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Rolandsrache

Rolandsrache

Titel: Rolandsrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Riedt
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Ecke, traf dabei die Glocke, welche es mit einem lauten Ton dankte. Er musste etwas trinken. Vielleicht würden ein Besuch in der kleinen Taverne und ein paar Becher Wein seine Gedanken betäuben.
    Als er an seinen Brüdern vorbeimarschierte, die noch immer draußen am wärmenden Feuer standen, sah er ihre betroffenen Gesichter.
    »Claas, warte, wir müssen dir etwas sagen«, rief Stephan ihm nach.
    »Später!«, schnaufte er und ging einfach weiter.
    Doch mit schnellen Schritten holte sein Bruder ihn ein. »Warte, du tust Anna unrecht.«
    Abrupt blieb Claas stehen und sah Stephan mit finsterer Miene an. »Wie meinst du das?«
    »Du warst vorhin laut genug, und wir konnten draußen alles hören. Kein Priester, sondern Ratsherr Hemeling hat sie nach Hause gebracht, nachdem Anna in der Stadt verfolgt wurde. Drei Männer waren hinter ihr her, und einer war dieser Narbige Georg.«
    Claas zuckte zusammen. »Was?« Das Bild, wie Anna durch Bremens Gassen floh und vergeblich nach ihm rief, während finstere Gestalten hinter ihr her waren, beherrschte nun seine Gedanken.
    Stephan nickte. »Es ist nichts passiert, weil sie sich in die Kirche gerettet hat. Aber du solltest dich bei ihr entschuldigen.«
    »Erzähl du mir nicht, was ich tun soll.«
    Claas wusste nicht, warum er so barsch reagierte, aber er war noch wütender als vorher. In diese Wut mischte sich der bittere Gedanke, dass Anna in Gefahr gewesen war, während er mit Gudrun in dem Badezuber saß. Er hatte Anna Vorhaltungen gemacht, sie beschimpft, doch war er es, der sie im Stich gelassen hatte. Wie dumm war er doch!
    Stephan sah ihn vorwurfsvoll an, sagte aber nichts. Um diesen Blick nicht länger ertragen zu müssen, stob Claas wortlos in Richtung Stall davon. Nun brauchte er mehr als vorher einen starken Wein. Oder auch zwei.
    ***
    Bald würde auch das letzte Tageslicht verschwunden sein. Anna und Thea zogen gerade die nasse Wäsche durch den dampfenden Bottich, als sie sahen, wie Claas zum Stall marschierte. Einen Moment später kam er mit der Stute heraus und begann, sie zu satteln. Anna stellte sich hinter den großen Bottich, damit er sie nicht sehen konnte. »Wohin will er denn zu so später Stunde?«, fragte sie mehr sich selbst als Thea.
    »Vielleicht solltest du ihn fragen, ehe er weg ist. Ich mache solange allein weiter«, sagte die Magd spitz.
    »Nein, es ist besser, wenn wir uns heute nicht mehr begegnen.«
    Thea zuckte mit den Schultern. »Ich hoffe, du weißt, was du tust und was du mit ihm verlierst.«
    Langsam reichte es ihr! Wollte denn niemand sehen, dass sie sich nur stritten und diese Ehe ein Fehler gewesen war? Dass er die Schuld am Tod ihres Vaters trug?
    »Hast du deinen Mann nicht geliebt, Thea?« Selbst im Dämmerlicht des ausklingenden Tages konnte sie sehen, wie die Magd errötete.
    »Doch, das hab ich.«
    »Dann war es also eine Liebesheirat?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das kam später, Anna. Kaum eine Frau wird aus Liebe geheiratet, so was wächst mit der Zeit.«
    »Das glaube ich bei uns nicht. Seit wir verheiratet sind, nein, seit Vaters Tod, streiten wir unentwegt. Selbst in der Hochzeitsnacht.«
    »Das liegt an deinem hitzigen Temperament, und wenn du nicht sehen kannst, dass er dich liebt, dann bist du mit Blindheit geschlagen. Und du liebst ihn doch auch.«
    »Tu ich nicht«, sagte Anna energisch, wie um sich selbst zu überzeugen.
    »Ganz wie du meinst. Dann lass uns weitermachen und nicht länger nachsinnen, wohin Claas reitet.«
    Mit schnellen Fingern zog Thea Wäsche durch das Wasser, sodass Anna Mühe hatte, mit ihr mitzuhalten.
    ***
    Eine große Fackel beleuchtete das Schild am Eingang zum »Spitzen Giebel«, auf dem ein Fass und eine Gabel abgebildet waren, die jedem anzeigten, dass es hier Essen und vor allem etwas zu trinken gab.
    Wohlige Wärme strömte Claas entgegen, als er die Schankstube betrat, in der ein behagliches Feuer im Kamin flackerte. Viele Leute waren bei der Kälte eingekehrt, vorwiegend Handwerker, fahrende Händler und der Büttel Simon, der hier Stammgast war. Seine Augen waren wie üblich auf die Schankmaid Barbara gerichtet, die emsig Becher füllte und zu den Gästen trug. Claas entledigte sich des warmen Umhangs und setzte sich mürrisch zu dem jungen Büttel an den Tisch.
    Erst jetzt bemerkte Simon ihn und reichte ihm die Hand. »Mein guter Freund.«
    »Hab mir gedacht, dass du hier bist, statt diese Männer zu suchen!«
    Simon hörte ihm nicht zu, nickte nur versonnen und heftete seine Augen

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