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Roland Hassel - 14 - Piraten

Roland Hassel - 14 - Piraten

Titel: Roland Hassel - 14 - Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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Ein sehr merkwürdiger Traum. »Meine Frau und meine Tochter kommen gleich. Ich werde …«
    »Darum kümmern wir uns. Unten wartet der Wagen.« Wir gingen die Treppe hinunter, vor mir die Segelohren und hinter mir die Warze, damit ich nicht abhauen konnte. Dafür, daß es ein Traum war, spürte ich die Steine unter den Füßen recht deutlich. Ein dunkelblauer Volvo, der Huddingeexpreß, stand ein Stück entfernt in der Baltzar von Platens gata, und als wir in Richtung Norr Mälarstrand liefen, begegneten wir Frau Almström, die bei uns im Haus im zweiten Stock wohnt. Wie immer trug sie schwere Taschen, und wie immer lächelte ich sie an und riet ihr, sie sollte sich einen Wagen anschaffen oder ihren Mann einkaufen schicken, und wie immer erwiderte sie, Almström sei zu träge, aber sollte sie im Lotto gewinnen, würde sie einen Wagen kaufen. Meine beiden Begleiter verwandelten sich während der nachbarschaftlichen Plauderei in Statuen, doch als das Gesprächsthema mit Frau Almström erschöpft war, blieb mir nichts anderes übrig, als meinen Gang nach Canossa fortzusetzen. Olsson und Borg waren wie Schatten an meiner Seite. Traum oder nicht Traum, die Umgebung sah aus wie immer.
    Im Auto hockte ich auf dem Rücksitz neben einer Tür, die sich von innen nicht öffnen ließ. Warzen-Borg saß am Steuer, und sie unterhielten sich, als wäre ich nicht anwesend. Offenbar lag Huddinge im Traum genau da, wo es sich auch in Wirklichkeit befand, denn wir fuhren in diese Richtung. Neben mir verkündete Olsson, daß er am Abend zum Bridge eingeladen war. Borg entgegnete, er fände Bridge langweilig, nichts ginge über eine richtige Pokerrunde. Dann überlegten sie, ob sie nicht für ein Geschenk zu Jörgensens 60. Geburtstag sammeln sollten, eine Angelrute wäre doch genau das Richtige. Dann ging es um Todde und seine Zwillinge, so ein unverhoffter Kindersegen, armer Kerl, wird wohl Tag und Nacht keine Ruhe mehr finden, eine lebende Leiche. Darauf folgte ein Erfahrungsaustausch über die besten Biersorten, die neueste Krimiserie im Fernsehen, Halbwüchsige und ihre Vorliebe für leistungsstarke Stereoanlagen, Methoden, schnell ein paar Kilo abzunehmen, Reparaturkosten von Waschmaschinen, Geruchsbelästigung durch Katzenklos, die Regierung und andere mehr oder weniger wichtige Themen.
    Mein Kopf wurde immer leerer und verwandelte sich erst in einen Gummiball und dann in einen schwebenden Ballon. Ich schaute hinaus und sah Häuser und Bäume und Sträucher und Fabriken, aber eigentlich sah ich gar nichts, denn ich träumte ja, und alles floß ineinander.
    Hatte ich Geburtstag? Ich konnte mich nicht erinnern, aber vielleicht war es ja so. Irgendein rundes Jubiläum. Am Polizeigebäude von Huddinge würde die ganze Bande warten und sich über mein dummes Gesicht amüsieren; sogar Sune mit den nikotingelben Zähnen würde sich ein Lächeln abringen. Ein dreifach Hoch dem guten alten Rolle, und dann würde man mir eine Angel mit Senkblei und Haken überreichen, damit Jörgensen nicht allein auf Barschfang gehen mußte. Ein ziemlich derber Scherz, aber so sind wir nun einmal; ich würde sicher eine Gelegenheit finden, mich dafür zu revanchieren.
    »Aussteigen!«
    Waren wir schon da, im exotischen Huddinge? Warzen-Borg hatte die Tür unbemerkt geöffnet. Vorsichtig stieg ich aus dem Wagen und ließ mich, ein blinder Träumer, in den Zellentrakt des Polizeigebäudes führen. Meine Personalien wurden aufgenommen, dann folgte die übliche Leibesvisitation. Ich hatte diese Situation unzählige Mal erlebt, hätte es mir jedoch nie träumen lassen – aber das tat ich ja gerade –, einmal in der Rolle des Delinquenten zu agieren.
    Bald waren alle meine persönlichen Gegenstände registriert und in einer milchweißen Plastiktüte verstaut. Meine Hose durfte ich anbehalten, ebenso die Schuhe, weil sie keine Schnürsenkel hatten, nicht jedoch die Strümpfe. Der Polizist warf mir ein grünes T-Shirt zu; damit war ich in seinen Augen korrekt bekleidet. Dann verlangte er meine Armbanduhr, und er bekam sie.
    »Und jetzt noch den Ehering.«
    »Muß das sein?«
    »Ja. Streif ihn ab und gib ihn mir.«
    Mit Mühe schraubte ich den Goldring, in den der Name Virena und das Hochzeitsdatum eingraviert waren, vom Finger und reichte ihn zögernd in die Registratur. Er hinterließ einen weißen Rand, und ich wollte schon fragen, ob ich den auch noch abgeben sollte, konnte mich dann aber gerade noch beherrschen. Sie trugen die Verantwortung, deshalb durfte

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