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Rolandsrache

Rolandsrache

Titel: Rolandsrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Riedt
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schnell wieder verheiratest!«
    »Warum sollte euch jemand einen Auftrag geben, wo ihr doch keinen Meister mehr im Haus habt?« Ihr Onkel griff noch einmal zum Brot, strich sich in aller Ruhe Butter darauf und aß ungerührt weiter.
    Ihre Tante stand bekümmert mit dem Rücken zu ihrem Ehemann und blickte flehend in Annas Richtung. Anna verstand die Sorge der Tante, dass es zum Streit kommen würde, dennoch war sie zu aufgeregt, um auf den unausgesprochenen Wunsch einzugehen.
    »Claas ist bei uns, er wird uns helfen. Hat mit Vater alles gemeinsam gemacht, und er versteht sein Handwerk«, sagte Anna und bemühte sich, freundlich zu bleiben. Bestimmt war das Ansinnen ihres Vaters nur zu ihrem Besten gedacht, daran hatte sie keinen Zweifel. Gerade heute davon anzufangen, empfand sie jedoch als äußerst taktlos von ihrem Onkel.
    »Claas ist kein Meister, und wer gibt Weibern eine Arbeit auf, die dann von anderen erledigt wird? Wer wird euch vertrauen, dass diese Arbeiten ordentlich ausgeführt werden?«
    »Ludwig, bitte, das könnt ihr doch auch ein anderes Mal bereden. Es war ein schlimmer Tag.« Ihre Tante sah ihn vorwurfsvoll an, und kleine Sorgenfalten hatten sich in ihr sonst so fröhliches Gesicht geschlichen.
    Ihr Onkel schnaufte verächtlich, wobei sein mächtiger Bart wippte. »Ein Tag ist so gut wie der andere, und wir können nicht ewig hierbleiben, schließlich habe auch ich zu arbeiten. Ich bin nur in Sorge, was aus deiner Schwester und Anna werden soll. Oder willst du, dass wir sie in unser kleines Haus mitnehmen und ich für sie aufkomme?«, brauste er nun auf.
    Verlegen schüttelte ihre Tante den Kopf, schwieg und widmete sich wieder ganz der Suppe.
    »Hab Dank für deine Hilfe und Mühe, verehrter Onkel, aber wir kommen gut allein zurecht. Wir wollen hierbleiben und für uns selbst sorgen.« Lauter als beabsichtigt stellte Anna ihren Becher auf den Tisch, was ihre Tante zusammenzucken ließ.
    »Verzeih«, sagte Anna mit einem entschuldigenden Blick zu ihrer Tante. Dann richtete sie das Wort wieder an ihren Onkel: »Ich werde jetzt zur Werkstatt gehen und sehen, was aufzuräumen ist.«
    »Das solltest du nicht allein machen, ich werde dich begleiten.« Damit erhob sich Onkel Ludwig.
    »Nein, das brauchst du nicht«, sagte Anna mit fester Stimme.
    Er zog gleichgültig die Schultern nach oben. »Wie du meinst. Du musst wissen, was du tust. Aber bedenke noch eins, auch du wirst nicht immer jung und frisch bleiben und solltest langsam an eine Ehe denken. Damit hilfst du auch deiner Mutter.«
    »Werde ich, wenn es so weit ist.« Anna wollte zur Tür hinaus, aber er sprach weiter, sodass ihre Höflichkeit sie zwang, stehen zu bleiben.
    »Außerdem gehört es sich nicht, in deinem Alter noch ohne männliche Führung zu sein. Wenn du es wünschst, kann ich mich in der Zunft auch für dich nach einem geeigneten Mann umsehen. Ich hörte, dass da ein Witwer ist –«
    »Du bist nicht mein Vater!«, unterbrach sie ihn wütend, entsetzt über seine herzlose Art.
    »Das weiß ich sehr wohl!«
    »Mit Claas’ Hilfe schaffen wir es schon allein.«
    Die Augen ihres Onkels wurden zu schmalen Schlitzen. »Mit dem?«, höhnte er. »Der taugt doch nichts.«
    »Tut er wohl. Und du kennst ihn kaum!«
    »Wie dem auch sei, ich rede in den nächsten Tagen mit deiner Mutter darüber.«
    Ohne ein weiteres Wort verließ Anna das Zimmer, suchte sich in der Diele einige alte Putzlumpen und den Reisigbesen zusammen und stellte alles neben die Treppe.
    »… habe dir schon immer gesagt, dass sie sich für was Feineres halten, nur weil er Meister in der Zunft war«, hörte sie ihren Onkel aus der Küche sagen.
    Das sah ihm ähnlich, denn er hatte ihrem Vater schon immer dieses Amt geneidet. Alle guten Geister mussten ihn verlassen haben, dass er ausgerechnet heute davon anfing. Schlimm genug, sich vorzustellen, dass ein anderer Mann ihres Vaters Platz einnehmen würde oder dass sie selbst mit einem alten Mann den Bund eingehen müsste. Als ob sie nicht Sorgen genug hätten. Sie eilte wütend in ihre Kammer, ließ sich auf den Schemel fallen und blickte sinnend aus dem Fenster, vor dem der kahle Baum ihr seine knorrigen Äste zeigte. Im Frühjahr hatte ihr Vater sie immer beschnitten. Düster zogen die dicken, schneeschwangeren Wolken über den Himmel und ließen ihre ersten Flocken fallen.
    Was konnte sie nur tun? Alles schien verfahren, ihre heile Welt zerbrach mit jeder Stunde mehr.
    Eine Taube landete auf einem Ast, der von ihrem

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