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Roland Hassel - 14 - Piraten

Roland Hassel - 14 - Piraten

Titel: Roland Hassel - 14 - Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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Sie verzogen das Gesicht, als ich etwas zu essen und ein Guiness bestellte, doch schließlich machte sich einer von ihnen auf den Weg und kam nach einer Weile mit Eiern, Schinken und einer Flasche dunklen Biers zurück. Ich tat, als würde ich Pillen einnehmen, und sie glotzten mich die ganze Zeit schweigend an. Ohne physischen Anlaß fühlte ich mich plötzlich erschöpft. Ich stopfte mir das Kissen unter den Kopf, und sofort nahm mich Morpheus in seine weichen Arme.
    Andere und härtere Hände weckten mich, und ich mußte mich wieder näherliegenden Problemen widmen. Daß sie kommen würden, war mir klar gewesen. Es galt, auf einem unglaublich schmalen Seil zu tanzen, ja sogar Pirouetten zu drehen. Machec und Leon standen vor mir und blickten streng wie Offiziere angesichts einer Befehlsverweigerung. Gelassen grinste ich meinen alten Kumpel Leon an.
    »Hej Leon, lange nicht gesehen!«
    »Wo bist du gewesen?« fauchte er.
    »Gewesen? Du hast mich in Piräus abgesetzt, und dann …«
    »Heute natürlich! Hattest du nicht klare Anweisungen, das Boot nicht zu verlassen?«
    »Sehr klare Anweisungen!« bekräftigte Machec. »Und dennoch hast du es getan. Du hast gegen eindeutige Befehle verstoßen!«
    Ich rappelte mich auf, zog ein paar passende Grimassen und massierte mir das Kreuz.
    »Worum geht es eigentlich? Meine Nierensteine gehorchen keinen Befehlen. Es war eine der schwersten Koliken bisher.«
    »Merkwürdig, ich wußte gar nicht, daß du an so einer Krankheit leidest«, bemerkte Leon.
    »Was wollt ihr denn? Wenn man am Verrecken ist, geht man zum Arzt. Was ist daran merkwürdig? Vertraut ihr mir nicht mehr?«
    Sie schauten sich an.
    »Zur See mußte ich dir vertrauen«, entgegnete Machec kühl. »Doch jetzt sind wir an Land, und da gelten andere Regeln.«
    »Die einzigen Regeln, die gelten, sind Befehle«, fuhr Leon fort. »Und gegen die hast du definitiv verstoßen. Du warst den ganzen Tag ohne Genehmigung an Land, und wir betrachten es …«
    Ich gestattete mir, entrüstet zu sein.
    »Das darf ja wohl nicht wahr sein! Was hätte ich denn machen sollen? Die drei da sind keine Ärzte. Ich war gezwungen, mich in Behandlung zu begeben.«
    »Den ganzen Tag?«
    »Ich bin in dem Wartezimmer fast verrückt geworden. Zum Schluß bin ich beinahe mit Gewalt zum Doktor vorgedrungen. Dann nahm ich eine Pille und mußte auf die Wirkung warten, bis ich an Bord zurückkehren konnte.«
    »Einer von den Leuten hätte dir die Medizin beschaffen können.«
    »Wie denn? Hä? Denk erst mal nach, bevor du redest. Kein Arzt in Europa verschreibt einem unbekannten Patienten, den er noch nicht einmal untersucht hat, starke schmerzstillende Mittel. Sollten sie ihn herschleppen? Damit er das Boot sieht? Mit mir darin? Trotz meiner grausamen Schmerzen habe ich meinen Grips angestrengt.«
    Es hat immer Vorteile, wenn man in die Offensive geht, und sie wußten eigentlich nicht, wessen sie mich beschuldigen sollten, außer, daß ich gegen eine Anweisung verstoßen hatte, in der eine Nierenkolik nicht vorgesehen war.
    »Wie heißt der Arzt?« erkundigte sich Machec kurz.
    »Warum?«
    »Nenn seinen Namen.«
    »Weshalb denn? Glaubt ihr mir nicht?«
    »Wir glauben, was wir glauben wollen. Wenn du seinen Namen nicht nennen kannst, befürchte ich, daß du …«
    Es war an der Zeit, die Empörung zu steigern.
    »Verdammt noch mal, habe ich meine Loyalität nicht bewiesen? Der Arzt heißt Harris und hat seine Praxis in einer gelben Villa. Wenn du die Straße vom Hafen hochgehst, kommst du an einen Eisenwarenladen. Von da ist es die dritte Querstraße. Er verschrieb mir diese Tabletten hier, und sie haben bereits Wunder bewirkt.«
    Sie nahmen die Schachtel und drehten sie hin und her. Leon studierte das Etikett, schüttete den Inhalt auf seine Handfläche und zählte nach. Dann flüsterte er Machec etwas zu und wandte sich zum Landungssteg.
    »Du willst doch nicht etwa hingehen und kontrollieren?« rief ich hitzig.
    »Natürlich.«
    »Das ist doch nicht normal!«
    »Wir meinen, daß es durchaus normal ist. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.«
    »Das kann doch nicht wahr sein! Aber gut, ich habe mich Harris gegenüber selbstverständlich nicht Odler genannt, sondern bin als Jens Knudsen aus Kopenhagen aufgetreten, um keine Spuren zu hinterlassen.«
    Leon ging, und ich setzte mich wieder. Machec stellte sich an die Reling, rauchte und beobachtete das Hafenleben. Leichte Wellen wiegten das Boot, und ich reflektierte darüber, wie satt ich das

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