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Roland Hassel - 14 - Piraten

Roland Hassel - 14 - Piraten

Titel: Roland Hassel - 14 - Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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nächste Reise geben. Überhaupt keine mehr.«
    »Aber was, zum Teufel …«
    »Ein Befehl ist ein Befehl. Du gehorchst oder wirst exekutiert. Eine dritte Möglichkeit gibt es nicht. Du bist für diesen Job großzügig bezahlt worden, und damit ist unsere Geschäftsbeziehung beendet. Schöne Ferien auf den Kanarischen Inseln wünsche ich!«
    Ohne sich umzuschauen, fuhr er davon. In dem Kuvert steckten die Tickets, zwei schwedische Tausendkronenscheine und ein Fünfhunderter sowie dreihundert Pfund in kleinen Scheinen für eventuelle Ausgaben. Als Tourist auf der Heimreise mußte ich schließlich zollfrei einkaufen, sonst würde ich mich gleich verdächtig machen.
    Der Ablauf glich dem auf dem Hinflug. Es gab Essen an Bord und das übliche Warten an der Kontrolle und im Transitraum. Auch diesmal wagte ich nicht, auch nur ein einziges Mal aus der Odler-Rolle zu fallen. Leon hatte nicht gelogen. Ich wurde die ganze Zeit bewacht, weil ständige Kontrolle zu ihrem perfekten Sicherheitssystem gehörte. Darauf gründete sich ihr Erfolg; sie überließen nichts dem Zufall.
    Am Abend landete das Flugzeug endlich in Arlanda. Es war ein graukaltes Nieselwetter, aber dennoch konnte ich die Lust kaum bezwingen, auf die Knie zu fallen und den heimatlichen Asphalt zu küssen. In der Maschine aus Oslo waren vor allem Geschäftsleute gewesen, die mit leichtem Gepäck reisten. Im Gänsemarsch näherten wir uns dem EU-grünen Ausgang. Die Norweger mußten die andere Kontrolle passieren, aber das empfanden sie vielleicht als Vorteil. Ein müder Zöllner lümmelte hinter seinem Schalter, als ich in der Mitte der Schlange vorbeitrabte.
    »Du!«
    »Wie bitte?«
    Der Zollbeamte winkte mich heran und schien plötzlich gar nicht mehr müde zu sein. Was absolut nicht geschehen durfte, wurde Wirklichkeit.
    »Was hast du in der Tasche? Stell sie bitte auf den Tisch!«

13.
    Ich versuchte es zuerst mit dem einfachsten Trick – einfach so zu tun, als hätte man nichts gehört. Doch seine Zöllnerstimme schnitt wie ein warmes Messer durch die Butter:
    »Du da! Ich sagte, stell die Tasche auf den Tisch!«
    »Was? Ich?«
    »Ja, genau du.«
    »Aber ich habe doch …«
    »Diskutiere nicht mit mir! Her mit der Tasche!«
    Mein unschuldiges Gesicht half nicht, denn ein solches stand mir nicht zur Verfügung. Ein schlampiger Typ mit Hängeschnurrbart und kahlrasiertem Schädel hatte keine Chance gegen einen eifrigen Zollbeamten, der zeigen wollte, daß seine Behörde auch in einem grenzenlosen Europa noch funktionierte. Widerwillig stellte ich die Sporttasche an die von ihm bezeichnete Stelle. Er zog den Reißverschluß auf und begann, in meinen Sachen herumzuwühlen.
    Gleich würde er die zusätzlichen Seitenfächer bemerken, die Tasche an sich nehmen, Verstärkung rufen und mich abführen lassen. Dann käme das Verhör; vielleicht würden mich die Kollegen mit Blaulicht abholen. Ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt, in dieser Situation vom Zoll erwischt zu werden, war das Schlimmste, was mir passieren konnte. Mein Auftrag war fast erledigt, und ich wollte ihn ohne Aufsehen zu Ende bringen.
    Mit spitzen Fingern hob der Zollbeamte ein paar Socken in die Luft, die offensichtlich lange getragen worden waren. Er verzog das Gesicht; so etwas gehörte zu den Schattenseiten seines Berufes. Plötzlich warf ein anderer Mann seine Reisetasche auf den Tisch, öffnete sie, packte den Zöllner am Arm und forderte lauthals, ebenfalls kontrolliert zu werden. Er schien betrunken und äußerst streitsüchtig zu sein. Sein Englisch klang, als hätte er es in einem Kindergarten mit osteuropäischem Personal gelernt.
    »Du schauen meine Sachen. Alle Sachen. Schau hier, starker Sprit. Guter Kognak. Drei Flaschen!«
    »Passieren!«
    Doch der Mann blieb hartnäckig und hängte sich an den Arm des Beamten wie ein Ertrinkender an einen Rettungsring.
    »Du schlechter Mann. Ich bezahle. Schau viele Zigaretten. Schau Gin, vier halbe Flaschen.«
    Ich seufzte ungeduldig und murmelte:
    »Mein Junge wartet mit dem Wagen …«
    Der Zöllner kämpfte, um sich aus dem Griff des Betrunkenen zu befreien. Als ein paar der Fluggäste lachten, errötete er wie ein pubertierender Gymnasiast, doch der Mann ließ nicht locker, sondern brüllte noch lauter:
    »Du machen deinen Job, schauen, Rum von Westindien, was der kosten, ich bezahlen, schau mehr Gin!«
    »Verdammt, geh endlich weiter!«
    »Du schau hier, ganze Tasche mit guter Sprit und Zigaretten und ich bezahlen, was das kosten, du sagen, schau

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