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Roland Hassel - 14 - Piraten

Roland Hassel - 14 - Piraten

Titel: Roland Hassel - 14 - Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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nicht auf der Liste«, mischte sich die Schwester aufgeregt ein. »Mrs. Fitzroy ist an der Reihe!«
    »Wir schieben Mr. Knudsen dazwischen, weil es ihm so schlecht geht.«
    Schwer gekränkt verließ die treue Seele das Zimmer. Ihre Miene verriet, daß sie wütend war; nicht auf ihren Arbeitgeber, sondern auf den dänischen Flegel. Ich preßte die Handflächen auf den Rücken und brüllte wie ein verwundeter Elch:
    »Die Nieren! Sie machen es nicht mehr! Machen mir das Leben zur Hölle; ich glaube, ich werde verrückt!«
    Er hatte eine so überzeugende Art, mitfühlend zu nicken, daß ich verstand, warum die Patienten bei ihm blieben. Kein Wunder, daß der Warteraum übervoll war.
    »Nierensteine können gefährlich werden.«
    »Schlimmer als die schärfsten Klippen!«
    »Sie müssen in einem Krankenhaus behandelt werden. Ich stelle Ihnen eine Überweisung aus.«
    »Morgen reise ich nach Hause, nach Kopenhagen, und dort gehe ich auch ins Krankenhaus, aber jetzt brauche ich etwas gegen die Schmerzen, damit ich die Nacht überstehe. Verdammt, über vier Stunden habe ich gewartet … Ooooh, das sticht, als hätte ich einen Schraubenzieher verschluckt!«
    Fr runzelte die Stirn, um Mitgefühl anzudeuten, und warf der bronzenen Tischuhr – sicher ein Geschenk eines dankbaren Patienten – einen schnellen Blick zu.
    »Wenn Sie schon morgen nach Dänemark reisen …«
    »Meine Mutter hat mich in Kopenhagen im Krankenhaus angemeldet. Professor Jacobsen selbst wird mich untersuchen und operieren. Sie kennen Ihn sicher, oder?«
    »Nein, Allgemeinmediziner und Chirurgen leben in getrennten Welten, aber er ist sicher kompetent. Ich verschreibe Ihnen ein starkes Mittel, das ihre Schmerzen vorübergehend beseitigt, doch es ist leider zu spät, um es in Slyton zu beschaffen. Können Sie mit dem Wagen oder dem Bus nach Weymouth fahren?«
    Ich stieß ein Geheul aus, das direkt aus den gequälten Nieren zu kommen schien.
    »Unmöglich! Was sind Sie denn für ein verdammter Arzt, daß Sie mir nicht einmal ein paar Pillen aus Ihrem Vorrat geben können! Muß ich mich erst umbringen, um zu überleben?«
    Harris zögerte, und ich stöhnte noch einmal laut auf. Mit einem Seufzen schloß er einen Schrank auf, wählte eine Dose aus und setzte sich dann an die Schreibmaschine, in die ein Blatt mit Etikettaufklebern gespannt war.
    »Wie war der Name?«
    »Jens Knudsen.«
    Er ließ sich den Dänennamen buchstabieren, fügte die Instruktionen hinzu, zog das Blatt aus der Maschine, stempelte, klebte das Etikett auf und reichte mir die Schachtel.
    »Jede zweite Stunde eine Tablette. Sie dürfen nicht Auto fahren.«
    »Danke, Sie sind ein Freund! Die Bezahlung regele ich mit der Schwester. Nochmals danke und tschüs, Dokter! Ich schicke Ihnen Mrs. Fitzroy herein.«
    Ich schüttelte seine Hand, und bevor er protestieren konnte, verließ ich das Behandlungszimmer und ging zu der Britin, die eigentlich an der Reihe gewesen wäre. Sie schreckte zurück, als ich mit dem Daumen auf die Tür wies.
    »Doktor Harris wartet. Treten Sie ein, sonst wird er ungeduldig.«
    Sie machte einen großen Bogen um mich, und alle im Wartezimmer, die Krankenschwester eingeschlossen, beobachteten uns. Sie wollte Mrs. Fitzroy folgen, doch ich stoppte sie.
    »Schreiben Sie!« befahl ich barsch.
    »Was?«
    »Sie haben ja wohl Papier und Stift? Oder soll ich noch einmal vier Stunden warten?«
    Ich nahm einen Kugelschreiber von ihrem Tisch, reichte ihn hinüber und diktierte:
    »Jens Knudsen, Amagertorv 19, Kopenhagen. Ist das klar?«
    »Ja, aber …«
    »Schreiben Sie: 491952-1211. Fertig?«
    »Was soll das bedeuten?«
    »Die dänische Versicherung braucht alle Angaben, um Ihnen die Rechnung bezahlen zu können. Vergessen Sie nicht, das Porto zu bezahlen.«
    »Wird die Versicherung das bezahlen?«
    »Wissen Sie nicht, daß wir in der EU sind?«
    Sie sah mich lahm aus der Praxis schleichen und schielte hilflos auf ihre Notizen. Draußen atmete ich die kühle Abendluft tief ein und eilte zum Hafen. Unterwegs warf ich ein paar von den Tabletten weg und steckte die Schachtel dann in die Tasche. Ich merkte, daß ich nach all der Angst und Anspannung intensiv nach Schweiß roch. Es gab keine Grenzen mehr zwischen Farce und Schicksalsdrama; alle Rollen lagen mir gleichermaßen schlecht.
    Die drei von der Besatzung schielten mich mißtrauisch an, als ich mit auf den Rücken gepreßten Händen mühsam an Bord stieg und mich so vorsichtig niederließ, als wären meine Beine aus Glas.

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