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Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Titel: Roland Hassel - 07 - Wiedergänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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›Sappeure und Ingenieure‹ hatte faszinierend geklungen, fast wie eine Trollformel. Was die Worte bedeuteten, wußte ich damals natürlich nicht.
    Der Weg schlängelte sich weiter hügelan. Immer wieder gab es Pfade, die man benutzen konnte, um sich davonzustehlen. Zum Beispiel, wenn einen eine der vielen Banden von Halbwüchsigen verfolgte, die es überall in der Stadt gab. Wenn allerdings jemand auf die Idee kommen sollte, Elin auch nur zehn Zentimeter zu jagen, würde er es mit mir, einem Wasserwerfer und allen verfügbaren Einsatzkräften der Polizei zu tun kriegen.
    Hier oben verlief der Weg an der Mauer der Kungsholmener Oberschule entlang. Wir pflegten den Zaun zu erklettern und uns dann wie die Affen auf die benachbarten Bäume zu schwingen. Absolut nichts für Elin. Sie würde nur nette und ungefährliche Spiele spielen, bei denen man sich weder Schürfwunden noch verstauchte Füße holen konnte. Deshalb mußte ich mich bei der Schilderung meiner Kindheitserinnerungen am besten in einen lieben kleinen Jungen im Seemannskostüm verwandeln, für den es nur einen Wunsch gegeben hatte, nämlich seinen Eltern Freude zu machen.
    Es wurde Zeit für die Verabredung mit dem Ehepaar Lilja, und so trottete ich über die Straße und durch das Tor zur Balzar von Platensgatan. Ein schönes und gut erhaltenes Tor. Mit dem Fahrstuhl fuhr ich ins oberste Geschoß. Ein schöner, gut erhaltener Fahrstuhl. Ich klingelte an der Tür. Eine schöne, gut erhaltene Tür, ein angenehmer Ton. Ein ungefähr fünfundzwanzigjähriger junger Mann öffnete. Er war groß, schlank und elegant gekleidet. Sein Haar war kurz geschnitten und gut gebürstet. Sein solariumgebräuntes Gesicht mit regelmäßigen Zügen und lebendigen Augen war auch zu einem freundlichen Lächeln fähig. Er reichte mir seine manikürte Hand.
    »Hej, Hassel. Ich bin Matte. Komm rein.«
    Im Korridor kam uns seine Frau entgegen, in einer Tunika, zu der sie glänzende knallrote Leggings und silberne Pantöffelchen trug. Die Brust zierte ein aufgesticktes Tigerhaupt, um die schmale Hüfte hatte sie ein goldenes Tuch geschlungen. Ihr Gesicht unter dem bunten Irokesenkamm war mädchenhaft und gut geschminkt. An den Ohrläppchen hingen große hölzerne Ringe.
    Wir begrüßten uns.
    »Ich bin Vickan. Ein halbes Jahr mußten wir hier leben. Wenn man es leben nennen kann.«
    Eigentlich war es gar kein Korridor, sondern eine runde, freundliche, luftige Empfangshalle. Bis in ein oder anderthalb Meter Höhe waren die Wände mit einer Holzart verkleidet, die ich nicht kannte. Wahrscheinlich handelte es sich um Edelhölzer. Darüber war die Wand mit weißgemaltem Stoff bespannt. Außer einem Hutständer und einem Spiegel gab es keine Möbel.
    »Wir zeigen dir zuerst gleich den schlimmsten Leichenraum«, seufzte Vickan.
    Es handelte sich um ein herrlich großes Wohnzimmer. Die Wände waren wie im Flur gestaltet. Eine Tür führte auf einen Balkon, und ich erahnte eine wunderbare Aussicht. In dem ganzen Zimmer standen lediglich ein Sofa, ein riesiger Fernsehapparat und eine Stereoanlage mit gigantischen Boxen.
    »Das beste am Schlafzimmer ist, daß man darin die Augen zumachen kann«, bemerkte Matte sarkastisch.
    Es gab zwei große, schöne Schlafräume, die ebenso vornehm und gediegen wirkten wie das ganze Haus. Einer war völlig leer, im anderen stand ein Doppelbett mit weißem Überzug.
    »Tja, da wäre dann noch so ein Rattenloch«, meinte Vickan betreten.
    Auch dieser Raum war leer. Er ging von dem einen Schlafzimmer ab und war etwas kleiner. Eine Bibliothek. Ein Hobbyraum. Ein Arbeitszimmer. Ein Eßzimmer. Ein Raum zum Feiern. Ich zeigte auf eine weitere Tür.
    »Und wohin führt die?«
    »Die? Vickan, haben wir je nachgesehen, was sich hinter dieser Tür verbirgt?«
    »Ja, als wir eingezogen sind. Das ist so eine Art Abstellkammer.«
    Die Abstellkammer entpuppte sich als ein Raum, der sich von der Größe her ideal als Kinderzimmer eignete.
    »Das ist ja eigentlich eine Fünfraumwohnung«, sagte ich.
    »Kann sein«, meinte Vickan. »So steht es auch im Mietvertrag, aber eine Abstellkammer als Wohnraum auszugeben, ist doch Betrug.«
    Anschließend bekam ich noch die separate Toilette und das geflieste Bad zu sehen, das einem Filmstar Ehre gemacht hätte.
    Matte und Vickan entschuldigten sich die ganze Zeit für die in ihren Augen häßliche Wohnung.
    »Und jetzt willst du sicher noch den Balkon sehen«, vermutete Matte. »Das ist auch so ein Monstrum, auf dem man höchstens

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