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Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Titel: Roland Hassel - 07 - Wiedergänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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notierte sich die Angaben. Der Junge erhielt seinen Ausweis zurück und stopfte ihn wieder in die Hosentasche. Wenn abgetragene Jeans gerade mal wieder Mode waren, dann waren seine die modernsten.
    »Na, Pigge, wie sahen denn die Typen aus, die dir den Hunderter gegeben haben?«
    »Ich habe keinen Hunderter bekommen.«
    »So? Du hast doch aber kurz nach halb zwölf jemanden getroffen, der dir Geld gegeben hat, damit du mich mit deinem Ball provozierst, eins-zwei-drei zählst und mich in den U-Bahntunnel lockst. Erinnerst du dich?«
    Die Augen des Jungen glänzten, als hätte er Fieber, aber wahrscheinlich war dies eher auf die Bekanntschaft mit Drogen zurückzuführen. Plötzlich rammte er den Kopf in Sunes Magen. Sune machte einen überraschten Schritt rückwärts. Im nächsten Augenblick waren von Pigge nur noch die abgelaufenen Schuhsohlen zu sehen. Sune schien die Pistole ziehen zu wollen, aber ich legte ihm beruhigend die Hand auf den Oberarm. Es gab schon genügend unangenehme Schlagzeilen in der Zeitung.
    »Früher gab es einmal Erziehungsanstalten«, bemerkte er giftig.
    »Mach dir nichts daraus. Du hast doch seine Adresse und die anderen Angaben von seiner ID-Karte. Du kannst ihn dir schnappen, wann immer du willst.«
    »Wieso ich? Das ist doch nicht mein Fall.«
    »Doch. Du kennst die Details und weißt, wonach du fragen mußt. Alle Beschwerden bitte an Simon. Ich geh jetzt nach Hause, und wenn du willst, darfst du mich bis zur Tür begleiten. Ich fühle mich ein wenig schwach, ehrlich gesagt.«
    Das war kein Scherz, sondern wahrscheinlich eine verspätete Reaktion auf die Erlebnisse des Tages. Ich befürchtete tatsächlich, auf Sunes Hilfe angewiesen zu sein. Gott sei Dank war es nicht weit bis zu meiner Wohnung, so daß er keinen Grund hatte, sich aufzuregen. Das tat er auch nicht, aber dafür fing er an zu maulen, als ich ihm sagte, daß ich vorher noch in Åhlens Supermarkt müßte, um ein wenig einzukaufen.
    »Sune, ich will deinetwegen nicht verhungern. Es geht ganz schnell.«
    Ich packte das Allernotwendigste in den Einkaufswagen, und er rollte ihn sogar zur Kasse, allerdings ohne besonderen Enthusiasmus. Mein Schutzengel im Hof meldete sich, und Engel Nummer zwei würde unverzüglich ans Tor eilen. Sune erhielt am Tor seinen Abschied und nahm meinen Dank entgegen, ohne eine besondere Rührung zu zeigen. Im Gegenteil, er steckte sich eine Zigarette an und machte eine beleidigende Geste.
    Als erstes zog ich den Telefonstecker aus der Dose. Auf Virenas eisklirrende Stimme hatte ich keine Lust, und damit war auch Elin aus dem Rennen. An anderen Anrufern war ich generell nicht interessiert. Ich aß ein wenig Aufschnitt und trank ein Helles dazu. Nebenbei las ich in einem Reklameblättchen über einen Schuhausverkauf zu fantastischen Preisen, bei dem man sogar eine Tube Schuhkrem gratis bekam. Diese Philantrophen von Schuhhändlern! Das war auch ungefähr die Lektüre, die ich vertrug. Ich legte mich aufs Bett und muß sofort eingeschlafen sein, denn ich konnte mich später nicht einmal erinnern, wie mein Kopf in das Kissen sank.
    Ich wachte um halb zehn am folgenden Morgen auf und fühlte mich wie ausgekotzt. Die schweißgetränkten Kleider klebten mir am Körper.
    Wahrscheinlich hatte ich geträumt, aber ich konnte mich Gott sei Dank nicht erinnern. Der Spiegel im Bad zeigte mir ein müdes Gesicht mit Bartstoppeln und geschwollenen Tränensäcken. Ich grinste das Spiegelbild an. Es grinste zurück. Dann lüftete ich und machte das Telefon gesprächsbereit.
    »Heute müßt ihr ohne mich klarkommen.«
    »Du hast gesagt, daß du den Nachmittag frei haben willst.«
    »Das war gestern. Heute will ich den ganzen Tag. Ich muß noch ein Stündchen schlafen. Wie läuft es bei dir?«
    »Überhaupt nicht. Wir wissen eine ganze Menge, aber das nutzt uns überhaupt nichts. Die Hausdurchsuchung bei Inger Olsson hat ein paar interessante Dinge zutage gefördert. Unter anderem …«
    »Das kannst du mir morgen erzählen. Gute Nacht!«
    Ich fühlte mich, als hätte ich tagelang nicht geschlafen. Ich duschte und zog mir einen frischen Pyjama über. Mit bleischweren Händen bezog ich das Bett neu. Wieder schlief ich sofort ein. Als ich das nächstemal aufwachte, war es halb eins. Für verschiedene Leute brachten die Nachrichten im Radio sicher wichtige Neuigkeiten, aber zu denen gehörte ich nicht. Die Morgenzeitung landete auf einem Stapel, wo schon andere Blätter lagen, die ich irgendwann lesen wollte, wenn ich Zeit

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