Rolf Torring 086 - Pongos schwerster Kampf
Gewalt suchte ich mich zu erheben, aber die Last, die auf mir lag, ließ mich nicht hochkommen. Jetzt erst konnte ich erkennen, daß wir unter einem starken Netz lagen, das auf uns heruntergeklappt war. Wieder also waren wir in eine Falle des geheimnisvollen Wesens hineingelaufen.
Wir hatten nichts Verdächtiges gesehen, waren aber im Vorwärts stürmen von dem niederfallenden Netz zu Boden geworfen worden. Pongo und Maha hatte das Netz nicht mehr erreicht. Sie waren über das gefährdete Gebiet schon hinaus gewesen. Dafür waren sie mit Rojah zusammengeraten.
„Rolf, Colonel! Wir müssen Pongo helfen!" rief ich.
„Das ist ja furchtbar!" ächzte Lesley vor mir. "Ich komme nicht hoch!"
„Gleichzeitig probieren!" sagte Rolf. „Ich zähle bis drei, dann stemmen wir uns hoch. Eins — zwei — drei!"
Mit gemeinsamen Kräften konnten wir das Netz soweit heben, daß wir knien konnten. Die Gewalt, die das Netz auf den Boden preßte, ruhte jetzt auf unseren Schultern.
Wir mußten einen Augenblick pausieren. Die Anstrengung war zu groß gewesen. Auch jetzt noch mußten wir uns mit Gewalt gegen den Druck des Netzes stemmen. Die Schnüre, aus denen es geflochten war, schnitten durch unsere Khakianzüge tief in unsere Schultern ein.
Wieder blickte ich auf Pongo. Der schwarze Riese schien zu Stein erstarrt. Reglos stand er über dem Tiger und hielt ihn gepackt. Immer schwächer und hilfloser wurden die Schläge und Bewegungen der Raubkatze. Die Prankenhiebe hatten lange nicht mehr die ursprüngliche Kraft und Wucht. Das Röcheln wurde schwächer, einen Kampfschrei konnte man es nicht mehr nennen; Schmerz lag darin und das Bekenntnis einer Ohnmacht.
Sollte es möglich sein, daß ein Mensch einen Tiger mit den bloßen Händen kampfunfähig macht? Selbst für einen Riesen mit gewiß übermenschlichen Kräften, wie Pongo sie besaß, wäre es eine Tat, die niemand vorher und nachher vollbracht hat.
Da schnellte aus dem Dickicht ein geschmeidiger, gelber Körper: Maha. Er hatte sich von dem Hieb langsam erholt und neue Kraft gesammelt, um in den Kampf wieder eingreifen zu können. Die Zuneigung Mahas zu Pongo war mindestens ebenso stark wie die Pongos zu Maha. Ohne Besinnen sprang der im Verhältnis zu der großen Raubkatze kleine Kerl den Tiger wieder an.
Geschickt den schlagenden Pranken ausweichend biss er sich in der Seite des Tigers fest. Er konnte nicht ahnen, daß er dadurch Pongo in nicht geringe Gefahr brachte. Als er anfing, am Fell des Tigers zu reißen und zu zerren, kam Pongo fast ins Wanken.
Noch war der Tiger kräftig genug, Pongo durch blitzschnelle Prankenhiebe zu töten. Die würgenden Arme und Hände durften den Griff keinesfalls lockern. Pongo durfte auch den Tiger nicht zu Boden lassen. Wenn dessen Vorderpranken einmal den Boden erreicht haben würden, mußte Pongo vornüber gezogen werden und würde bald unter den Pranken des Tigers liegen.
Dann würde sich das Tier sofort auf Pongo stürzen und ihn zerreißen. Als ich die Gefahr für den schwarzen Riesen bemerkte, rief ich Maha zurück.
Der treue Gepard verstand meinen Ruf offenbar falsch. Er hielt ihn wohl für eine Aufforderung, den Tiger heftiger anzugreifen. Er zerrte stärker. Pongo geriet ins Wanken.
In den nächsten Sekunden mußte sich sein Geschick entscheiden. Wieder glaubte ich in seinen Augen einen Vorwurf zu sehen. Noch einmal rief ich Maha. Da krachten zwei Schüsse.
Rolf hatte es fertiggebracht, sich nur mit einer Hand auf den Boden zu stützen. Dann hatte er die schwere Pistole gezogen und zweimal abgedrückt. Den Erfolg konnten wir nicht mehr sehen: sein linker Arm knickte ein, da er das Gewicht mit einem Arm nicht mehr zu tragen vermochte.
Da der Colonel und ich während der letzten Sekunden den Kampf gespannt beobachtet hatten, kam uns die plötzliche Vergrößerung der Last ganz unerwartet. Ehe wir uns dagegen anzustemmen vermochten, waren wir von dem Netz wieder platt auf den Boden gedrückt worden, wie wir anfangs gelegen hatten.
So kräftig waren wir mit dem Gesicht ins weiche Erdreich gepreßt worden, daß wir uns nicht einmal durch Flüche Luft machen konnten. Mühsam hob ich den Kopf empor und schnaubte heftig, um die Erde aus der Nase zu entfernen. Vom Colonel und von Rolf hörte ich ähnliche Geräusche.
Ehe wir uns daran machen konnten, durch gemeinsame Anstrengung das Netz wieder anzuheben, hörten wir
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