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Rolf Torring 084 - Der Geisterzug

Rolf Torring 084 - Der Geisterzug

Titel: Rolf Torring 084 - Der Geisterzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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geflüsterte Worte mit dem jungen Inder. Sicher befand er sich in keiner angenehmen Lage. Entweder mußte er uns freilassen, oder er durfte erwarten, daß die Reiter des Schatzsucherzuges trotz ihrer Panzerhemden erschossen wurden. Das Geheimnis der Todesschlucht, das Rolf richtig erkannt und gut kombiniert hatte, lag dann offen vor jedermann. Ob er unter diesen Umständen etwas von dem Schatz seines Vorfahren sah, war zweifelhaft.  
      „Ich komme Ihnen weiter entgegen," fuhr Rolf fort und unterbrach die geflüsterte Unterhaltung des Greises und des jungen Inders. „Ich verspreche, zugleich im Namen meiner Gefährten, — und ich glaube, auch für die fünf Polizisten das Wort geben zu können, ehe ich sie kennen gelernt und gefragt habe —, zwei Tage lang über das Geheimnis der Schlucht und des Geisterzuges zu schweigen. Uns interessiert es wenig, wem der versteckte Schatz gehört."  
      Wieder war es, als ob uns der Greis mit seinen erloschenen Augen durchbohren würde. Er schwieg lange. Schließlich sagte er:  
      „Ich glaube Ihnen. Kehren Sie nach Indore zurück und schweigen Sie achtundvierzig Stunden. Inzwischen werde ich den Schatz, der uns gehört, geborgen haben. Die Waffen können Sie wieder an sich nehmen. Die Gasmasken bitte ich ausleihen zu dürfen. Ich sende sie Ihnen nach Indore zurück, sobald ich sie nicht mehr benötige, das heißt: wenn es uns gelungen ist, den Schatz zu bergen."  
      „Einverstanden!" sagte Rolf und nickte uns zu.  
      Wir erhielten auf einen Wink des Alten die Waffen zurück. Nach kurzer Zeit wurden die fünf Polizisten in den Saal geführt. Sie waren nicht wenig erstaunt, als sie uns sahen. Auch der Greis mit den beiden Tigern und die weiträumige, prachtvoll ausgestattete Halle machten großen Eindruck auf sie.  
      Rolf klärte mit kurzen Worten die Männer über die Ereignisse auf. Er betonte besonders, daß sie in der Todesschlucht umgekommen wären, wenn die Geisterreiter sie nicht geborgen und nach der Felsenburg gebracht hätten. Als er erzählte, daß der blinde Greis nur einen ihm gehörenden Schatz eines Vorfahren heben wollte, rief der älteste der Geheimpolizisten, der sich später als Gibson vorstellte:  
      „Jetzt kenne ich die Zusammenhänge. Es handelt sich um den Schatz des Nawida. Zufällig hörte ich einmal, als ich dienstlich in dem Palaste des Holkar zu tun hatte, ein Gespräch mit an, das der Fürst mit einem englischen Professor führte. Es handelte sich um die Übersetzung eines alten Dokumentes, in dem von einem großen Schatz die Rede war. Der Fürst fragte den Professor immer wieder, ob nirgends vermerkt sei, wo der Schatz verborgen sei. Dabei erwähnte er, daß der Schatz einem Vorfahren auf dem Thron Indores gehört habe. Der Professor meinte darauf, die Erbfolge sei wohl nicht gegeben, denn ein Vorfahre des Holkar Nima habe vor Zeiten den Fürsten Nawida vertrieben. Um den Schatz also handelt es sich!"  
      „Ich bin der Älteste aus dem Geschlechte der Nawida," sagte der blinde Greis. „Wir wollen nur unser Eigentum zurückholen, das lange genug der Erde anvertraut war. Mein Vorfahr hat die Zeit genau bestimmt, wann der Schatz gehoben werden könnte. Er ahnte, daß die Zeit jetzt günstig sei."  
      „Das stimmt,“ pflichtete Gibson bei. „Die Zeiten sind unruhig. Es ist nicht ausgeschlossen, daß auch im Fürstentum Indore ein Dynastienwechsel (Wechsel des Herrschergeschlechts) kommt. Mir sollte es recht sein. Nima ist mir immer schon unsympathisch gewesen. Kameraden, ich glaube, wir können es unserer vorgesetzten Dienststelle und dem Residenten gegenüber verantworten, zwei Tage lang über das, was wir wissen, zu schweigen."  
      Eine halbe Stunde später hatten wir das geheimnisvolle Kratertal mit dem merkwürdigen Felsenpalast verlassen. Wir wanderten über die Ebene, an deren Nordrand der Tunnel zur Todesschlucht hinabführte.  
      Der junge Inder, der dem Geschlechte der Nawida angehörte, gab uns das Geleit. Er führte uns auf einem anderen Weg durch die Bergkette, die vor der Ebene lag, in deren Mitte das Tal des Todes lag.  
      Als wir nahe der berüchtigten Schlucht waren, brach der Morgen herein. Da tauchte in rasendem Galopp der Reiterzug auf, der für uns nichts Schreckliches und Geheimnisvolles mehr hatte. Er sprengte gerade auf uns zu. Der junge Fürst hob die Hand. Die Reiter zügelten dicht vor uns ihre Rosse.  
      Nawida rief ihnen einige Worte in der uns unbekannten Sprache zu. Dann

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