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Rolf Torring 082 - Die Tempel-Tänzerin

Rolf Torring 082 - Die Tempel-Tänzerin

Titel: Rolf Torring 082 - Die Tempel-Tänzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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werden. Als ich eingetreten war, schnappte die Falle zu.  
      Ich bekam eine Ahnung, wie einer Maus zumute sein muß, wenn hinter ihr die Tür der tückischen Falle zuknallt Jetzt waren wir freiwillig den Weg gegangen, den Kapitän Farrow und seine Begleiter unfreiwillig geschleppt worden waren.  
      Ein Gefühl wie Zorn überfiel mich, Zorn gegen mich selbst Warum hatte ich mich, warum hatte sich Rolf in das Abenteuer eingelassen? Gerade mit indischen Fürsten hatten wir schon Erlebnisse gehabt, die ich nicht ein zweites Mal erleben möchte. Jetzt gerieten wir zwischen zwei einander feindlich gesinnte Fürsten. Das war noch schlimmer! Wie würde es uns ergehen, wenn wir in die Hände des jetzt regierenden Fürsten gerieten, der augenblicklich bestimmt im Vorteil war?  
      Mechanisch war ich einige Schritte vorwärtsgegangen. Da stieß ich gegen Gruber, der reglos dastand. Als ich aus meinen trüben Sinnen erwachte, war ich ebenfalls starr vor Staunen.  
      Vor mir lag eine riesige Tempelhalle, von mächtigen Säulen getragen und von einem sanften, geheimnisvollen Licht erfüllt. Im Hintergrunde schimmerte eine goldene Buddha-Figur, halb verdeckt durch die Säulen.  
      Zwischen den Säulen vor uns lagen hohe Steine in rechteckiger Form, die wie Bänke ohne Lehnen aussahen. Rolf stand bereits dicht vor einem der Steine. Ruhig betrachtete er den großen Tempelraum. Dabei drehte sich sein Kopf langsam von links nach rechts.  
      Ich ging an Pongo und Gruber vorbei auf ihn zu und trat dicht neben ihn:  
      „Hast du einen solchen Tempel im Innern des Felsens erwartet, Rolf?" fragte ich.  
      „Nein," sagte er. "Das ist wirklich etwas ganz Besonderes. Nur einen Fehler haben die Erbauer des alten Tempels gemacht: das sind die Geheimtüren. Sie hätten mehr Material dafür verwenden müssen, damit sie beim Gegenklopfen nicht so hohl klingen. So wird der englische Kaptain auch die Tür finden, die in diesen Tempel führt."  
      „Dann muß er sie mit Gewalt öffnen," warf ich ein.  
      „Selbstverständlich," entgegnete Rolf. "Davor wird er nicht zurückschrecken. Er als Beamter kann sich das ja erlauben."  
      „Dann müssen wir uns beeilen, daß wir Kapitän Farrow finden," sagte ich. "Aber ich fürchte, das wird nicht so einfach sein."  
      „Das glaube ich auch," sagte Rolf ernst. „Vielleicht bekommen wir es nicht einmal fertig."  
      „Ich hatte auch sofort das Gefühl, daß wir hier in eine Mausefalle kämen. Ich wollte dich eigentlich noch zurückrufen, aber du warst schon verschwunden."  
      „Hans, es gilt die Rettung von Landsleuten," sagte Rolf ernst. „Und gerade Kapitän Farrow hätte ich gern kennen gelernt. Es muß schon ein interessanter Mann sein, wenn die Herren im Marineclub in Singapore schon so viel von ihm sprachen und ihn nach allen Regeln der Kunst herausstrichen, obwohl sie ja angewiesen sind, ihn zu fangen und als Gegner zu behandeln."  
      „Na, dann los!" sagte ich mit frischem Mute. „Wenn wir jetzt den Tempel untersuchen, werden die Leute, die uns mehr oder weniger freundlicherweise die Türen öffneten, natürlich jeden unserer Schritte beobachten. Es wird nicht lange dauern, dann sitzen wir erst richtig in der Patsche, vielleicht in einer Fallgrube, aus der wir nicht oder nicht so leicht herauskommen. "  
      „Beabsichtigt wird das bestimmt," bestätigte Rolf mit aufreizender Ruhe. "Ich finde es besonders raffiniert, daß die Leute uns jetzt nervös machen wollen, indem sie zunächst gar nichts unternehmen. Sie müssen gute Menschenkenner sein und wissen, daß ein so nervös gemachter Gegner leichter überwältigt werden kann. Bei uns soll ihnen das nicht gelingen. Ich hoffe, daß du ebenso ruhig bist wie ich. Pongo ist ja in der Hinsicht in Ordnung, und ich glaube, auf Herrn Gruber können wir uns auch verlassen."  
      Obwohl ich durch Rolfs Worte wieder Mut gefaßt hatte, wollte das Gefühl einer nahenden Gefahr sich nicht unterdrücken lassen. Die Umgebung des Felsentempels mochte zu der Stimmung, die mich ergriffen hatte, ihr Teil beitragen. Oder hatten die Bewohner der Felsenbehausung die Luft mit einem die Gefühlsnerven aufpeitschenden Mittel geschwängert, wie eine schöne Frau durch Verwendung eines sehr persönlich abgestimmten Parfüms eine Atmosphäre zitternder Erregung im Kreise der sie umgebenden Gesellschaft verbreiten kann?  
      Wenn das der Fall gewesen wäre, hätte aber Rolf auch Zeichen der nervösen Unruhe spüren

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