Rolf Torring 007 - Der Tiger von Singapore
hat."
Da stand er nun wieder vor uns und tat, als sei nichts geschehen. Der leitende Kommissar wollte durchaus wissen, wo und warum unser schwarzer Begleiter niedergeschlagen wurde.
Pongo grinste verlegen.
„Schlägerei", sagte er lakonisch. „Chinesen Pongo nicht leiden können."
Solche Schlägereien waren wohl schon oft im Chinesenviertel vorgekommen, denn der Kommissar legte ihr keine große Bedeutung bei. Er ermahnte Pongo nur, das nächste Mal vorsichtiger zu sein, weil sonst die Sache einmal schief ausgehen könne.
Wir nahmen Pongo im Auto mit und fuhren zurück zum Bungalow des Lords. Unterwegs wurde nicht gesprochen. Erst als wir wieder auf der Veranda saßen, mußte Pongo sein Erlebnis berichten. Er erzählte in seiner knappen Art.
Er war uns wirklich heimlich gefolgt und hatte auch bemerkt, daß wir von einem jungen Chinesen beobachtet wurden. Er sah uns in der Teestube verschwinden. In geringer Entfernung wartete er dann auf unser Wiedererscheinen. Als wir auftauchten und der Stadt zugingen, wollte uns Pongo erneut folgen. Doch da machte er eine merkwürdige Entdeckung.
Zwei Chinesen, die aus einem gegenüberliegenden Hause traten, blickten uns nach und eilten dann zur Teestube hinüber, aus der der angebliche chinesische Kommissar herauskam.
Alle drei drückten sich in einen Winkel des Hauses, so daß sie von uns, wenn wir uns umblickten, nicht gesehen werden konnten. Der junge Chinese (der Kommissar) sprach erregt auf seine Landsleute ein, dann verschwand er wieder in der Teestube. Die beiden anderen Männer jedoch eilten davon.
Pongo hatte sich gleichfalls in einer Hausnische versteckt und folgte nun den beiden, die tiefer in das Chinesenviertel hineingingen. Vor einem Hause blieben sie stehen und sahen sich aufmerksam um. Dabei mußte ihnen Pongo wohl aufgefallen sein. Aber sie unternahmen nichts, sondern verschwanden im Haus.
Pongo ging vorüber. Er sah, daß sich auch hier eine Schenke übelster Art befand, die den Namen „Zum gelben Drachen" führte.
Pongo dachte sich nichts weiter dabei, diese Schenke zu betreten. Durch das Fenster hatte er auch andere Neger im Innenraum bemerkt.
Als er das Gastzimmer betrat, verstummte sofort der Lärm. Alle Gäste blickten ihn überrascht und erschrocken an. Pongos Figur und sein Gesicht flößten ihnen Furcht ein.
Da Pongo keinen Alkohol trank, bestellte er sich Tee, was ein allgemeines Gelächter hervorrief, das jedoch sofort abbrach, als er sich wütend umschaute. Der Wirt behauptete nun, keine Teestube zu haben und Pongo deshalb keinen Tee ausschenken zu können. Er bot ihm Schnaps an, den Pongo jedoch zurückwies. Selbst ein anderes alkoholfreies Erfrischungsgetränk konnte Pongo nicht erhalten.
Da war er gezwungen, die Schenke wieder zu verlassen. In dem Augenblick aber, als er die Gasse betrat, fielen mehrere Chinesen, die draußen auf ihn gewartet zu haben schienen, über ihn her. Pongo schlug zwei nieder. Seiner Ansicht nach mußten sie das Aufstehen überhaupt vergessen haben.
Er wäre auch mit den anderen fertig geworden, wenn er nicht einen schweren Schlag mit dem Sandsack auf den Kopf erhalten hätte. Im Zusammenbrechen gelang es ihm aber noch, einen Chinesen zu packen, der sich jedoch wieder von ihm losriß. Pongo behielt einen Fetzen Stoff in der Hand.
Dann verlor er das Bewußtsein.
Nach seinem Erwachen auf der Polizeistation fühlte er in seiner Hand noch den Zeugfetzen. Er wollte ihn behalten, um den Mann im Chinesenviertel zu suchen, denn er war es seiner Ansicht nach gewesen, der ihm den Schlag versetzt hatte.
Er zeigte uns das kleine Stück gelben Zeuges und wollte es wieder in seiner Tasche verschwinden lassen, als mein Freund heftig danach griff.
Rolf breitete es dann auf dem Tisch aus und strich es glatt. Ich erkannte auf der Innenseite eine kleine rote Figur und darunter eine Nummer in derselben Farbe. Nummer 38, las ich. Die Figur stellte einen - Tiger dar. „Der ,Tiger von Singapore'", entfuhr es mir. „Das war der Mann nicht, aber er gehörte zur Bande", erwiderte mein Freund. „Pongos Entdeckung ist sehr wichtig, wir haben jetzt einen neuen Anhaltspunkt." Und sich an unseren schwarzen Freund wendend, erkundigte er sich:
„Würdest du das Haus, vor dem du niedergeschlagen wurdest, wiederfinden, Pongo?"
„Pongo weiß, wo es steht", war die Antwort.
„Dann werden wir auch dieses Haus beobachten müssen", schlug Rolf vor. „Aber vorerst wollen wir uns mit dem chinesischen Kommissar treffen. Ich nehme
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