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Rolandsrache

Rolandsrache

Titel: Rolandsrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Riedt
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zustimmend.
    »Dann unterbreitet mir jetzt eure Gründe dafür.«
    Claas ließ Anna den Vortritt, nickte ihr zu, und sie begann. »Wir lieben uns nicht, und es war ein Fehler, dass wir diese Ehe eingegangen sind.« Sie holte tief Luft. »Claas tat es, um meine Mutter und mir nach Vaters Tod beizustehen, da meiner Mutter sonst der Schuldturm gedroht hätte. Doch es war ein Fehler. Ich will ihn nicht an uns binden.«
    »Das ist ehrenhaft von deinem Mann und spricht nicht gegen eine Vermählung. Du solltest dankbar sein. Ich habe schon von viel niedrigeren Gründen für ein Bündnis gehört.« Er machte eine Pause und atmete schwer rasselnd. »Wenn diese Ehe annulliert wird, muss deine Mutter dann nicht mehr in den Turm?«
    »Es gibt eine andere Lösung.«
    »Was sagst du dazu, Claas?«
    Die Augen des Erzbischofs ruhten auf dem Angesprochenen, und Annas Herz begann zu klopfen, als er nicht sofort antwortete. Sie warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. Im nächsten Moment musste sie sich anlehnen, denn zum wiederholten Mal überkam sie der Schwindel, zu dem sich jetzt auch Übelkeit gesellte. Für eine Sekunde schloss sie die Augen und unterdrückte das Verlangen, sich zu übergeben. Dann war es wieder vorbei und sie atmete tief durch. Sicher war es die Aufregung.
    »Ja, es ist so, wie sie sagt, zumindest beinahe.«
    »Das genügt mir ganz und gar nicht.« Ein weises Lächeln huschte über die Züge des kranken Mannes.
    »Ich trage die Schuld am Tod ihres Vaters.«
    »Was hast du getan, dass diese Schuld auf dir lastet? Ich hörte, der Steinmetz sei bei einem Überfall ums Leben gekommen.«
    »Das ist richtig. Ich habe mich betrunken und das Siegel des Vertrauens gebrochen, und dabei hatten die Mörder wohl ihre Ohren aufgestellt.«
    Heinrichs Augenbrauen schnellten in die Höhe. Schuldbewusst senkte Claas den Kopf, und Anna konnte sehen, wie sehr diese Geschichte an ihm nagte. Mitleid beschlich sie, aber sie wehrte sich gegen dieses Gefühl, schließlich war es die Wahrheit. Nun musste sie wenigstens die Geschichte mit der Bademagd nicht vor dem Erzbischof preisgeben, denn die Sache mit ihrem Vater wog sicher schwerer.
    Heinrichs Mundwinkel zuckten verächtlich, aber er schwieg.
    »Das ist natürlich eine schwerwiegende Angelegenheit. Wurde eure Ehe vollzogen?«, fragte der Erzbischof.
    »Nein«, antwortete Claas ruhig.
    »Dann werde ich über eure Bitte nachdenken und lasse euch wissen, wie ich mich entschieden habe. Gott sei mit euch.«
    Heinrich verbeugte sich und begleitete die beiden aus dem Raum. »Seine Exzellenz ist noch sehr geschwächt.«
    »Hochwürden, was fehlt seiner Exzellenz denn?«, fragte Anna, erschüttert über den Zustand des Erzbischofs.
    »Das weiß niemand so genau. Schädliche Körpersäfte, sagt unser Medicus.«
    »Es tut mir sehr leid um ihn, und ich werde ihn in meine Gebete mit einschließen«, versprach Anna.
    »Wie lange wird es dauern, bis er sich entschieden hat, Hochwürden?«, fragte Claas.
    »Das kann ich schwer voraussagen, aber ich hoffe für euch beide, dass er bald zu einem Urteil kommt.«
    Anna zögerte kurz. »Hochwürden, können wir uns noch einen Moment ungestört unterhalten?«
    »Wenn ihr es wünscht, können wir in meine Schreibkammer gehen.«
    »Wenn ich im Wege bin, kann ich draußen auf dich warten.«
    Der Unterton in Claas’ Worten entging Anna nicht. »Nein. Komm bitte mit.« Sie wollte, dass er dabei war, damit er sah, dass seine Anschuldigungen gegen sie und Heinrich unbegründet waren.
    In der Schreibkammer zündete der Priester einige Kerzen an, und sie setzten sich. »Was kann ich für euch tun?«
    »Ich glaube, dass Ihr in Gefahr seid, Hochwürden«, begann Anna flüsternd.
    Heinrich stutzte. »Ich? Aber wie kommst du denn darauf?«
    »Nun, Ihr habt doch an dem Tag, als ich verfolgt wurde, jemanden zum Wachhaus geschickt.«
    Er nickte.
    »Diese Person ist nie dort angekommen. Die Büttel haben keine Meldung darüber erhalten, was passiert ist.«
    »Oh.« Heinrich machte ein erstauntes Gesicht. »Ich schickte einen jungen Novizen, der mir versicherte, den Bütteln Bescheid gegeben zu haben. Ich lasse ihn sogleich zu mir rufen und befrage ihn.« Heinrich erhob sich, doch Anna hielt ihn am Arm zurück.
    »Tut das lieber nicht und hört mich weiter an. Ich glaube nicht, dass dieser Novize dafür verantwortlich ist. Ich nehme an, dass jemand anders in der Kirche dahintersteckt. Er muss es auch sein, der den Überfall auf meinen Vater und Claas verschuldet hat und

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