Rolf Torring 089 - Der Todes-Bote
angesehensten Kaufleute von Surat gelebt hat, der 'Todesbote' ist. Die näheren Zusammenhänge allerdings muß ich Ihnen verschweigen, da es sich um politische Angelegenheiten handelt, die gegen die britische Regierung gerichtet sind.
Tronsgha ist der Anführer einer großen Bande, die in den Bergen am Tapti ihren Schlupfwinkel hatte. Damit die Verschwörer sich ungestört treffen konnten, hat Tronsgha den 'Todesboten' gespielt mit der Absicht den Bergpfad so in Verruf zu bringen, daß niemand ihn mehr betreten wollte. Das ist ihm ja auch gelungen.
Wir haben bei unseren gestrigen Ermittlungen den 'Todesboten' am Handgelenk verletzt. Sehen Sie auf den Verband, den Tronsgha hier trägt. Außerdem muß er ein paar blaue Flecke am Armgelenk haben, wo ihn meine Kugeln trafen. Vor einer schwereren Verletzung schützte ihn sein Panzerhemd."
Während der letzten Worte streifte Rolf dem Kaufmann die Ärmel hoch: tatsächlich wies die Gegend des Ellenbogengelenkes blaue Flecke auf.
»Lassen Sie sich von dem Manne keine Märchen erzählen, meine Herren!" begehrte Tronsgha auf. „Ich habe mich vorgestern durch einen Fall verletzt Mit dem 'Todesboten' habe ich nichts zu tun."
Da zog Rolf aus seiner Jackettasche ein Schriftstück und hielt es Tronsgha vor die Augen.
„Dann müssen Sie mir erklären, Herr Tronsgha, warum Ihr Name hier verzeichnet steht."
Kaum hatte Tronsgha das Dokument gesehen, als er einen verzweifelten Versuch machte, sich zu befreien.
„Verrat!" schrie er, erkannte aber im gleichen Augenblick, daß er sich durch das eine Wort selbst verraten hatte. Seine Stimme war ganz ruhig, als er fortfuhr:
„Ich weiß nicht, was ich mit dem Schriftstück zu tun haben soll."
„Dann ist das auch nicht Ihre Handschrift?" fragte Rolf. „Sie sagten vorhin, daß in der Nacht bei Ihnen eingebrochen worden sei. Den Einbruch habe ich verübt, mein Freund hat mich dabei unterstützt. Ich kam zu Ihnen mit dem einzigen Zwecke, den 'Todesboten' zu entlarven.
Im Schreibtisch des ehrenwerten Herrn Tronsgha fanden wir weitere Dokumente, die ich hiermit Herrn Oberst zur Aufbewahrung übergebe. Außerdem entdeckte ich dort unsere Waffen, die uns der 'Todesbote' auf dem Bergpfad abgenommen hatte. Herr Tronsgha, allein dadurch sind Sie überführt, den 'Todesboten' gespielt zu haben."
Kurze Zeit war es ganz still im Raum. Dann bäumte Tronsgha sich auf und schrie Rolf haßerfüllt an:
„Ja, ich war der 'Todesbote'! Und er wird auch Ihnen den Tod bringen! Lassen Sie mich getrost hinrichten, Herr Oberst! Mir wird ein Rächer erstehen, der diese Männer nicht entkommen läßt. Ich spreche hiermit Ihr Todesurteil aus."
Rolf hatte sich bei den Worten schnell umgedreht und die anderen Kaufleute angeblickt. Er nahm wohl ebenso wie ich an, daß sich der Rächer unter den Anwesenden befinden könnte. Ich selbst stellte keinen verräterischen Gesichtsausdruck fest. Wie ernst aber die Drohung Tronsghas war, sollten wir später erfahren.
Oberst Longfield ließ den Mörder abführen. Dann entließ er die Kaufleute, nachdem er ihnen nochmals gesagt hatte, daß der Bergpfad nun wieder sicher sei.
Wir blieben noch ein paar Tage in Surat und sahen uns in Ruhe die Stadt und ihre nächste Umgebung an. Da Oberst Longfield Witwer war, verbrachten wir die Abende in seinem Club, wo unsere Anwesenheit allgemeines Aufsehen erregte. Da aber der Oberst über die Verschwörung nichts erzählte, um weitere Unruhe zu vermeiden, wurden die Fragen nach unserem Abenteuer bei Surat bald eingestellt.
Als wir nach einem herzlichen Abschied von Oberst Longfield und seinem Sohne die Stadt verließen, ahnten wir beide nicht, was uns in Kürze bevorstand.
Ich habe es erzählt in
Band 9 0: „Der Band der Panther"
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