Rolf Torring 035 - Kampf um Macht
schien auch die Absicht dazu zu haben, aber er kam nicht mehr dazu, denn plötzlich stürzte Kubang ins Zelt und stieß hervor:
„Massers schnell kommen, Pongo schnell, auf Lichtung Feinde."
Das war allerdings eine sehr unangenehme Überraschung. Während wir hinausstürzten, dachte ich sofort an die eingeborenen Soldaten der Belgier, die ja schon einmal im Dorf gewesen waren, um nach uns zu fahnden. Waren wir doch sehr verdächtig, da wir von Portugiesisch-Afrika her unbemerkt über die Grenze gekommen waren.
Das Tor war inzwischen wieder geflickt und geschlossen worden, ein großer Glücksumstand für uns, denn als wir vorsichtig über die Dornenhecke blickten, sahen wir die Lichtung ringsum von Negern gefüllt, die fast alle mit Gewehren ausgerüstet waren.
Schnell sprangen wir von den aus Ästen gebauten Ständen wieder herab, als sofort einige Kugeln um unsere Köpfe pfiffen, und Pongo erklärte grimmig:
„Feind ist Sankurn, Häuptling von Nachbarstamm. Hat viele Krieger, alle gut schießen !"
Das war nun allerdings keine sehr angenehme Aussicht. Jetzt waren wir nun doch in die internen Kämpfe der Neger, die wir gern vermieden hätten, verwickelt. Aus dem Dorf konnten wir unmöglich hinaus, denn die Feinde würden uns wohl kaum als neutral passieren lassen, mitgefangen war eben mitgehangen! Außerdem hätten wir unseren Pongo nie in dieser schwierigen Situation allein gelassen. Pongo machte ein sehr ernstes Gesicht und flüsterte:
„Nicht gut sein, Massers, Pongo nicht wissen, ob alle Leute treu bleiben."
Das war allerdings auch wieder ein sehr beachtlicher Punkt, denn die Dorfbewohner, die bisher auf der Seite Kandas und seines Bruders Maku gestanden hatten, würden jetzt vielleicht gemeinsame Sache mit den Feinden machen.
„Rolf," stieß ich in plötzlichen Gedanken hervor, „wenn nun der Medizinmann von einem Anhänger befreit wird und die Dorfbewohner gegen uns aufstachelt? Denn ich sehe da den großen Neger, der mich überwältigt hat, außerdem auch die Wächter, denen ich und auch Kubang entkommen sind. Diese Leute werden sicher keine freundschaftlichen Gefühle gegen uns hegen."
„Donnerwetter ja, das stimmt allerdings," gab Rolf zu, „höre, Pongo, was machen wir mit dem Medizinmann? Ob er noch gefesselt in seiner Hütte liegt?"
„Pongo nachsehen," sagte der Riese und machte Miene ins Dorf zurückzugehen, aber das war unnötig, denn im gleichen Augenblick kam schon ein Trupp Neger, ungefähr 20 Mann, in ihrer Mitte der Medizinmann, der wieder sein phantastisches Gewand angelegt und sein Gesicht gräßlich bemalt hatte.
Bis dicht vor Pongo trat er hin, sandte mir einen glühenden Haßblick zu und schrie dann in gellenden Tönen auf Pongo ein. Unser schwarzer Freund hörte ganz ruhig den wütenden Erguß des Medizinmannes an, als aber die umstehenden Neger ihre Zustimmung durch lebhaftes Geschrei und Gestikulationen gaben, hob er befehlend die Hand, worauf sofort Ruhe eintrat.
Dann sagte er nur einige Worte, sprang blitzschnell vor, packte den Medizinmann um die Hüften und warf den schweren Mann wie einen leichten Ball über die hohe Dornenhecke nach außen.
Die Neger standen schreckerstarrt, als Pongo sie aber mit herrischer Bewegung fortwies und einige Worte in befehlendem Ton dazu rief, gingen sie langsam, mit gesenkten Köpfen weg. Nur ab und zu schielten sie dabei über die Schulter zum Rand der Dornenhecke zurück, ob dort nicht der Zauberer wieder auftauchen würde, um an Pongo Rache zu nehmen.
Aber offenbar hatte der Medizinmann von diesem Flug völlig genug. Wohl hörten wir draußen von den feindlichen Negern laute Rufe des Erstaunens, ich hätte auch gern nachgesehen, was der Zauberer machte, aber Pongo ging jetzt ins Dorf zurück und sagte dabei zu uns:
„Massers mitkommen, Pongo fragen, wer treu zu ihm."
Auf dem großen Platz am heiligen Baum versammelte sein Ruf die Männer des Dorfes, ruhig stellte Pongo einige Fragen, worauf viele der Neger sehr verlegene Gesichter machten. Als Pongo aber weiter sprach und dabei auf die Umzäunung deutete, machten ungefähr achtzig Mann kehrt und gingen auf das Eingangstor zu.
„Leute verlassen Dorf Pongos," erklärte uns der schwarze Riese, „andere halten zu Pongo."
Den achtzig Mann schlossen sich noch die Frauen an. Dann stieg Pongo auf einen der erhöhten Stände neben dem Tor und rief die Feinde an. Nach einigem Hin und Her rief er dann seinen Leuten einen Befehl zu, worauf das Tor geöffnet wurde. Schweigend verließ
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