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Roland Hassel - 14 - Piraten

Roland Hassel - 14 - Piraten

Titel: Roland Hassel - 14 - Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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ganze Seemannsleben hatte. Doch gleichzeitig mahlten die Gedanken in meinem Kopf: Hatte ich alle Möglichkeiten genutzt? Hatte ich wie ein durchtriebener Gauner agiert? Oder hatte ich etwas übersehen? Ein kleines Detail kann den besten Plan zunichte machen. Als Schachspieler war ich mehr als schlecht, aber nun war ich gezwungen, viele Züge vorauszusehen.
    Leon kam wieder an Bord und legte seinen eleganten Mantel ab. Seine Miene verriet nichts. Plötzlich wurde mir alles gleichgültig. Erschießt mich doch. Macht Schluß. Warum soll ich leben, wenn sechsundzwanzig Menschen ermordet wurden? Die beiden flüsterten im Vorschiff miteinander, und es kümmerte mich nicht, zu welchem Ergebnis sie kamen. Leon trat näher und steckte die Hand in den Ausschnitt seines eleganten Jacketts. Eine Pistole, ein Schuß. Sicher mit Schalldämpfer, nach alter Piratenmanier.
    »Doktor Harris und ich hatten ein interessantes Gespräch«, sagte er.
    »Netter Kerl«, murmelte ich.
    Aus der Innentasche zog er einen Zigarillo und zündete ihn an.
    »Er läßt dich grüßen und hofft, daß es dir besser geht.«
    »Grüß ihn zurück und sage ihm, daß er mir sehr geholfen hat.«
    »Okay, Odler. Halt dich tapfer bis morgen früh. Du wirst nach London gefahren und erhältst in Heathrow Tickets für den Flug nach Stockholm.«
    »Und das Geld? Was ist mit meinem Geld, auszuzahlen in Englischen Pfund?«
    Er verzog die Lippen zu einem dünnen Lächeln. Ich war wieder in die Bruderschaft der Gier aufgenommen. Gewogen und als schwerer Junge anerkannt. Machec kam mit einer schmuddeligen Sporttasche. Er zog den Reißverschluß auf und demonstrierte, daß sich die weichen Innenseiten durch geschickt verborgene Klettverschlüsse abnehmen ließen. Dahinter steckten gebündelte Pfundnoten.
    »Du erhältst einen Bonus. Tausend Hundertpfundscheine, das ist bedeutend mehr als vereinbart. Pack schmutzige Sachen in die Tasche. Da du das Geld nicht auf Konten überwiesen haben wolltest, mußt du das Risiko selbst tragen. Aber es wird dich niemand kontrollieren.«
    Der gierige Odler war noch nicht zufrieden, sondern setzte ein pfiffiges Gesicht auf.
    »Was soll ich in Arlanda machen? Ich habe keine einzige schwedische Krone und muß irgendwie nach Hause kommen.«
    »Du bekommst auch ein wenig schwedisches Geld. Schlaf jetzt. Morgen wird ein langer Tag, und du solltest gesund und ausgeruht sein.«
    Er ging an Land, doch Machec blieb an Bord. Erleichtert atmete ich auf und spürte gleichzeitig, wie erschöpft ich war. Meine Reserven waren aufgebraucht, doch ein wenig mußte ich noch aushalten. In Schweden gab es Menschen, die sich nach mir sehnten. Zum Beispiel die Leute vom Finanzamt. Vielleicht auch ein paar Damen; man würde sehen. Noch eine Nacht auf einem Boot, wenigstens ohne Kakerlaken. Beim Einschlafen nahm ich mir vor, die Zähne zusammenzubeißen, damit ich im Traum nicht redete.
    Am frühen Morgen wurde ich von Leon abgeholt, und wir fuhren in dem roten Rover auf dem bekannten Weg nach London. Unterwegs schwiegen wir beide. Wir hatten uns nichts zu sagen, keine Vertraulichkeiten oder Erinnerungen auszutauschen. Er parkte den Wagen vor der Abflughalle und reichte mir ein kleines Kuvert.
    »Zuerst fliegst du nach Paris, von dort weiter nach Helsinki und dann via Oslo nach Stockholm. Jedesmal verläßt du den Flugplatz und checkst neu ein. Ich gehe davon aus, daß du deinen Paß mitgenommen hast, als du von Bord der ›Carla‹ gingst?«
    »Natürlich, ich bin ja nicht dumm.«
    Auf dem Rücksitz lag eine Plastiktüte mit Wäsche und einem Necessaire, einem billigen Taschenbuch und Turnschuhen, die schon eine ganze Menge erlebt hatten. Auf seine Ermahnung hin stopfte ich alles in die Sporttasche, so daß es echt aussah. Am Morgen hatte ich von ihm einen sauberen Pullover bekommen, so daß ich halbwegs passabel gekleidet war und nicht auf der Tragfläche mitfliegen mußte.
    »Kommst du mit?« erkundigte ich mich.
    »Nein, ich habe anderes vor. Aber ein paar von unseren Leuten begleiten dich. Du wirst sie nicht bemerken.«
    Also Kontrolle bis ins Detail. Wir nickten uns zu. Zum Händeschütteln gab es keine Veranlassung.
    »Möglicherweise mache ich ein paar Tage Urlaub auf den Kanaren«, teilte ich ihm mit. »Falls du nichts dagegen hast. Ein bißchen Geld darf man ja wohl ausgeben.«
    »Ich werde dich nicht daran hindern.«
    »Wann beginnt meine nächste Reise für dich?«
    Er setzte sich ans Steuer und kurbelte die Scheibe herunter.
    »Es wird keine

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