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Rolandsrache

Rolandsrache

Titel: Rolandsrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Riedt
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Kleider.
    »He, was soll denn das? Komm wieder her.« Mit ihren drallen Brüsten lehnte Gudrun sich über den Rand des Zubers und winkte ihn zu sich.
    »Nein. Meine Frau wartet auf mich.«
    »Was suchst du dann bei mir?« Sie lächelte amüsiert, stieg ebenfalls aus dem Zuber und schlang sich ein übergroßes Laken um den Körper.
    »Ich weiß es nicht. Und ich kann so betrunken nicht zu ihr gehen.« Schwer ließ er sich auf den Stuhl sinken und stützte den Kopf in die Hände.
    Leise kam Gudrun zu ihm herüber und strich ihm über das Haar. »Willst du mir sagen, was dich bekümmert?«
    Er schüttelte den Kopf. »Es ist so kompliziert. Sie will nicht glauben, dass ich dir nie beigewohnt habe und nur sie begehre. Nun will sie unsere Ehe für ungültig erklären lassen, und heute habe ich sie auch noch kosend mit einem Priester über den Markt gehen sehen.«
    Gudrun war hellhörig geworden und ließ einen Pfiff ertönen. »Mit einem Priester, soso.« Sie entkorkte eine kleine Karaffe und goss eine klare Flüssigkeit in einen Becher. »Was hat sie denn mit einem Priester zu tun?«
    »Ich weiß es nicht, aber sie waren sehr vertraut miteinander.«
    Gudrun brachte ihm den Becher. »Trink das, es macht den Kopf frei.«
    Claas nahm das Getränk und roch daran. »Was ist das?«
    »Nur ein paar in Wasser eingelegte Kräuter. Ein Rezept meiner Großmutter. Aber nun halte mich nicht gleich für eine Hexe.« Sie lachte heiser.
    Vorsichtig nippte er an dem Getränk. Es schmeckte bitter.
    »Bring sie zu mir, und ich werde ihr sagen, dass du nur zum Baden bei mir warst und ich dich nicht verführen konnte.«
    Er sah sie groß an. »Versteh mich nicht falsch. Ohne Anna wäre ich dir sicher erlegen.«
    Sie warf ihren Kopf in den Nacken und lachte. »Das will ich auch hoffen.«
    Claas grinste, wurde jedoch sofort wieder ernst. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie mit herkommen wird.«
    »Versuch es einfach. Du weißt ja, wo du mich findest, und wenn ich nicht hier sein sollte – ich wohne gleich hinter der Marterburg, beim Schuldturm.«
    Claas wühlte zwei Groschen aus seiner Tasche, viel mehr, als ihre Dienste sonst kosteten, und legte sie auf den Tisch, um sein schlechtes Gewissen zu beruhigen.
    »Ich danke dir, Gudrun. Bist eine gute Frau«, sagte er und beeilte sich hinauszukommen.
    Schwere Schneeflocken klatschten ihm kalt ins Gesicht, als er vor das Badehaus trat. Um ein Haar hätte er sich verführen lassen. Gudrun wusste einen Mann zu umgarnen, selbst wenn er es nicht wollte. Claas schüttelte den Kopf in der Hoffnung, dass sein Rausch verfliegen würde, aber trotz des Kräutertrunks und der kühlen, klaren Luft spürte er den Alkoholrausch mehr, als ihm lieb war.
    Durch das Schneetreiben konnte er die Kirchturmuhr nicht sehen, und die Glocke hatte er drinnen nicht gehört. Egal wie spät es war, in diesem Zustand konnte er Anna nicht gegenübertreten. Doch wie würde sie nach Hause kommen, wenn dieser Priester sie nicht brachte? Claas gab den Pferden die Peitsche. Ihm blieb keine Wahl, er musste sich beeilen.
    ***
    Franz schob seine Wache und Stephan schliff unermüdlich an der Rückenpartie des Roland, als Anna mit Hemeling bei der Werkstatt ankam. Nachdem sie dem Ratsherrn Claas’ Brüder vorgestellt hatte, besahen sie sich gemeinsam die einzelnen Teile. Franz und Stephan erklärten eifrig, wie sie vorangekommen waren. Annas Hoffnung schwand jedoch, als sie dabei die ernste Miene des Ratsherrn sah. Er rieb sich am Kinn, ehe er sprach.
    »Ich hatte angenommen, dass ihr schon mehr vorzuweisen habt. Zwar sind es noch einige Monate bis zum Termin, aber es fehlt noch vieles. Die Arme zur Gänze, das Wappen ist nur angefangen und die Brust noch wie ein Fels und gar nicht zu erkennen.« Erneut rieb er sein Kinn und sah sie gedankenverloren an.
    »Ich bin sicher, dass wir es noch rechtzeitig schaffen.« Anna hatte allen Mut zusammengenommen. Sie durften diesen Auftrag nicht verlieren, gerade in Anbetracht der Tatsache, dass sie und Claas vielleicht bald keine Eheleute mehr sein würden. Ohne ihn würde es schwer werden, weitere Aufträge zu erhalten.
    Hemeling schwieg.
    Stephan warf Anna einen verschwörerischen Blick zu und versuchte, sie zu unterstützen: »Claas’ Arm geht es wieder gut, und er kann mit jedem Tag mehr machen. Bald ist er wieder der Alte und wird Tag und Nacht schuften, wenn es sein muss.«
    »Missversteht mich nicht. Ich würde euch nur zu gern die Arbeit lassen und weiß, was für euch auf dem Spiel

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