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Rolandsrache

Rolandsrache

Titel: Rolandsrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Riedt
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seine Arbeit zerstören wollte.«
    »Anna, was du da sagst, ist eine schlimme Behauptung. Ich hoffe, du weißt, wer es ist, und hast Beweise dafür?«
    Anna schüttelte den Kopf. »Nein, die habe ich nicht. Und wer es ist, kann ich noch nicht sagen.«
    Sie legte kurz ihre Hand auf die von Claas. »Bitte verzeih, was ich jetzt tue.«
    Er war verwirrt und legte seine Stirn in Falten.
    »Ich muss es Heinrich sagen, denn er schwebt in ebenso großer Gefahr wie wir.«
    Claas schien nicht zu verstehen, was sie meinte, und schwieg, nicht ohne ihr noch einen eindringlichen Blick zuzuwerfen.
    Anna verstand, wandte sich aber trotzdem wieder an Heinrich. Es musste sein. »Wie Ihr wisst, wurden Claas und mein Vater überfallen und ein Teil ihrer Arbeit zerstört. Einer der Männer, die bei dem Überfall dabei waren, war der Narbige Georg, der mich in Bremen verfolgt und den man tot aus der Weser gefischt hat. Und dann ist da noch die Bademagd, die von einem Mann für Informationen über die Ratsherren bezahlt wurde. Auch die Magd ist mittlerweile tot, grausam ermordet. Alles spricht dafür, dass jemand in der Kirche nicht will, dass dieser Auftrag fertiggestellt wird.«
    Anna, die sich vorgebeugt hatte, um nicht zu laut zu sprechen, lehnte sich zurück und sah, wie es in Heinrich arbeitete.
    »Ich vermag nicht zu glauben, was du da erzählst. Um welche Arbeit handelt es sich denn genau?«
    »Einen steinernen Roland, der uns Unabhängigkeit von dieser Kirche zusichert.«
    Claas sprang auf. »Weib, was tust du?!«
    »Wir können ihm vertrauen«, beruhigte sie ihn, doch seine Miene verriet ihr, dass er anders dachte.
    »Das könnt ihr.« Heinrich sah Claas gütig an, doch dieser erwiderte den Blick feindselig.
    »Angenommen, diese Ungeheuerlichkeit wäre wahr, was können wir jetzt tun?«, fragte Heinrich.
    »Herausfinden, wer zusammen mit dem Narbigen meinen Vater umgebracht hat. Diese Männer könnten uns vielleicht mehr verraten, uns sagen, wer der Anführer ist.«
    Claas setzte sich widerwillig und sichtlich verärgert wieder hin.
    Heinrich stand auf, verschränkte die Hände hinter dem Rücken und begann, auf und ab zu gehen. Offenbar dachte er angestrengt nach. Anna folgte ihm mit den Augen, und ihr Blick wanderte seine Robe hinunter auf seine Schuhe. Er trug heute feine Lederstiefel und nicht die einfachen wie gewöhnlich. Er drehte sich wieder zu ihnen herum.
    »Wenn ihr die Männer finden könntet, wäre das gut, doch wer sagt, dass sie nicht auch schon vergiftet in der Weser treiben?«
    Anna fuhr ein eisiger Schreck durch die Glieder, es war, als greife eine eiskalte Hand nach ihrem Herzen. Plötzlich wusste sie, dass es ein Fehler gewesen war herzukommen. Die Erkenntnis traf sie wie ein Schlag. Heilige Jungfrau, steh mir bei!, schickte sie ein Stoßgebet zum Himmel. Sie hatte dem Mörder ihres Vaters in die Hände gespielt.
    »Solange sie nicht gefunden wurden, haben wir Hoffnung.« Claas sah Heinrich fest an, während Anna sich in die Lehne des Stuhls krallte, der unter ihr wankte wie ein störrisches Pferd. Sie musste gegen die Übelkeit und den Schwindel ankämpfen, der sie zu überwältigen drohte. Heinrich durfte nicht merken, was gerade in ihr vorging.
    »Falls sie noch am Leben sind, wo wollt ihr nach ihnen suchen?«
    »In der Stadt«, antwortete Claas.
    »Die Stadt ist groß. Habt ihr vielleicht schon eine Spur?«
    Abrupt stand Anna auf. »Wir … müssen … gehen …« Das Atmen fiel ihr schwer. Sie konnte sich nicht auf den Beinen halten und fiel zurück in den Stuhl.
    »Anna, was ist mit dir?« Besorgt beugte Claas sich über sie, und auch Heinrich war mit einem Satz bei ihr.
    »Schon heute Morgen zur Messe ging es ihr nicht gut. Ich glaube, es war alles zu viel in letzter Zeit. Es ist besser, wenn ich sie sofort nach Hause bringe«, hörte sie Claas sagen.
    Heinrich goss einen Becher Wasser ein und hielt ihn ihr an den Mund. »Trink das«, befahl er sanft.
    Anna nahm einige Schlucke, und plötzlich formte sich das Wort »Gift« in ihren Gedanken. Dann wurde ihr schwarz vor Augen.

16
    Hohes Fieber ließ Anna die nächsten Tage nur verschwommen wahrnehmen. Mal sah sie Mechthild, und es roch nach Kräutern, dann war Thea über ihr, die versuchte, ihr eine Brühe einzuflößen. Doch bei jeder Nahrungsaufnahme rebellierte Annas Magen heftig. Ihre Mutter war da und streichelte ihr unermüdlich die Hand oder betete. Claas saß an ihrem Bett und tupfte ihr die Stirn ab oder rieb ihre Handgelenke mit einer Tinktur

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