in Richtung U-Bahn davon. Worüber er mit seinen neuen Kollegen in der Mittagspause tratschen würde, war klar. Hassel war der größte Hegel, dem er je begegnet war. Gott sei Dank, daß er nicht mehr bei dem Verein arbeitete!
    Zwanzig vor zwölf. Menschen liefen vorbei, ab und zu blieb jemand in der Nähe stehen, um ein Schaufenster anzusehen. Hatte Jansson-Jönsson-Johansson meinen Kontaktmann verscheucht? Witterten sie Gefahr? Ich zwang mich, freundlich zu grinsen. Das sollte sie beruhigen.
    Zehn vor zwölf. Ich registrierte Bruchstücke aus den Gesprächen von Passanten, aber die Sätze hatten nichts mit mir zu tun.
    Schauspieler Soundso war langweilig gewesen und die Reise nach Kreta hatte einen Tausender gekostet und man sollte alle Köter in der Stadt abknallen, weil sie alles vollscheißen, und so weiter und so weiter.
    Fünf vor zwölf. Was nun? Sollte ich abhauen oder weiterhin stehen bleiben, als eine Art lebende Reklame für das Reisebüro? Er hatte gesagt, ich solle um halb zwölf da sein, aber er hatte nicht gesagt, wie lange ich warten sollte. Die Mittagssonne wärmte den Asphalt, und es roch nach Abgasen.
    Jetzt war es genau zwölf Uhr. Es gelang den Kirchenglocken, den Straßenlärm zu übertönen. Ein Mädchen tanzte vorbei, ein alter Mann humpelte am Stock, ein Junge trieb einen Fußball vor sich her. Er erwischte ihn etwas hart, so daß der Ball bis

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