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Rolandsrache

Rolandsrache

Titel: Rolandsrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Riedt
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breit.
    »Wenn du dich nun besser fühlst …«
    »Wie kannst du es wagen …«
    Er machte auf dem Absatz kehrt und stürmte zur Tür.
    »Warte, es gibt noch etwas, das du wissen solltest.«
    Er blieb stehen und sah zu ihr zurück. »Was?«
    »Wir werden in die Stadt ziehen müssen, um dort weiterzuarbeiten.«
    »Dann wird ein heimliches Treffen für euch ja noch einfacher. Ich habe auch eine gute Nachricht für dich: Ab heute wirst du hier nicht mehr helfen.«
    »Was? Soll ich dasitzen und hoffen, dass alles fertig wird? Erwartest du, dass ich unser Schicksal in deine Hände lege?«
    »Vielleicht lernst du dann, dass du mir vertrauen kannst.«
    Da sie hier nicht mehr erwünscht war, konnte sie ebenso gut gehen. Als sie aus der Werkstatt kam, stand Claas mit verschränkten Armen bei seinen Brüdern, welche leise auf ihn einredeten. Anna sah sie nicht an, sondern rannte so schnell sie konnte nach Hause.
    »Gut, dass du kommst, sobald du etwas gegessen hast, kannst du dich um die Wäsche kümmern«, empfing ihre Mutter sie und deutete auf den gefüllten Korb. »Wenn Thea von den Pferden zurück ist, wird sie dir dabei helfen.«
    Magda Olde stellte Brot und eingekochte Früchte auf den Tisch und goss ihr vom verdünnten Wein ein. Seit dem Frühstück am Morgen hatte Anna nichts mehr gegessen und merkte jetzt, wie hungrig sie mittlerweile war. Die Gräfin kam maunzend auf ihren Schoß gesprungen, drehte sich zweimal im Kreis und machte es sich dann bequem. Sinnend kraulte Anna ihr die Ohren, worauf die Kleine genüsslich ihre Krallen ausfuhr und zu schnurren anfing.
    Anna nahm sich eine Scheibe Brot und bestrich sie dünn mit der süßen Masse. »Hemeling war heute in der Werkstatt, Mutter. Er sagte, dass wir den Auftrag vorerst behalten können, aber dafür müssen wir in die Stadt ziehen.«
    »Warum? Ist etwas vorgefallen?« Die Sorge in der Stimme von Magda Olde war nicht zu überhören.
    »Weil wir hier nicht sicher sind und Hemeling uns dort besser schützen kann. Hoyas Truppen sind auf dem Weg hierher. Außerdem wurde ich in der Stadt verfolgt, konnte aber in die Kirche fliehen.«
    »Mein armes Mädchen. Ich mag es mir nicht vorstellen, was dir hätte geschehen können.« Ihre Mutter stürzte zu ihr und nahm sie so fest in den Arm, dass Anna keine Luft mehr bekam. Als ihre Mutter von ihr abließ, tupfte sie sich mit ihrer Schürze die Augen trocken und schluckte kräftig.
    »Es ist ja nichts passiert, Mutter, und Hemeling hat recht. In der Stadt stellt er Wachen für uns ab.«
    Ihre Mutter schnaufte laut und starrte eine Weile auf den Tisch, ehe sie weitersprach: »Was glaubst du, wie lange wir da wohnen werden?«
    Anna wusste, wie schwer es ihrer Mutter fallen würde, hier alles hinter sich zu lassen. »Nur bis der Roland fertig ist. Bis September vielleicht.«
    »Das ist eine lange Zeit. Wer wird sich so lange um unser Zuhause kümmern?«
    »Das Vieh können wir mitnehmen. Über das Haus habe ich auch nachgedacht. Vielleicht könnte Onkel Ludwig …«
    »Nein. Den will ich hier nicht mehr sehen. Ich weiß, dass er bereits Absprachen getroffen hatte, mich zu vermählen.«
    »Hm. Ich glaube nicht, dass Wegener in die Stadt ziehen wird. Vielleicht kann er ein Auge auf Haus und Hof halten.«
    »Ja, vielleicht kann er das. Doch nun iss dein Brot.«
    Dass es so leicht sein würde, sie zu überzeugen, hatte Anna nicht erwartet. Vermutlich war es die Angst vor einem Krieg oder dass wieder etwas Schreckliches geschehen könnte, die sie so reagieren ließ.
    ***
    Gleich nachdem Anna an ihnen vorbeigerauscht war, war Claas in die Werkstatt gestürmt, hatte sich sein Werkzeug gegriffen und immer wieder auf den Sockel eingeschlagen. Steinsplitter spritzten in alle Richtungen, trafen ihn an der Stirn, der Wange und am Arm, doch er bemerkte es nicht.
    Was er auch anfing, um Anna zurückzugewinnen, ging schief. Hatte er sie bereits an diesen Priester verloren?
    Wieder sauste der Klöppel auf den Knüpfel, welcher nagend den Stein vor sich hertrieb und ihn schließlich abplatzen ließ. Ein weiterer Schlag, noch einer und noch einer. Claas wurde nicht müde, sein Arm schmerzte zwar, doch es war der Schmerz der ungewohnt heftigen Bewegung, und er hieß ihn willkommen. Seine Gedanken wollten nicht zur Ruhe kommen, kreisten immer wieder um die Szene auf dem Markt. Vor seinem geistigen Auge sah Claas, wie der Priester Anna küsste und sie sich ihm hingab. Schließlich hielt er es nicht länger aus.
    Wütend warf er das Werkzeug in die

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