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Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Titel: Roland Hassel - 07 - Wiedergänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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sprichst. Was für Möglichkeiten?«
    Simon gab mir durch seine Mimik zu verstehen, daß er von meinem Vermögen, dumm herumzuquatschen, sehr angetan war. Dem Anrufer imponierte es weniger.
    »Wenn du mitspielst, bezahlen wir für die Information, und gut. Spielst du allerdings nicht mit, dann töten wir deine Familie.
    Wie entscheidest du dich?«
    »Aber wer …«
    Seine bisher sehr beherrschte Stimme schrillte nun: »Halt die Fresse! Wie willst du es haben? Wähle!«
    Ich erwiderte nichts, sondern atmete nur in den Hörer.
    »Na? Antworte!«
    »Wieso? Ich sollte doch die Fresse halten, oder?«
    »Sooo! Du denkst, du kannst so weitermachen? Dann schließe ich daraus, daß du nicht interessiert bist. Schade. Das Schicksal deiner Frau und deiner Tochter wird dir zeigen, daß du dich besser anders entschieden hättest. Tschüs, Hassel.«
    Simon nickte, und ich mimte den Angsterfüllten.
    »Warte, hallo, stopp, leg nicht auf. Ich weiß ja, worum es geht.«
    Das reichte schon, ihn wieder gnädig zu stimmen. Er hatte den widerspenstigen Polizisten gezähmt, indem er damit gedroht hatte, seine Nächsten umzubringen. Eine effektive Methode also. Ich wünschte ihm Eiterbeulen, Gicht und Schuppen gleichzeitig an den Hals.
    »Du spielst also mit?«
    »Ja, aber wieviel laßt ihr denn springen? Ich bin nicht billig, und die Sache muß euch eine Menge wert sein.«
    Ich ließ meine Stimme so richtig habgierig klingen, das machte mich glaubwürdiger.
    »Darüber reden wir, wenn wir uns treffen.«
    »Ja ja, aber ungefähr? Das Geld ist schließlich wichtig für mich. Wenn das herauskommt, verliere ich meinen Job, und da muß ich abgesichert sein.«
    »Auf dem Sveavägen gegenüber den Hochhäusern liegt das Reisebüro Heb-Tours. In der Nähe von Spies. Morgen Punkt halb zwölf wartest du dort. Jemand kommt dann zu dir und sagt ›Eins-zwei-drei‹. Die Person gibt dir dann weitere Instruktionen.«
    »Und wie läuft das mit den Moneten?«
    »Du wartest dort, bis du angesprochen wirst. Du weißt, was passiert, wenn du uns übers Ohr hauen willst.«
    Ich konnte das Gespräch nicht noch mehr in die Länge ziehen.
    Simon rannte aus dem Zimmer. Vielleicht sollte ich ihm hinterherrennen und Enthusiasmus zeigen, aber ich hatte keine Lust. Ich legte die Füße auf den Schreibtisch und schloß die Augen. Es war angenehm, nicht nachzudenken, sondern nur so herumzusitzen und sich in eine Art schwerelosen Schlummer versinken zu lassen. Leider wurde ich durch Simon gestört.
    »Der Anruf kam aus einer Telefonzelle weit südlich vor der Stadt. Wir haben es wieder nicht geschafft. Kannst du dir nicht schnell mal die Schuhe putzen?«
    »Wozu? Es ist doch bald Sommer, und da kann man barfuß gehen.«
    »Wir wollen essen gehen. Ich lade dich ein. In einer Stunde hole ich dich ab.«
    Dagegen hatte ich natürlich überhaupt nichts einzuwenden. Wir landeten in einem kleinen Restaurant in Söder. Vorspeise und Hauptgericht und Kaffee, und dann ein Helles. Wie früher, als wir noch jung und dumm waren.
    »Die kriechen dir in den Arsch, um dich zu täuschen, denn sie glauben, daß du der einzige bist, der weiß, wo diese verdammte Diskette versteckt ist. Die enthält Dynamit. Du hast sie in der Hand; das wissen sie. Im großen und ganzen sind sie bereit zu zahlen, was du verlangst.«
    »Und mich sofort totzuschlagen, wenn sie bekommen haben, was sie wollen.«
    »Ja, natürlich, aber das ist eine andere Sache. Die Sandwiches hier sind übrigens die kleinsten, die ich je gesehen habe. Da bestellt man im guten Glauben, alles wäre noch wie früher, drei Stück als Vorspeise, und was bekommt man? Ein paar Krümel aus dem Brotkorb.«
    Er maulte weiter vor sich hin, aber ich, der ich eine bedeutend kleinere Portion bestellt hatte, konnte mich beim besten Willen nicht anschließen. Mein Appetit war auch nicht besonders groß.
    »Was passiert, wenn sie merken, daß ich ihnen gar nichts zu bieten habe? Habe ich dann noch eine Chance, das Pensionsalter zu erreichen?«
    Simon zuckte die Schultern, ohne zu antworten. Es war auch nicht nötig. Es würde mir nie gelingen, sie zu überzeugen, daß auch ich das Versteck von Karstens Diskette nicht kannte. Und ich brauchte mir nicht einzubilden, daß sie mich schonen würden, weil ich eine Familie zu versorgen hatte. Mein Todesurteil war praktisch schon gesprochen, auch wenn ich noch versuchte, mich freizustrampeln.
    Ich konnte sie vielleicht noch eine Zeitlang bluffen, aber dann würden sie mich auf alle Fälle umbringen.

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