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Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Titel: Roland Hassel - 07 - Wiedergänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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würde ihn wiedererkennen, wenn ich ihn zu Gesicht bekäme.«
    Der Wagen hielt in der Sveagatan in unmittelbarer Nähe des Platzes, und wir stiegen auf die untere Ebene, die sogenannte Platte, hinunter. Es waren schon viele ausländische Jugendliche da, die in Gruppen auf den Treppen saßen, Gitarre spielten oder sich einfach nur unterhielten.
    Viele waren Kiffer, viele Fixer, viele Kriminelle und viele ganz normale junge Leute, die die Welt sehen wollten und per Anhalter umherreisten, um im Alter einmal von ihren Erinnerungen zehren zu können. Es wurde ziemlich offen mit allem gehandelt, was verboten war.
    Kleine weiße Tütchen wechselten den Besitzer, Diebe suchten nach Hehlern und Hehler nach Dieben. Junge Mädchen, die mit beiden Beinen auf Abwege geraten waren, suchten den Mann ohne Gesicht, der bereit war, ein paar Hunderter für einen Moment feuchtkalten Liebesersatz auszugeben, in irgendeinem Loch, das ansonsten von Fixern bewohnt war. Auch Jungen, die meisten viel zu jung, vermieteten sich an Männer. Sie mußten sich aber nicht in irgendwelche Löcher verkriechen, sondern verbrachten ihre Arbeitsstunden in verschiedenen Autos.
    Manchmal bekamen wir die Platte ziemlich sauber, und es schien dann immer, als habe sich der Einsatz endlich einmal gelohnt, aber dann machte uns oft der Personalmangel einen Strich durch die Rechnung, und die giftigen Insekten krochen wieder unter den flachen Steinen hervor.
    Auch die fantastische Citygruppe der Sozialbehörde kroch auf den Knien, genau wie wir. Die Sozialarbeiter oder Sozialsekretäre, wie sie sich neuerdings nannten, mühten sich redlich, die durch die Stadt streunenden Jugendlichen festzuhalten, mit ihnen ins Gespräch zu kommen und sie zu bewegen, eine Jugendherberge oder im Bedarfsfalle die Jugendklinik aufzusuchen.
    Wir Fahnder hatten die Arbeit der Citygruppe schätzen gelernt, die nach immer neuen Wegen suchte, um an die jungen Leute heranzukommen. Sie arbeiteten oftmals rund um die Uhr, so etwas wie ein Privatleben kannten die wenigsten.
    Mit uns Polizisten hatten sie noch weiteres gemeinsam: Viele brannten vorzeitig aus. Ideale verblassen, wenn man täglich sieht, wie schwer sie durchzusetzen sind und wieviel Unverständnis Chefs zeigen, die nur mit Haushaltsposten zu rechnen gelernt haben und den Menschen darüber vergessen. Aber es tauchen auch immer wieder neue, enthusiastische Leute auf, die dann ihrerseits erfahren, wie anstrengend es ist, mit Jugendlichen zu arbeiten, die so große Probleme haben. Wenn nur mehr Geld zur Verfügung gestanden hätte, um wenigstens einen Teil der Projekte zu verwirklichen. Aber daran war nicht zu denken.
    So konnte immer nur einem Teil der Jugendlichen in der City geholfen werden, und bald waren wir an der Reihe, uns um den Rest zu kümmern. Wer einmal im Gefängnis gewesen war, kam aus dem Teufelskreis kaum noch heraus. Die einzige Chance war, einen Erwachsenen zu treffen, der einen am Kragen packte. Dann konnte man es doch noch zu Frau und Kindern, einem festen Job und einem Sommerhäuschen bringen. Ich beneidete die Sozialsekretäre nicht, die in der City arbeiteten. Sie mich allerdings auch nicht.
    »Hier lungern mindestens hundert Typen herum, die man einlochen müßte«, murmelte Sune.
    »Da hast du recht«, pflichtete ich ihm bei.
    Langsam drehten wir unsere Runden, liefen durch die Gänge, schauten in die Ecken, Geschäfte und unter die Treppen. Ein paar Musikgruppen spielten und sammelten Geld. Südamerikanische Musik habe ich immer gemocht, deshalb blieben wir bei einer chilenischen Gruppe stehen und lauschten eine Weile. Ein Mann hatte Jesus getroffen und eine Botschaft weiterzugeben. Ein Mädchen sammelte Unterschriften gegen die Behandlung der Kurden, zwei dunkeläugige Männer zeigten mir Bilder von Leuten, die im Iran mißhandelt worden waren. Ein redegewandter Verkäufer mit Mikrofon und Verstärker versuchte, Messersets an den Mann zu bringen. Meiner Meinung nach war er hier völlig fehl am Platze.
    »Daß die sich das hier alle so trauen ohne Genehmigung«, wunderte sich Sune und glotzte die Chilenen an.
    »Vielleicht haben sie eine«, wandte ich ein. »Vom Staatsminister persönlich unterzeichnet.«
    »Das glaube ich nicht. Der beschäftigt sich nicht mit solchen Angelegenheiten.«
    Sune hatte keinen Sinn für Humor, begriff die einfachsten Dinge nicht und konnte das Maul nicht halten. Aber er merkte auch nicht, daß ihm etwas fehlte.
    Die Jugendlichen schlenderten in Gruppen umher, immer auf der

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