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Rolf Torring 077 - Schrecken der Sunderbans

Rolf Torring 077 - Schrecken der Sunderbans

Titel: Rolf Torring 077 - Schrecken der Sunderbans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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der Bande. Mein Zorn wuchs. Die Angst der Fischer war nicht unbegründet gewesen.  
      Pongo lag auf dem Rücken. Mit Stricken war er so gefesselt, daß er sich nicht bewegen konnte. Vielleicht wirkte auch das Gift noch nach, mit dem er betäubt worden war.  
      Um Pongo herum sprangen die kleinen Gestalten der heiligen — indischen Affen. Sie waren merkwürdig aufgeregt, wie ich die sonst recht harmlosen Tiere noch nie gesehen hatte. Jetzt sprang der eine sogar auf Pongos Körper und hob drohend den Arm gegen ihn.  
      „Die Affen sind wie toll," rief der Inspektor. „Das sieht fast aus, als wollten sie Pongo zerreißen."  
      „Sie werden auch halb toll sein," sagte Rolf ernst. „Ihr Benehmen läßt den Schluß zu, daß sie — vor Hunger in den Zustand gekommen sind. Bald hätten sie bestimmt ihre Scheu vor Pongo verloren und ihn mindestens schwer verletzt, wenn sie ihn nicht gar so zerkratzt und zerbissen hätten, daß er daran gestorben wäre. Die Bande hat Todesarten ersonnen, wie sie mir noch nicht vorgekommen sind. Eine raffinierte Grausamkeit!"  
      „Sie haben recht," stimmte der Inspektor zu. „Entsetzlich! In den Händen solcher Menschen sind meine Frau und meine Tochter!"  
      „Nicht mehr lange," sagte Rolf bestimmt. „Heute abend werden wir sie befreien, wie wir jetzt Pongo aus seiner verzweifelten Lage erlösen werden. Wenn Sie auf gleicher Höhe mit dem Floß sind, Herr Mackenzie, drücken Sie mit dem Boot das Floß ans Ufer, damit zunächst die Affen Land gewinnen. Ich vermute, daß sie sofort ins Dickicht stürzen werden. Früchte werden ihnen lieber sein als ein menschlicher Körper. Ich möchte keinen Schuß abgeben. Das könnte die Bande auf uns aufmerksam machen."  
      „Jawohl, Herr Torring," sagte der Polizist. Mit ein paar gewandten Steuergriffen legte er das Boot an das Floß an und drückte die Baumstämme uferwärts.  
      Wir hatten uns mit entsicherten Pistolen an den Bug gestellt, falls die hungrigen Affen versuchen sollten, zu uns herüberzukommen. Die armen Tiere dachten gar nicht daran. Sie hatten sich an das äußerste Ende des Floßes zurückgezogen und blickten uns halb ängstlich, halb wütend an. Kaum stieß das Floß an das dickichtbestandene Ufer, sprangen sie in langen Sätzen in die Büsche hinein. Rolf hatte mit seiner Vermutung recht behalten.  
      Die Affen fanden bald eine Bananenpalme. Gierig fielen sie über die Früchte her.  
      „Die Bande scheint öfter Affen für solche Zwecke verwandt zu haben. Woher hätten sie sonst eine Herde hungriger Tiere so schnell hergenommen?" knirschte Rolf zwischen den Zähnen. „Sicher haben sie eine Art Affenfarm und geben den Tieren nur so viel Nahrung, daß sie nicht ganz verhungern. Lange sollen sie ihre Schandtaten nicht mehr fortsetzen können. Die Wirkung des Betäubungsmittels bei Pongo scheint schon zu schwinden."  
      Während Rolf noch sprach, waren wir auf das Floss gesprungen und hatten die Stricke durchschnitten, mit denen Pongo an die Baumstämme gefesselt war.  
      Der schwarze Riese hob langsam den Kopf. Er blickte uns mit einem Ausdruck an, den ich bei ihm noch nie gesehen hatte. Fast schien es, als hätte er das Grauen kennen gelernt. Aber er lächelte bereits wieder und sagte mit schwacher Stimme:  
      „Pongo Massers viel danken. Feinde schlau. Schlauer als Pongo und Maha, haben beide ins Gebüsch gelockt. Pongo und Maha umgefallen, sich nicht rühren können. Pongo schlechten Tod sterben, wenn Massers nicht kommen und retten."  
      „Die Hauptsache ist, daß wir dich wiederhaben, Pongo," sagte Rolf. „Fühlst du dich noch übel durch das Gift, mit dem die Bande dich überwältigt hat?"  
      „Pongo noch schwach. Aber Blut schon fühlen," sagte der Riese. Nach kurzer Zeit schon konnte er sich erheben. Er war zwar noch etwas taumelig, gewann aber seine Kräfte zusehends wieder.  
      Rolf fragte:  
      „Haben dich die Inder sofort auf das Floß getragen, Pongo? Oder wurdest du erst in ein Gebäude, einen Turm vielleicht, gebracht?"  
      „Pongo erst in Turm kommen. Turm ganz in der Nähe. Pongo Massers hinführen. Zwei Inder sind dort, andere wieder fortgefahren."  
      „So scheinen wir den Schlupfwinkel der Bande doch entdeckt zu haben!" meinte Rolf hoffnungsfroh. „Das wäre ein schöner Erfolg! Wir müssen jetzt die beiden Inder schnell überwältigen und den Turm genau untersuchen. Kennst du die Stelle, Pongo, an der man in das Dickicht eindringen kann?"

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