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Rolandsrache

Rolandsrache

Titel: Rolandsrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Riedt
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bereits zwei Finger wegen schwerer Diebstähle, doch er konnte es nicht lassen.
    In der zweiten Zelle saß eine Hure, die einen Freier geprellt hatte. »Wasser«, bettelte sie, doch Simon wusste, dass es genug Wasser für die Gefangenen gab. Er wollte sich ihr nicht nähern, denn ihrem Aussehen nach zu urteilen war sie unsauber und krank.
    In der nächsten saß ein Händler, und als Simon an der Zelle vorbeiging, spie er auf den Boden. Der Händler hatte wiederholt seine Ware zu teuer verkauft, und nun drohte ihm entweder der Verlust einer Hand oder das Mal. Darüber musste der Vogt noch entscheiden. Die übrigen Zellen waren leer, und so ging Simon schnell wieder in die Wachstube hinauf, froh, dem Gestank zu entkommen.
    »Sagt mal, habt ihr schon was wegen Narben-Georg unternommen?«
    »Hä? Wozu? Hat er wieder was angestellt?« Konrad sah von seiner Tätigkeit auf.
    »Der hat gestern der Tochter von Jacob Olde nachgestellt.«
    »Weiß ich nichts von. Du, Christian?«
    »Nein.« Der Angesprochene antwortete, ohne die Augen zu öffnen.
    »Wer hatte denn gestern hier drin Wache?«
    »Wir beide, Rudolfus, Wilhelm und Dietrich.«
    »Dann frag ich später die anderen.«
    »Kannst dir sparen.« Konrad legte sein geputztes Messer zur Seite. »Ich bin seit gestern hier. Die einzige Meldung war von der alten Tilda Wigger, der jemand einen Topf Honig aus der Küche geklaut hat. Dann war ein Priester bei Rudolfus und hat sich mit ihm unterhalten, und es gab ein totes Pferd in der Knochenhauergasse. Ist einfach umgefallen und versperrte den Weg.«
    Bei dem Priester wurde Simon hellhörig, und er hakte nach: »Was wollte der Priester denn von Rudolfus?«
    »Weiß ich nicht, die sind rausgegangen«, erwiderte Konrad.
    »Vielleicht hat er ihm ja die Beichte abgenommen«, prustete Christian los und erhob sich von seinem Nickerchen. »Spielt jemand eine Runde Mühle mit mir?«
    Konrad zog daraufhin das Mühlebrett unter dem Tisch hervor.
    »Wenn ihr den Narbigen seht, sperrt ihn ein.«
    »Machen wir, der kennt unsere Herberge ja schon«, lachte Christian.
    »Vielleicht hat er sogar etwas mit dem Mord an Zunftmeister Olde zu tun«, ergänzte Simon.
    Gut einen Glockenschlag später betraten Rudolfus und Dietrich die Wachstube. Nun waren Christian und Konrad mit Patrouillieren an der Reihe, die sich dick angezogen auf den Weg machten.
    Nach einem knappen Gruß setzte sich Rudolfus schwer auf den Stuhl und stöhnte, während er mit der Hand wieder auf seine Galle drückte.
    Besorgt betrachtete Simon seinen blassen Kollegen. »Vielleicht isst du zu fettig, hab gehört, dass so was auf die Galle –«
    »Wer erzählt denn so einen Scheiß?«
    »Weiß ich nicht mehr, hab es wohl mal aufgeschnappt.«
    »Sicher wieder von irgendwelchen Tratschweibern!«
    »Aber es wird mit dir immer schlimmer statt besser. Dein Wundermittel scheint nicht zu helfen.«
    »Alles Humbug, was die einem verabreichen«, knurrte er mürrisch.
    »Und was hat der Priester dir gestern gegeben? Oder war der wegen was anderem da?«
    Wenn es möglich war, dass Rudolfus noch blasser werden konnte, dann tat er es in diesem Moment. »Der? Ja, er hat mir wieder Kräuter gegeben, die nicht helfen, wie du siehst.«
    »Dann geh mal zu jemand anderem, dem Bader oder dem Arzt.«
    »Vielleicht.«
    Simon schenkte seinen Kollegen etwas Wasser ein und setzte sich zu ihnen an den Tisch.
    »Hat einer von euch gehört, dass Anna Olde gestern von Narben-Georg verfolgt wurde?«
    Stumm schüttelten beide den Kopf.
    »Falls er euch über den Weg läuft, sperrt ihn ein. Er hat mit dem Mord am alten Olde zu tun.«
    ***
    Wenn sie weiter in diesem Tempo ihre Sachen packten, konnten sie heute Abend bereits fertig sein.
    Hemeling hatte nicht zu viel versprochen und ihnen ein Haus nahe der Wachstube bereitgestellt. Es gab einen großen Innenhof, der mit Stroh abgedeckt und nach allen Seiten von Wänden umgeben war. Damit waren die Handwerker nicht dem eisigen Wind ausgesetzt, wenn sie hier ihr Tagewerk verrichteten. Auch eine große Feuerstelle in der Mitte würde die Kälte vertreiben. Holz lag reichlich aufgestapelt bereit und würde den Winter über reichen.
    Dieses Haus war viel komfortabler als Annas Elternhaus und besaß eine eigene Kloake im Keller, die regelmäßig vom Heimlichkeitsfeger gelehrt wurde. In der Küche gab es sogar einen gemauerten Ofen, was wiederum Thea und ihre Mutter freute. Insgesamt gab es sechs Kammern, alle sehr geräumig, und niemand musste das Haus verlassen, um zur

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