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Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Titel: Roland Hassel - 07 - Wiedergänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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Suche nach Sensationen. Sie kamen aus den Vororten, wo nichts los war, hierher in die City, wo alles möglich war. Natürlich lauerten hier auch die Gefahren, aber gibt es denn ein Leben ohne Verführungen? Selbst Mönche naschen heimlich vom Likör.
    Eine Gang von Fünfzehn-, Sechzehnjährigen stand dicht beieinander, und es sah ein wenig merkwürdig aus. Einer von ihnen sprach, und die anderen lauschten und nickten ab und zu als Zeichen, daß sie zuhörten. Vielleicht planten sie den Überfall auf ein Warenhaus oder einen Raubzug im Park, oder irgendwo Flipper zu spielen oder der Mutti Veilchen zu kaufen. Man wußte nie. Der Kreis öffnete sich, und ich entdeckte eine Person, die sich in Alter und Größe von den anderen unterschied.
    »Da haben wir ja unseren Mann«, sagte ich.

Siebzehntes Kapitel
    Routiniert pirschten wir uns von beiden Seiten an ihn heran. Er sah uns an, ohne mich wiederzuerkennen. Wir wiesen uns aus, aber es schien, als könne er nicht lesen.
    »Wir haben uns heute mittag schon einmal getroffen, kurz vor zwölf«, sagte ich.
    »Ach ja?« erwiderte er unbestimmt.
    »Du hattest gerade einen Hunderter dafür bekommen, mir einen Ball an den Kopf zu werfen und mir einen Lieferwagen zu zeigen, in den ich einsteigen sollte.«
    »Ach ja?«
    Einer der stämmigsten Sechzehnjährigen baute sich vor mir auf und gab sich Mühe, mir zu imponieren. Diese viel zu früh verhärteten Gesichter! Teenager, die gelernt haben, daß die Welt ein Dschungel ist und man scharfe Zähne und Krallen braucht, um an die Fleischtöpfe zu gelangen.
    »Was willst du von ihm?« erkundigte er sich, bemüht, den Stimmbruch zu unterdrücken.
    »Sei nicht so neugierig«, gab ich müde zurück.
    »He, paß bloß auf! Was du von ihm willst, habe ich gefragt. Ich rate dir zu antworten.«
    »Polizei. Hier meine ID-Karte. Der wackere Mann auf dem Bild, das bin ich. Wir haben ein paar Fragen an den jungen Mann hier. Wenn du jetzt zufrieden bist, kannst du mit deinen Freunden abziehen und jedem eine Tüte Gummibärchen fürs Wochenende kaufen.«
    »Boy, I can make trouble for you!« Der Sechzehnjährige machte eine unmißverständliche Geste.
    Das war zuviel. Ich grinste, aber Sune war tödlich beleidigt durch diesen Mangel an Respekt gegenüber der Ordnungsmacht. Er knöpfte die Jacke auf, so daß man das Holster sehen konnte, starrte den Jungen wütend an und drohte mit spitzer Stimme: »Noch einen Ton und wir nehmen dich mit. Du bist im strafmündigen Alter und landest im Register. Und jetzt verschwinde, ich sage es nicht noch einmal!«
    Es muß an der Stimme gelegen haben, daß der Sechzehnjährige unsicher wurde. Er sah sich um. Möglicherweise waren wir nicht die einzigen Bullen auf der Platte, vielleicht wimmelte es geradezu von Ermittlern in Zivil. Er knuffte den Jungen in die Seite und befahl barsch: »Und du hältst den Mund, Pigge!«
    Er stolzierte davon, und die anderen folgten, nicht ohne uns verborgene Blicke zuzuwerfen. Wir zogen uns mit dem Jungen in eine Ecke zurück, wo wir ungestört reden konnten. Der Junge zeigte nicht die mindeste Angst, aber auch nicht die Arroganz, die manche in seinem Alter an den Tag legen, weil sie sich aufgrund ihrer Minderjährigkeit sicher fühlen.
    »Wie heißt du?« fragte ich.
    Er überlegte eine Weile und antwortete dann gleichgültig: »Pigge.«
    »Wofür ist Pigge die Abkürzung, für Per Göran?«
    »Per Gunnar.«
    »Und weiter?«
    »Nichts weiter.«
    »Jeder Mensch hat auch einen Nachnamen. Wir wollen deinen erfahren, Pigge.«
    Er kratzte sich an der Nase, und das war nur allzu verständlich. Noch besser wäre gewesen, er hätte zufällig ein Stück Seife in der Hand gehabt.
    »Bengtsson.«
    »Zeig uns deinen Ausweis.«
    »Hab keinen. Verloren.«
    »Komm uns nicht so. Du hast einen Ausweis, und den wirst du uns jetzt zeigen. Schau mal in deinen Jeans nach. Sonst müssen wir es tun.«
    Unendlich langsam näherte sich seine Hand der Gesäßtasche. Wir hatten uns so postiert, daß eine Flucht unmöglich war. Er sah, daß er keine Chance hatte, obwohl er klein und wendig war. Die Polizei war in der Übermacht. Er reichte mir eine ID-Karte in einer schmutzigen Hülle.
    »Na, Pigge, da hast du wohl nicht ganz die Wahrheit gesagt. Per Gunnar heißt du ja, aber Lundkvist mit Nachnamen. Vielleicht liegt es daran, daß du ein wenig undeutlich sprichst. Und vor zwei Wochen bist du also zehn Jahre alt geworden.«
    Pigge antwortete nicht. Ab und zu zwinkerte er nervös. Sune las die Karte und

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