Roland Hassel - 07 - Wiedergänger
mußte heraus, auch wenn dadurch aus dem Tausch nichts wurde.
»Da ist noch eine Sache, die ihr wissen solltet«, sagte ich so leichthin, wie ich vermochte. »Ihr habt in der Zeitung vielleicht von dem Mord in der Drottninggatan gelesen?«
»Der Typ, der zerhackt wurde?«
Ich zeigte in Richtung Kinderzimmer.
»Da drinnen wurde er gefunden. Von mir.«
Alles hätte ich erwartet, nur nicht diese Reaktion.
»Aber das ist ja Spitze!« rief Matte, und seine Frau fiel ein: »Geil! Wir verkaufen Eintrittskarten an unsere Clique! Fantastisch! Eine Wohnung, wo ein richtiger Mord stattgefunden hat!«
Ich wischte mir schnell den Schweiß von der Stirn und sagte herzlich: »Wenn ihr einverstanden seid, bin ich es auch.«
»Ja, ja, klar«, beeilte sich Matte. »Wir fahren schnell zu unserem Hauswirt. Er ist ein Verwandter von Vickan und weiß Bescheid.«
Alles ging traumhaft schnell. Wir fuhren nach Östermalm. Als wir fast angekommen waren, fragte Lilja: »Und wieviel willst du?«
»Ich?«
»Versteht sich, daß wir zahlen. Es ist uns klar, daß kein Mensch eine solche Wohnung ohne ein paar Scheinchen nebenbei abgibt. Also, an wieviel hattest du gedacht?«
Ich überwand die Versuchung und log: »Ich habe eine Menge geerbt. Geld spielt für mich keine Rolle. Meinen Job betreibe ich als Hobby. Irgendwas muß man ja tun, damit der Tag vergeht.«
Bei dem Hausbesitzer ging es schnell. Ich hatte mich kaum gesetzt und meine Papiere hervorgekramt, da lag mir auch schon der unterschriftsreife Vertrag vor. Mit einer Kopie in der Tasche fuhren wir anschließend zu meinem Bauunternehmen. Der Frosch empfing uns, und ich bewunderte Matte Liljas Verhandlungstaktik.
Nach einer halben Stunde hatte er seinen Mietvertrag unterzeichnet, und ich konnte meinen wegwerfen.
Als wir wieder im Porsche saßen, schüttelte ich den Kopf, um die Gedanken wieder an ihren richtigen Platz zu bringen. Hatte ich das wirklich erlebt, oder würde ich bald aus einem Traum erwachen? Lilja reichte mir ein paar Schlüssel.
»Der paßt zum Tor, und der gehört zur Wohnungstür.«
»Nur noch elf Tage bis zum ersten Juni«, sagte ich.
»Daran läßt sich nichts ändern. Wir ziehen jedenfalls sofort aus. Unsere paar Möbel kommen auf einen Speicher, und wir wohnen so lange im Hotel, bis du deinen Umzug bewerkstelligt hast. Ruf uns an, wenn wir die Schlüssel bekommen können. Können wir dich irgendwohin fahren?«
»Ja, zum Polizeigebäude. Ich muß meinem Hobby noch etwas frönen.«
Ein wenig taumelig kletterte ich aus dem Porsche und begab mich in mein Büro. Da ich mich einsam fühlte, lief ich wie in Trance zu Simons Zimmer. Erst sah ich nur einen gewaltigen Aktenberg, dann entdeckte ich auch meinen besten Freund. Er hatte den Kopf auf die verschränkten Arme gelegt und schnarchte leise vor sich hin. Ein kleines Schläfchen auf Kosten des Steuerzahlers hielt ich für durchaus verzeihlich und wollte mich schon wieder diskret zurückziehen, da hob er den Kopf und gähnte ausgiebig. Dann fiel sein Blick auf mich.
»Was ist los?«
»Der Arbeitstag ist zu Ende. Du schläfst besser zu Hause weiter.«
»Ist was passiert?«
»Ja! Alles ist perfekt. Ich ziehe nach Kungsholmen, in eine Wohnung, um die mich ein persischer Fürst beneiden würde.«
»Ach so, ich dachte schon, es wäre etwas wirklich Wichtiges. Setz dich. Ich kann es nicht leiden, wenn jemand steht und ich sitze.«
Er schloß die Augen und gähnte noch einmal herzhaft.
»Verdammt, es wird immer schlimmer. Bald werden wir das ganze schwedische Volk auf der Fahndungsliste haben. Es sind schon wieder zwei Mordfälle dazugekommen.«
»Gibt es eine Verbindung zu ›unseren‹ Morden, um es einmal so auszudrücken?«
»Das glaube ich nicht. Eine Prostituierte wurde mit achtzehn Stichen niedergemacht, und einen arbeitslosen Maurer hat man erschlagen aufgefunden, in einer Gegend, wo sich immer dunkle Existenzen herumtreiben. Die Ermittlungen, die über die ausländischen Botschaften laufen, binden eine Menge Leute, die uns an anderer Stelle fehlen.«
Das war nichts Neues, und er erwartete auch keinen Kommentar von mir. Ich überlegte noch, ob ich ihm von dem schönen Badezimmer erzählen sollte, da kam er mir zuvor und hielt mir ein Foto hin. Es zeigte eine Frau in mittleren Jahren, mit groben Gesichtszügen.
»Erkennst du sie wieder?«
Ich studierte das Bild aufmerksam und schüttelte den Kopf.
»Wir haben es zu Hause bei Inger Olsson gefunden. Sie kann oder will nicht sagen, wer es ist. Das
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