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Rolf Torring 041 - Vogelfrei

Rolf Torring 041 - Vogelfrei

Titel: Rolf Torring 041 - Vogelfrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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ganze zerschlagene Hoffnung spiegelte sich in meinem Blick.
    Schon hatte ich gehofft, daß unsere Sache günstig stände, doch das war alles Schein gewesen. Der Offizier war über uns gleich im Bilde gewesen.
    Im Stillen freute ich mich, daß wir, soweit es möglich gewesen, bei der Wahrheit geblieben waren. Was wir nicht sagen wollten, hatten wir eben verschwiegen.
    Der Offizier kam sich scheinbar sehr erhaben vor, als er nun sagte:
    „Ja, meine Herren, wir sind über alles unterrichtet. Sie haben ein Sprichwort, das heißt: Lügen haben kurze Beine. Sie sehen, wie gut es auf Ihren Fall zutrifft!"
    Ich sah, wie sich über Rolfs Gesicht ein harter Zug legte.
    „Ich verstehe nicht, was Sie wollen!" erwiderte er achselzuckend. „Es trifft auf unseren Fall absolut nicht zu, denn wir haben nicht gelogen. Es wäre entschieden richtiger, wenn Sie sich etwas gewählter ausdrücken würden."
    Eine scharfe Falte lief plötzlich von der Stirn bis zur Nasenwurzel, als der Offizier entgegnete: „Aber Sie haben bezüglich Ihres Aufenthaltes in Belgisch-Kongo nicht die Wahrheit gesagt!"
    „Sie haben ja noch gar keine diesbezüglichen Fragen an uns gestellt!" antwortete Rolf gereizt, und ich erkannte plötzlich, daß wir alle Chancen verloren hatten.
    „Führe Mohammed Tip ins Zimmer!" rief der Engländer einem der Soldaten zu. Und gleich darauf trat der Araber ein.
    Der Offizier setzte eine ernste Amtsmiene auf und war die verkörperte Unnahbarkeit.
    Der Araber mochte wohl einen anderen Empfang erwartet haben und war sichtlich betroffen, als er so förmlich empfangen wurde.
    „Sagen Sie mir," wandte sich der Offizier ohne weitere Vorrede an den Araber, „in welcher Weise haben diese beiden Deutschen Spionage getrieben? Ich ersehe die Beschuldigung aus dem Protokoll."
    Der Araber trat noch einen Schritt näher zur Barriere, die ihn von dem Offizier trennte.
    „So wahr Allah die Lüge ein Greuel ist, so soll mein Mund verstummen und meine Zunge verdorren, wenn nicht alle Worte, die aus meinem Munde kommen, so lauter und rein sind wie der Quell, der in der Wüste ..."
    „Lassen Sie die lange Vorrede," unterbrach der Offizier seine Redseligkeit, „hat einer der Deutschen bestimmte Fragen an Sie gerichtet, die als Spionage gelten können?"
    „Sie haben mich beide ausgeforscht," erwiderte der Araber sachlich und mit veränderter Stimme, „wie stark die Besatzungen der einzelnen Befestigungen sind, durch die ich gekommen bin. Sie haben mich gefragt, ob ich photographische Aufnahmen von Regierungsgebäuden hätte."
    Der Offizier nickte höhnisch. „Das genügt!" erwiderte er nachdrücklich. Er sah uns überlegen an und fragte:
    „Was haben Sie dazu zu sagen? Geben Sie zu, sich in dieser Weise strafbar gemacht zu haben?"
    Wir waren von der frechen Beschuldigung des lügnerischen Arabers so verblüfft, daß wir uns kaum fassen konnten.
    Dann trat Rolf vor, und auf seiner Stirn sah ich als gefährliches Anzeichen seines höchsten Zornes, daß die Stirnader dick anschwoll.
    „Was ich darauf zu antworten habe?" entgegnete er flammenden Auges. „Daß der Araber ein erbärmlicher Hund ist, dem ich seine verleumderischen Beschuldigungen heimzahlen werde, so wahr ich lebe?"
    Ich legte beruhigend die Hand auf Rolfs Arm. Ich befürchtete, daß er sich auf den Araber stürzen würde.
    Aber er schüttelte den Kopf und sagte:
    „Hab' keine Angst, daß ich den erbärmlichen Menschen niederschlage. Aber er wird seiner Strafe nicht entgehen. "
    „Beantworten Sie meine Frage," rief der Offizier scharf dazwischen. „Geben Sie zu, sich strafbar gemacht zu haben?"
    Rolf maß ihn mit einem erstaunten Blick.
    „Ich halte es für unter meiner Würde, darauf eine Antwort zu erteilen," entgegnete er kühl.
    Der Offizier biß sich auf die Lippen.
    „Wie Sie wollen," erwiderte er. „Das Verhör ist hiermit beendet. Ich werde Sie nach Dar-es-Salam überführen lassen. Die Regierungsbehörden können weiter darüber entscheiden. Mohammed Tip kann seine Beschuldigungen dort wiederholen."
    Der Araber sah den Offizier entsetzt an.
    „Habe ich recht verstanden?" fragte er staunend, „ich soll . . .?"
    „Ganz recht," schnitt ihm der Engländer das Wort ab. „Sie müssen mit den Deutschen nach Dar-es-Salam. Die Angelegenheit muß untersucht werden."
    Ich muß gestehen, so trostlos unsere Lage auch war, aber ein Gefühl der Schadenfreude stieg in mir auf, als ich die Enttäuschung des Arabers sah. Durch die Absicht, uns zu schaden, hatte er sich

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