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Rolandsrache

Rolandsrache

Titel: Rolandsrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Riedt
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wieder auf die Schankmaid. »Ich hole dir etwas zu trinken.«
    »Ich kann selbst gehen.« Claas erhob sich, doch der Büttel war schneller.
    »Lass nur.« Flink wie der Wind war er beim Tresen.
    Trotz seiner missmutigen Laune fiel Claas auf, dass Barbara errötete und verlegen zur Seite sah, als Simon mit ihr sprach. Wieder am Tisch, glühten seine Wangen und Ohren ebenfalls rot, und ein leichtes Lächeln umspielte seinen Mund.
    »Wenn du dir mit diesem Katz-und-Maus-Spiel noch mehr Zeit lässt, schnappt sie dir ein anderer weg.« Verbittert leerte Claas seinen Wein in einem Zug. »So wie mir die Meine.« Er setze den Becher ab und fuhr sich mit der Hand über den Mund.
    Trotz seiner Verliebtheit war Simon der bittere Ton diesmal nicht entgangen. »Sag mal, was ist mit dir heute los, ist irgendetwas passiert?«
    Wieder war Claas versucht, eine böse Antwort zu geben, doch dann besann er sich und erzählte, was sich an diesem Tag zugetragen hatte. Simon hörte aufmerksam zu.
    »Bei deiner Anna kann ich dir nicht helfen, aber Narben-Georg kenne ich. Also treibt er wieder sein Unwesen in der Stadt.« Ärgerlich schüttelte Simon den Kopf. »Den haben wir schon wegen der einen oder anderen Gaunerei erwischt. Leider waren seine Vergehen immer nicht gewichtig genug, um ihn lange zu halten, sodass er schnell wieder freien Fußes durch die Stadt wandern konnte. Ich glaube, ich weiß, wo der sich rumtreibt. Den haben wir bald. Ich verstehe nur nicht, dass ihr damit nicht gleich zu uns gekommen seid.«
    »Weil wir nicht sicher waren.«
    »Ist denn heute Meldung gemacht worden?«
    »Hm, ich weiß es nicht.«
    »Ich werde morgen nachfragen, und wenn nicht, kümmere ich mich darum. Ich gebe dir Bescheid, sobald er im Kerker schmort, und glaub mir, da kommt der so schnell nicht wieder raus. Wenn er sich auch noch für den Tod von Meister Olde verantworten muss, wird er bald einen Kopf kürzer sein.«
    Die Worte des Büttels besänftigten Claas’ Gemüt etwas.
    »Dann geh nun zu deiner Barbara und frage sie, ob du sie umwerben darfst, oder soll ich es für dich tun?« Entschlossen sah er Simon an, der sich hastig erhob.
    »Nein, ich versuche selbst mein Glück. Hab Dank, mein Freund.«
    ***
    »Es war dumm von dir, sie durch die Stadt zu jagen.« Mit diesen Worten schloss Heinrich die Tür. Im dunklen Zimmer zeichnete sich deutlich die Silhouette von Georg ab, der auf einem Stuhl saß.
    »Aber Euer Hochwürden, sie hat mich erkannt und sucht nach mir. Sie weiß, dass ich mit dem Überfall zu tun habe. Ich muss die Stadt verlassen …«, er druckste herum, »… und brauche mehr Geld.«
    Heinrich zündete zwei Kerzen an und setzte sich Georg gegenüber, dann beugte er sich dicht zu ihm und sprach sehr leise: »Was hast du mit dem vielen Geld getan, das ich dir gegeben habe?«
    »Es ist noch nicht verbraucht, aber ich muss ein neues Leben beginnen, irgendwo, wo mich niemand kennt. Vielleicht in Hamburg oder Hannover.«
    »Na gut, du sollst noch etwas mehr haben.« Genüsslich lehnte Heinrich sich zurück und sah, wie die Gier sich auf Georgs Gesicht abzeichnete.
    »Ihr seid zu gütig, Euer Hochwürden. Dann kann ich heute Nacht noch verschwinden.«
    »Das kannst du, wenn du noch einen kleinen Auftrag für mich erledigst.«
    Georg riss seine Augen weit auf, und die Vorfreude wich aus seiner Miene. »Was soll ich denn tun, Herr?«
    »Sagen wir es mal so, du darfst dich noch einmal mit einer Hure aus dem Badehaus amüsieren. Das gefällt dir doch bestimmt?«
    Zögernd nickte Georg.
    »Und anschließend wirst du sie zum Schweigen bringen.«
    »Wie?«
    Heinrich ignorierte die Überraschung in Georgs Stimme und fuhr unbeirrt fort. »Das überlass ich deiner Phantasie. Nur sorge dafür, dass sie für immer schweigt. Von der Belohnung kannst du dir ein neues Leben leisten.«
    »Aber –«
    Heinrich unterbrach ihn. »Oder ist es dir lieber, wenn dich die Büttel besuchen?«
    Georg schüttelte notgedrungen den Kopf und reichte ihm die Hand, doch Heinrich zog es vor, sie nicht zu ergreifen, denn sicher war sie nicht gewaschen.
    Drei Stunden später erschien Georg wieder vor dem Dom, wo Heinrich ihn erwartete. Leise und darauf bedacht, nicht gesehen zu werden, stiegen sie in seine Schreibkammer hinauf.
    Als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, fragte Heinrich: »Hast du erledigt, worum ich dich gebeten habe?«
    Georg nickte. »Die sagt nie wieder einen Ton. Hat sich gewunden wie eine Forelle bei Ebbe«, antwortete er, während er sich mit

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