Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Titel: Roland Hassel - 07 - Wiedergänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
Vom Netzwerk:
haben würde. Also wenn ich in Pension ging.
    Ein Brief war in Druckbuchstaben an mich adressiert. Er trug keinen Absender. Ganz normales weißes Papier mit ganz gewöhnlichen Druckbuchstaben.
    »Unsere Geduld ist zu Ende. Gib uns die Informationen. Jetzt. Sei morgen früh um halb acht zu Hause. Wir rufen an. Wenn dir dein Leben lieb ist …«
    Aha. Gut, ich würde um halb acht zu Hause sein. Aber bis dahin hatte ich offenbar meine Ruhe. Der Brief wirkte irgendwie harmlos, wie wenn ein kleines Kind droht, das Haus umzustürzen, wenn man ihm nicht zu Willen ist. Die Drohung war auch kindisch, und das wußten sie.
    Solange ich nicht mitspielte, hatte ich sie im Griff. Das war natürlich ein weiterer Grund, mich zu hassen. Wenn es etwas gab, was sie nicht vertrugen, dann dieses Gefühl der Hilflosigkeit.
    Ich gab mich den Freuden der Tafel in Form von Tee und Weißbrot, zu fettem Käse und geschnittener Tomate hin. Die ganze Zeit überlegte ich, wie ich die Vitamine aus der Tomate herausbekommen könnte.
    Dann suchte ich alle erforderlichen Papiere zusammen und packte sie in eine dünne Brieftasche, die ich einmal als Werbegeschenk erhalten hatte. Die Typen an der Börse bekommen meistens eine Kiste Champagner als Präsent, für mich war eine billige Plastehülle mit der Aufschrift »Billans Backwerk ist das beste« gut genug. Regnet’s auf den einen, so tropft es auf den anderen.
    Sollte ich die Pistole mitnehmen? Ich ließ sie lieber zu Hause. Gewiß, sie konnte mir dazu dienen, Matte Lilja zu drohen, wenn er nicht so wollte wie ich, aber das würde ich meiner angeborenen Liebenswürdigkeit wegen sowieso nicht fertigbringen.
    Ich hatte nicht weit zu laufen, und meine Müdigkeit war wie weggeblasen. Ich war in einer Stimmung wie als Kind am Weihnachtsmorgen oder als junger Bursche vor dem ersten Rendezvous. Es gelang mir sogar, die Sensationsrubriken an den Zeitungskiosken zu übersehen, die von einer Amokfahrt berichteten.
    Es ging über Tegelbacken zum Norr Mälarstrand, und ich fühlte mich besser und besser. Kein Reißbrettidiot und kein Städteplaner konnte das Ursprüngliche in Stockholm zerstören, die Harmonie von Wasserflächen und Schären. Ich lief die Polhemsgatan hinauf, und schon war ich in der Pontonjärgatan, Mälarstrandens armer Schwester. Das Fehlen der Abgaswolken des ständigen Durchgangsverkehrs war wohl eher ein Segen.
    Es war noch zu früh, Lilja auf den Geist zu gehen, und ich entschied mich für einen kleinen Spaziergang in der Umgebung. Als Kind war eigentlich der Kronobergspark mein Revier gewesen, aber ich hatte mich auch hier öfter aufgehalten.
    Wenn ich Glück hatte und die Chance bekam, hier zu wohnen, würde Elin in derselben Umgebung aufwachsen wie ihr Vater. Vorsichtig stieg ich in einen Sandspielkasten. An ihn konnte ich mich nicht erinnern, an die Schaukel dagegen um so besser. Heutzutage saßen die Kinder auf Autoreifen. Wir hatten damals schmale Holzbrettchen. Es galt, so hoch wie möglich zu schaukeln, um dann so weit wie möglich abzuspringen. Wer das Spiel nicht beherrschte, sprang zu spät ab und bekam das zurückschwingende Brett an den Hinterkopf. Solche Wettbewerbe waren für Elin natürlich viel zu gefährlich. Auch das Überschlagschaukeln mußte sie nicht unbedingt ausprobieren.
    Aha, die hohle Eiche am Fuße des Felsens stand noch. Jetzt war sie mit Zement ausgegossen, aber zu meiner Zeit konnte man hinaufklettern und in den Stamm hinabsteigen. Auch das war kein Sport für Elin. Wir pflegten nämlich ganz in die Krone des Baumes zu steigen und von da aus auf den Felsen hinüberzuspringen.
    Auch den alten, in den Stein gesprengten Schutzraum gab es noch. Die Tür war jetzt aus Holz, früher war sie aus Eisen gewesen. Die ganz Kleinen glaubten, daß ein Troll dahinter wohnte. Sie warfen einen Stein gegen die Tür und rannten dann weg, bevor der Troll sie greifen konnte.
    Ich merkte, daß ich die ganze Zeit lächelte, aber es war mein Mund, und ich konnte tun, was ich wollte. Der Felsen war ziemlich steil. Oben auf der Kuppe gab es einen Platz, an dem wir uns mit Vorliebe aufhielten, aber der war für Elin auch nicht geeignet, denn sie konnte sich verletzen. Ich widerstand der Lust hinaufzusteigen, sondern wählte lieber den Sandweg, der zum Park führte.
    Da stand der wohlbekannte Gedenkstein mit dem Text, den ich noch auswendig hersagen konnte. Er berichtete, daß hier in den Jahren 1856-1923 Sappeure und Ingenieure, Pontoniere und Telegraphisten stationiert waren. Das

Weitere Kostenlose Bücher