Rolf Torring 042 - Unsere Kopfpreise
geräuschlos zu überwältigen. Doch Pongo machte ein so zuversichtliches Gesicht, daß ich Mut gewann. Und Rolf nickte dem Riesen aufmunternd zu und sagte;
„An uns soll es nicht liegen, Pongo. Ich befürchte nur, daß sie dich entdecken, wenn du in das Flußbett hineinspringst."
„Askaris nicht sehen," gab der Riese kurz zurück. Dabei deutete er nach links, und wir sahen, daß das Flußbett in einer Entfernung von ungefähr sechzig Metern einen scharfen Knick nach links machte. Pongo konnte also im Schutz der Felsen dorthin gehen und ungesehen von den Wächtern ins Flußbett steigen.
Er hielt sich nicht lange auf, sondern schnellte sofort in weiten Sätzen dem Flußbett zu. Wir durften ja keine Zeit verlieren, jeden Augenblick konnten die anderen Soldaten aus dem Felsen herauskommen.
Wir schoben uns, als Pongo im Flußbett verschwunden war, wieder vor, und lugten zwischen den Felsblöcken zu den Wächtern hinüber. Pongo mußte ja vor uns vorbeikommen, und ich spähte häufig zum nahen Flußbett hinüber, ob ich ihn nicht entdecken könnte. Plötzlich stieß Rolf mich an und winkte mit dem Kopf zu den Wächtern hinüber. Da sah ich dicht hinter ihnen Pongo, der bereits aus dem Schutz des Flußbettes herausgestiegen war und sich jetzt auf sie zuschlich.
Sofort ergriff jetzt Rolf einen kleinen Stein und schleuderte ihn einige Schritte weit auf den harten Boden vor dem Felsen. Das leise Geräusch genügte vollkommen, um die Wächter aufmerksam zu machen. Sie packten ihre Gewehre fester und blickten aufmerksam zu den Blöcken, hinter denen wir lagen, und auch am Felskegel empor.
Im nächsten Augenblick erschien Pongo hinter ihnen, griff zu, und unter dem furchtbaren Griff seiner riesigen Fäuste knickten die Inder lautlos zusammen. Pongo legte sie leise auf den Boden, und während wir auf ihn zuliefen, begann er schon den Schacht, der in die Felsenhöhle führte, mit den halbverbrannten Hüttenbalken zu verkeilen.
Wir halfen ihm jetzt aus Leibeskräften, und Pongo drückte die Balken mit derartiger Wucht in die Öffnung hinein, daß die Eingeschlossenen bestimmt lange Zeit zu tun hatten, um dieses Hindernis zu beseitigen.
Wir hörten jetzt auch dumpf von innen die wütende Stimme eines Offiziers erklingen, der fragte, was da los sei. Doch wir hielten uns damit nicht auf, ihm zu antworten, sondern entwaffneten die bewußtlosen Wächter, suchten uns die besten Pferde aus, nahmen die anderen beim Zügel und ritten los.
Als wir aus dem Bereich des Felsens waren, gaben, wir unseren Tieren die Sporen, und im Galopp trugen uns die prächtigen Pferde der Grenze entgegen.
4. Kapitel. Gerettet.
Einhundertzwanzig Kilometer hatten wir ungefähr noch bis zur rettenden Grenze zurückzulegen. Mit den prächtigen Pferden, die wir ritten, konnten wir sie am nächsten Abend erreichen, denn wir durften die Tiere in der furchtbaren Glut nicht überanstrengen. Auch führten wir ja die sieben ledigen Pferde mit uns, sodaß wir dadurch schon etwas im Tempo behindert waren.
„Siehst du, Rolf," lachte ich, als wir ungefähr drei Kilometer vom Felsen entfernt waren und jetzt nichts mehr von den Kugeln der Soldaten zu befürchten brauchten, „wir hätten uns doch Konserven mitnehmen sollen. Dann brauchten wir uns garnicht mit der Jagd aufzuhalten."
„Guck einmal die Satteltaschen nach," meinte Rolf nur, „da wirst du genug Proviant finden.
Das war allerdings richtig. Die Soldaten waren offenbar für einen längeren Ritt ausgerüstet worden, und wir hatten mehr als genügend Proviant. Und die beiden Pferde, die Rolf und ich ritten, hatten offenbar den beiden englischen Offizieren gehört, denn in den Satteltaschen befanden sich außer den gewöhnlichen Fleischkonserven noch Delikatessen, die wir nie und nimmer auf dieser Steppe erwartet hätten.
Wir ritten bis kurz vor Anbruch der Dunkelheit in dem leichten Galopp, der die Tiere nicht überanstrengen konnte, weiter, dann machten wir an dem ausgetrockneten Flußbett, das uns immer noch auf der rechten Seite begleitete, Halt.
Holz gab es hier zum Glück in genügend großer Menge, denn wir mußten ja ein sehr helles Lagerfeuer entzünden, um Raubtiere von den Pferden fernzuhalten. Diese weiten Steppen hier waren von starken Antilopenrudeln bevölkert, und mit ihnen lebten auch die großen Raubkatzen.
Wir pflockten die Pferde lang an, damit sie sich das ziemlich hohe Gras abrupfen konnten. Währenddessen hatte Pongo Holz gesammelt, genug, um ein großes Feuer während der
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