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Rolandsrache

Rolandsrache

Titel: Rolandsrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Riedt
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gemacht, nachdem du verfolgt worden bist?«, fragte Simon.
    »Hochwürden Heinrich Frey wollte doch jemanden schicken!«, protestierte Anna.
    »Es gab aber keine Meldung. Erst Claas hat es mir abends erzählt. Dann sollte ich dem Priester mal einen Besuch abstatten.«
    »Das kann ich auch«, sagte Anna.
    »Tu das. Doch weswegen ich hier bin: Was wolltet ihr eigentlich von der toten Magd?«
    »Sie wurde von irgendwem bezahlt, Informationen preiszugeben, und wir wollten herausfinden, von wem.«
    »Da wart ihr leider zu spät. Sie muss schon einige Tage tot sein.«
    »Wenigstens handelt ihr bei Gudrun schneller als bei meinem Vater«, sagte Anna verbittert.
    »Du tust mir unrecht. Ich wollte gleich, als ich davon erfuhr, zu euch, aber Rudolfus meinte, wir wüssten alles Nötige und könnten uns den weiten Weg ersparen.«
    »Verzeih mir, Simon, es war nicht so gemeint.«
    »Geht dieser Rudolfus immer so vor?«, wollte Claas wissen.
    »Na ja, das liegt wohl an seinem Alter. Außerdem weiß er wirklich viel und hat schon manch einen eingekerkert. Doch in der letzten Zeit lässt er nach. Liegt bestimmt an seiner Galle.«
    Die Worte beruhigten Anna keineswegs, aber sie ließ das Thema auf sich beruhen.

15
    Auf der anderen Seite des Schranks, der ihre Betten voneinander trennte, hörte Anna am gleichmäßigen Atmen, dass Claas bereits schlief. Sie selbst konnte ihre Augen nicht schließen, ohne dass immer wieder die tote Gudrun vor ihr auftauchte. Müde sah Anna zu, wie der Mond langsam seine Bahn über den Himmel zog. Hin und wieder streiften ihn ein paar Wolken, aber ansonsten war die Nacht sternenklar. Ein Gebet würde sicher helfen, um ihre Sinne zu beruhigen.
    »Heilige Anna, halte schützend deine Hand über dieses Haus. … Mit unserer Suche nach dem Mörder stehen wir wieder wie am Anfang da. Die Kaisergegner sind endgültig aus dem Spiel. Sie heißen seine Entscheidung willkommen. … Gudrun ist tot und kann uns nicht mehr sagen, wer der geheimnisvolle Mann ist, der sie bezahlte. … Der Narbige Georg ist ebenfalls tot, vermutlich ermordet, und bisher haben wir keine Nachricht von Wegener, wer die Männer an der Seite des Narbigen waren. Vermutlich kommt Wegener wegen der Belagerung nicht in die Stadt. … Wie Simon uns sagte, hat niemand Meldung über die Verfolgung gemacht, obwohl Heinrich jemanden zum Wachhaus schicken wollte. Dann ist doch jemand in der Kirche, der dies verhindert hat! Ich muss unbedingt mit Heinrich darüber reden und sorge mich, dass er nun auch in Gefahr schwebt.«
    Ein kleiner Schreck durchfuhr Anna bei dem Gedanken, und sie hoffte, so bald wie möglich zu ihm gehen zu können. Plötzlich musste sie husten, und damit Claas davon nicht aufwachte, hielt sie sich ihre Decke vor den Mund. Nachdem das Kratzen in ihrem Hals nachgelassen hatte, setzte sie ihr Gebet fort:
    »Wir selbst werden gut von Hemeling und seinen Männern beschützt. … Claas arbeitet unermüdlich von früh bis spät. Ach, ich wünschte, er hätte keine Schuld am Tod von Vater. Er fehlt uns so sehr!«
    Eine weitere Wolke schob sich vor den Mond, und die Schatten in ihrem Zimmer wurden schwächer. Anna kuschelte sich tiefer in ihre Decke.
    »Mutter ist hier trotz allem wieder etwas aufgeblüht. Das neue Haus gefällt ihr gut. Ich selbst wäre aber lieber wieder in unserem Heim, denn die Stadt ist so eng und miefig. … Ich brauche deine Hilfe mehr denn je und hoffe, dass du meine Schritte lenken wirst. Amen.«
    Eine Weile hing Anna noch ihren Gedanken nach, dann fiel sie endlich in einen traumlosen Schlaf.
    Am nächsten Morgen ließ man Anna länger schlafen, sodass sie sich mit dem Frühstück beeilen musste.
    Kurz nachdem die Männer an die Arbeit gegangen waren, bekamen sie bereits Besuch vom Ratsherrn Hemeling. Er begutachtete ihr Vorankommen und schien dieses Mal zufriedener zu sein als beim letzten Besuch.
    »Ich bin froh zu sehen, dass ich mich nicht falsch entschieden habe, als ich euch die Arbeit überließ. Die fertigen Teile sehen prächtig aus.«
    Claas erklärte nicht ohne Stolz: »Wir können schon bald mit dem Wappen beginnen. Diese Aufgabe wird Anna übernehmen. Ihre zierlichen Hände eignen sich gut für die filigranen Lettern.«
    Hemelings Miene wurde ernst. »Da gibt es leider ein Problem. Die Urkunde ist verschwunden.«
    »Wie meint Ihr das?«, fragte Anna verwundert.
    »Sie wurde höchstwahrscheinlich bei dem Einbruch gestohlen.«
    Anna erschrak. Ohne Urkunde konnte Bremen der Kirche gegenüber nicht

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