Rolf Torring 059 - Vergeltung
sicher seine letzten Worte gewesen. So mußten wir aber diesen Hohn wehrlos über uns ergehen lassen.
Wieder mußte ich mich im stillen wundern, woher Dwina diese außerordentliche Raffiniertheit hatte. Als Männer, im Schmuck unserer Waffen, sollten wir — von wilden, alten Weibern langsam totgeschlagen werden.
Und kaum dachte ich dies, da winkte Dwina schon. Die Wilden traten auseinander, und langsam kamen die vier scheußlichen Weiber auf uns zu.
2. Kapitel
Eine Heldentat unseres Pongo.
Ekelerregend war ihr Anblick. Ihre Augen glühten im flammenden Schein der Feuer, die von einigen Wilden hoch aufgeschürt waren. Die schwarzen spitzen Grabstöcke hielten sie halb erhoben, und ihre Lippen waren geöffnet, wie im Vorgeschmack einer großen Freude.
Es mußte ihnen ja teuflische Lust bereiten, daß sie, die sie sonst nur Qualen und Foltern durch die Männer aushalten mußten, sich jetzt an Männern rächen konnten.
Dwina stand mit höhnischem, grausamem Lächeln abseits und betrachtete uns forschend. Er glaubte wohl, in unseren Mienen die Angst vor diesem schrecklichen Tode lesen zu können, aber da sollte er sich irren.
Ruhig blickte ich den anschleichenden Weibern entgegen, denn wenn ich auch ein leises Grauen vor dem entsetzlichen Schicksal fühlte, so sollte der Schwarze doch nicht den Triumph haben, mich in Angst zu sehen.
Plötzlich standen die Weiber still, die halb erhobenen Mordinstrumente sanken herab, und mit erstaunten Mienen blickten sie über uns hinweg in die dunkle Steppe. Auch Dwina hatte sich aufgerichtet und starrte gespannt in dieselbe Richtung.
Hinter uns war ein merkwürdiger Ton erklungen. Ein zweimaliges ersticktes Stöhnen, dem zwei eigenartige Töne folgten, als bräche jemand dicke, trockene Äste unter einer Decke, die das Geräusch dämpfte.
Mein erster Gedanke war — Pongo. Und Dwina mußte mir wohl die Hoffnung und Freude vom Gesicht ablesen, denn mit wutverzerrter Miene brüllte er den zögernden Weibern einige Worte zu. Sofort erhoben die vier Megären ihre spitzen Stöcke wieder und stürmten auf uns los.
Jetzt kam das Ende; denn die eigenartigen Töne rührten vielleicht von Pongo her, der zwei der Wächter überwältigt hatte; aber wie sollte er uns jetzt befreien? Gegen die Übermacht der Wilden konnte er ja nichts erreichen, am wenigsten aber uns unverletzt retten.
Denn Dwina hatte sofort ein mächtiges Messer gezogen und war dicht neben uns getreten. In seiner finsteren, entschlossenen Miene war zu lesen, daß er uns sofort töten würde, wenn ein Befreiungsversuch unternommen würde.
Dicht vor uns standen jetzt die gräßlichen Weiber, gebannt starrte ich sie an und wartete auf den ersten Schlag, der mir ein Glied zertrümmern würde.
Da geschah etwas Seltsames. Ein großer schwarzer Körper flog über uns fort, prallte gegen die Weiber und riß drei von ihnen hintenüber, daß sie einige Meter von uns entfernt unter der schweren Last zu Boden stürzten.
Dwina stieß einen schrillen Wutschrei aus und hob sein Messer. Doch im nächsten Augenblick flog ein zweiter Körper über uns hin, der Dwina und das vierte Weib gemeinsam traf. Auch sie wurden zurückgeschleudert und unter dem Körper begraben.
Ich hatte den Kopf erhoben und sah, daß es die Körper zweier nackter Australneger waren, die mit gewaltiger Kraft gegen die uns Bedrohenden geschleudert worden waren.
Das konnte nur unser Pongo gewesen sein, und ich erwartete im nächsten Augenblick seinen brüllenden Angriffsschrei, mit dem er sich auf die übrigen, vor Entsetzen starren Neger stürzen würde.
Doch statt dessen klangen plötzlich schrille, eigenartige Schreie auf, und dann glitten glänzende schwarze Gestalten zwischen den Feuern hindurch und warfen sich auf die Nomaden.
Ich wußte sofort: das war ein Überfall eines anderen Volksstammes, bei dem die Männer getötet, die Frauen gefangengenommen werden sollten. Unsere Überwältiger verteidigten sich mit äußerster Wut, sie kannten ja ihr Schicksal genau. Wenn sie nicht siegten, würden sie im Magen der Angreifer enden.
Für uns war dadurch keine Besserung unserer Lage eingetreten, denn der Nomadenstamm, der so plötzlich neu auf den Plan getreten war, würde uns wohl auf keinen Fall freilassen, sondern uns sicher ebenfalls mit viel Genuß verspeisen. Höchstens würden wir einen schnellen, leichten Tod
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