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Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Titel: Roland Hassel - 07 - Wiedergänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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Rote Bete ziehen kann. Aber wer mag schon Rote Bete?«
    Wir gingen auf den Balkon, und ich war fasziniert. Riddarfjärden lag vor mir, mit glänzendem Wasser und vielen Segelbooten, die wohl ihre diesjährige Jungfernfahrt machten. Vickan machte mir ein Zeichen, daß man sogar um die Hausecke herumgehen konnte, und nun lag der ganze Park in frühlingshaftem Grün vor mir. Hier draußen war Platz genug, rauschende Feste zu feiern und einen ganzen Urlaub zu verbringen. Vickan schien meine Begeisterung überhaupt nicht zu teilen, denn sie seufzte leise: »Nun hast du alles gesehen.«
    »Halt, die Küche fehlt noch«, berichtigte Matte sie. »Schau mal, Vickan! Da unten läuft ein Mensch! Siehst du? Der muß seinen Kompaß verloren haben!«
    »Vielleicht ist er auch auf der Flucht.«
    Die Küche war frisch renoviert, groß und mit allem technischen Komfort ausgestattet.
    »Du bist nicht interessiert, was?« erkundigte sich Matte. »Das wundert uns nicht.«
    Ich räusperte mich.
    »Nun ja. Ihr meint also, es wäre zu ruhig hier?«
    »Ruhig?« rief Vickan. »Hier ist es wie auf dem Friedhof. Weit und breit keine Kneipe, von einer Diskothek haben sie hier in dieser Gegend noch nie etwas gehört. Es gibt hier kilometerweit keinen Platz, wo man sich mal mit Freunden treffen kann. Wenn die Sonne untergeht, schlafen hier alle ein.«
    »Tja, das ist ja wirklich deprimierend, wenn es keine Disco gibt«, heizte ich noch ein bißchen ein.
    »Genau. Und mit dem Wagen in die Stadt geht auch nicht, weil man dort wieder keinen Parkplatz bekommt. Taxis verirren sich nicht hierher, vielleicht boykottieren sie die Gegend auch, wer weiß. Hier ist man von allem abgeschnitten. Seit wir eingezogen sind, wollen wir wieder weg, aber niemand wollte mit uns tauschen.«
    »Ich bin, wie gesagt, interessiert«, bestätigte ich noch einmal und versuchte, meine Stimme gleichgültig klingen zu lassen.
    Matte schaute auf seine Rolex.
    »Okay, dann fahren wir zu deiner Wohnung und schauen uns die mal an. Wenn sie uns gefällt, machen wir gleich alles klar. Ich habe den Wagen in der Garage auf der anderen Straßenseite. Die kannst du, wenn du willst, auch mit übernehmen.«
    Offensichtlich pflegten die jungen Leute, schnell zu entscheiden und zu handeln. Ich dagegen war daran gewöhnt, in einem Jahr eine Schreibmaschine zu beantragen, um dann im nächsten einen frisch gespitzten Bleistift zu erhalten. Lilja griff sich einen Aktenkoffer aus braunem Leder, und ich merkte, wie meine Brieftasche vor Scham schrumpfte.
    In der Garage stand ein Porsche. Vickan schwang sich auf den Rücksitz, und ich schnallte mich auf die Beifahrerschale. Es war ein Auto, das es mit einer Rakete aufnehmen konnte, aber Matte fuhr überraschend ruhig.
    »Ordnungshalber muß ich fragen, ob du eine feste Anstellung und keine Schulden hast«, sagte ich.
    Es war immer noch zu schön, um wahr zu sein. Vielleicht war er schon elfmal in Konkurs gegangen und war jetzt wieder auf dem besten Weg.
    »Ich arbeite seit drei Jahren bei einer Computerfirma. Ich wollte mich vor kurzem selbständig machen, aber dann bot man mir eine Beteiligung an dem Unternehmen an. Ich verdiene wirklich nicht schlecht.« Er nannte sein Einkommen, das das des Staatsministers etwa um das Dreifache überstieg.
    »Vickan ist Teilhaberin eines Schönheitssalons in der Hamngatan. Sie ist gelernte Maniküre und erprobt neue künstlerische Methoden zur Gestaltung von Fingernägeln.«
    »Warum kauft ihr euch eigentlich keine Wohnung? Geld genug müßt ihr doch haben.«
    Er schüttelte den Kopf und sagte ernst: »Solche Geschäfte lehnen wir ab. Wir lieben es, Geld zu haben und damit zu arbeiten, aber an Wohnraum sollte man sich nicht bereichern. Das sind dreckige Geschäfte.«
    Mit energischen Schritten überquerten sie den Hof und stapften die Treppen zu meiner Wohnung hinauf. Ich hatte mich innerlich darauf vorbereitet, es ihnen gleichzutun und alles schlechtzumachen, ließ es dann aber sein und hielt den Atem an.
    »Genau das haben wir gesucht«, sagte Matte, und Vickan nickte eifrig. »Genau im Zentrum der Stadt. Hier schlägt der Puls der Zeit!«
    »Wie dick sind die Wände?« wollte Vickan wissen. »In unserer Grabkammer darf man nämlich nicht einmal die Stereoanlage ein bißchen aufdrehen.«
    »Hier gibt es rundherum nur Firmen. Abends könnt ihr die Bässe dröhnen lassen, bis sich die Balken biegen.«
    Sie schauten sich an und waren vor Glück ganz selig. Länger konnte ich nun nicht mehr warten. Die Wahrheit

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