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Roland Hassel - 14 - Piraten

Roland Hassel - 14 - Piraten

Titel: Roland Hassel - 14 - Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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»Wissen Sie vielleicht, wo es hier in Slyton einen Arzt gibt?«
    »Wir haben ein paar. Versuchen Sie es mit Doktor Harris. Seine Praxis ist in der gelben Villa in der zweiten Querstraße rechts.«
    »Er ist doch hoffentlich nicht so ein junger Spund … Sie wissen, was ich meine.«
    Die Dame wußte sehr wohl, was ich meinte; sie hatte die Fünfzig gut hinter sich und konnte einen jungen Arzt, der vielleicht mit ihrem Sohn gespielt und dem sie einst die Nase geputzt hatte, nicht ernst nehmen. Es ist in allen Ländern dasselbe. Junge Menschen haben es schwer, den Respekt der Älteren zu erringen, und wenn sie ihn haben, sind sie nicht mehr jung.
    »Doktor Harris ist eigentlich bereits pensioniert, aber wir lassen ihn nicht gehen. Er ist so verständnisvoll. Wahrscheinlich müssen Sie eine Weile warten, bis sie dran sind, aber so ist es nun einmal, wenn ein Arzt beliebt ist.«
    Die gelbe Villa war aus Holz, alt, geräumig und gut erhalten – eine perfekte Kombination von Wohnung und Praxis für einen allgemeinen Arzt in der Provinz. Der Garten war von einem Hobbygärtner liebevoll gepflegt. In diesem Teil des Landes hielten sich während der Touristensaison sicher viele Leute auf; jetzt hatten die Ortsansässigen ihren geschätzten Doktor ganz für sich allein.
    Im Warteraum saßen etwa dreißig Personen, zumeist Frauen im gehobenen Alter, aber auch ein paar kränkliche, düster dreinblickende Männer, die wohl hofften, sich mit Mixturen noch ein paar Lebensjahre erschleichen zu können. Ich stellte mich mit gekreuzten Armen direkt vor die Tür und erwiderte die Blicke der Patienten, die mich aufmerksam musterten. Was sie sahen, schien ihnen nicht zu gefallen, und das konnte ich gut verstehen. So wandten sie sich wieder ihren Illustrierten zu oder unterhielten sich flüsternd über Medikamente und Operationen.
    Aus dem Allerheiligsten trat eine weiß gekleidete Krankenschwester von der mütterlichen Sorte, wie sie so eine Praxis erforderte. Sie stützte eine ältere Dame am Arm, streichelte ihr tröstend die Hand und führte sie zu einer jüngeren Frau, wahrscheinlich die Tochter. Dabei überreichte sie ein Rezept, und ich schnappte Worte wie »stärkend« und »beruhigend« auf. Die Schwester schaute auf ihre Liste, und alle im Wartezimmer starrten sie an, als erwarteten sie ein Kartenkunststück.
    »Ah ja, bitte, Mrs. Fitzroy!«
    Eine Frau erhob sich und zog ein Gesicht, als hätte sie den Hauptgewinn gezogen, doch ich stapfte quer durch den Raum und brüllte:
    »Stopp, jetzt bin ich erst mal dran, ich warte schon über vier Stunden!«
    Mrs. Fitzroy erstarrte mitten in der Bewegung, und es entstand ein komischer Effekt, denn halb sitzend, halb stehend glich sie einem weiblichen Glöckner von Notre Dame. Die Krankenschwester schaute mich verblüfft an und schien an große, laute Typen mit rasiertem Schädel und Banditenschnurrbart nicht gewöhnt zu sein.
    »Sie stehen nicht auf der Liste und müssen …«
    »Über vier Stunden! Das lasse ich mir nicht gefallen!«
    Instinktiv trat sie zur Seite. Ich stürmte vor und riß die Tür zum Behandlungszimmer auf. Die Schwester trippelte hinterher; sie war sicher böse auf mich und machte sich Sorgen um den Doktor. Harris strahlte die freundliche Sicherheit aus, die man von einem Medizinmann erwartet, egal ob man drei oder hundertdrei Jahre alt ist, onkelhafte Freundlichkeit gepaart mit der bewunderten Autorität einer Vaterfigur. Ohne zu zögern ließ ich mich auf dem Besucherstuhl nieder und warf Harris einen stechenden Blick zu.
    »Wie können Sie einen Patienten vier Stunden warten lassen! Mit meinen Schmerzen! Wollen Sie, daß ich durchdrehe, oder was?«
    Der Arzt wandte sich der Schwester zu, die ihm die Liste zeigte.
    »Er hat sich überhaupt nicht angemeldet.«
    »Na hören Sie mal«, zischte ich wütend. »Woher soll ich denn wissen, wie das hier geht? Hätten Sie mich nicht fragen können? Bin ich vielleicht unsichtbar?«
    Drohend beugte ich mich zu Harris hinüber und redete von Mann zu Mann:
    »Wenn ich kein schmerzstillendes Mittel bekomme, reiße ich das Haus ein. Kümmert man sich in diesem Land nicht um Leute, denen es dreckig geht?«
    »Natürlich kümmern wir uns, Mr ….«
    »Knudsen, Jens Knudsen.«
    »Kommen Sie aus Norwegen?«
    »Nein, aus Dänemark. Habe über vier Stunden gewartet. Na?«
    Er stützte die Ellenbogen auf den Tisch und legte die Fingerspitzen gegeneinander.
    »Erzählen Sie mir von Ihren Beschwerden.«
    »Aber Doktor, er steht doch

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