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Rolandsrache

Rolandsrache

Titel: Rolandsrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Riedt
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vorsichtig die Küche, dann verschwand er aus ihrer Sicht. Ob er Claas schon gesprochen hatte? Sie musste Karl fragen, was in jener Nacht geschehen war, als die beiden im »Spitzen Giebel« zusammen getrunken hatten.
    Seltsam, dass ihr dieses Anliegen jetzt so wichtig war. Vor ihren Füßen lag ein Toter, und um ein Haar hätte es sie selbst erwischt.
    Die Glocke von St. Petri begann zu schlagen.
    »Es geht ihm gut.« Karl kam wieder heraus. »Ihm is nur noch ’n büschen tüdelig. Hat wohl ’nen Schlach aufe Börne bekommen.«
    Erleichtert fasste Anna sich ans Herz. »Gott sei Dank.«
    »Nu erzählst aber, was hier los ist.«
    »Später, Karl. Zuvor muss ich etwas von dir wissen.« Sie atmete tief ein. »Im letzten Herbst, ehe du weggefahren bist, warst du mit Claas in einer Schenke.«
    »Jo. Wir ham meine Fahrt begossen.« Unbekümmert zuckte er mit den Schultern.
    »Ich weiß.« Anna versuchte, ein Lächeln zustande zu bringen. »Kannst du dich erinnern, ob Claas von seiner Arbeit erzählt hat?«
    Er schien einen Moment nachzudenken, dann nickte er. »Er hat gesagt, dass er nach einem Auftrag, an dem er mit deinem Vadder gearbeitet hat, den Meistertitel haben sollte. Danach wollte er um dich werben, denn er sei hoffnungslos verliebt in dich. Hoffe, ich verrat grad nich zu viel.«
    Ruhig hörte Anna zu und lächelte. »Nein, sei unbesorgt. Aber sonst hat er nichts gesagt? Kein Wort von dem, woran sie gearbeitet haben?«
    »Nee. Hab aber auch nich nachgefragt.«
    »Oh, Karl, ich danke dir.«
    Er kratzte sich verlegen am Kopf. »Da nich für.«
    »Wenn du so gut sein würdest und den anderen Bescheid gibst? Sie sind in der Kirche. Anschließend berichte ich, was hier geschehen ist. Und sag ihnen bitte, dass es mir gut geht.«
    »Eidewei. Heute is ja Sonntach. Die Körche hab ich ganz vergessen.«
    »Und das war gut so.« Sie lächelte.
    »Stimmt.« Seine Miene hellte sich auf. »Sonst würdste immer noch verschnürt inne Ecke liegen. Aber ich red und red. Ich renn mal eben umzu und hol die annern.«
    »Und ich sehe nach Bertram.«
    Karl nickte und verschwand.
    Anna ging nachdenklich in die Küche. Der tote Heinrich war nicht mehr wichtig. All die Monate hatte sie Claas Unrecht getan und er sich auch. Nun hatte sie Gewissheit, dass er keine Schuld trug. Eigentlich hatte sie es längst gewusst, aber ein nagender Zweifel war geblieben. Würde sie es je wieder gutmachen können? Sie hoffte es.

22
    Einige Stunden später schafften Büttel die Leiche aus dem Haus. Thea und Klaus beseitigten die Blutspuren, und alle waren froh, dass Anna nichts geschehen und Heinrich nun endgültig keine Gefahr mehr war.
    Am nächsten Tag fanden sich einige Leute bei ihnen ein – Hemeling, dem von Simon die Sache unterbreitet worden war, und Mechthild, welche noch einmal nach Bertram und Anna sah. Anna fehlte nichts außer einem geschwollenen Auge.
    »Eine dicke Beule, die in ein paar Tagen verschwunden sein wird.« Mechthild tupfte Bertram die gleiche Tinktur auf den Kopf, die sie zuvor schon Anna verabreicht hatte, und er zuckte leicht zusammen.
    »Das brennt!«, schimpfte er, wenn auch sehr verhalten.
    »Das muss es auch, sonst bekommst du noch eine Entzündung.«
    »Ich weiß nicht, was weniger schmerzhaft ist.«
    Mechthild lachte. »Nimm dir ein Beispiel an unserer Anna, sie hat nicht gejammert.«
    Bertram brummte, sagte aber nichts mehr.
    Kratzende und schabende Geräusche drangen von draußen herein. Claas und Klaus waren damit beschäftigt, das Wappen wieder an seinen Platz zu stellen.
    »Wir werden den Roland farbig anstreichen«, verkündete Hemeling, sich die Hände reibend, als er die Küche betrat.
    »Farbig?«, fragte Anna verwundert und stellte ihm einen Hocker hin.
    »Ja. Wir färben die Rüstung blau. Er bekommt einen vergoldeten Saum, und der Mantel wird rot. Dann sieht er aus wie ein Ritter. Und auf den Mantel malen wir noch einige Worte.« Er setzte sich und schien verzückt von seiner Idee.
    »Das ist wirklich ein großartiger Einfall. Somit sieht man auch den schrecklichen Blutfleck nicht mehr«, bemerkte Anna.
    »Eben drum.« Hemeling zwinkerte, und sie musste unwillkürlich wieder an die gefälschte Urkunde denken.
    »Claas sagte, dass die Reparatur schnell erledigt ist.«
    »Sicher wird der Roland damit sehr edel aussehen, und jede Stadt wird uns darum beneiden«, sagte Mechthild und packte ihre Sachen zusammen.
    »Das wollen wir hoffen. Gute Mechthild, Ihr kommt doch hoffentlich auch zur Feier?« Hemeling

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