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Rolf Torring 098 - Indische Märchen

Rolf Torring 098 - Indische Märchen

Titel: Rolf Torring 098 - Indische Märchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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und war mit seinem Leben sehr zufrieden. Sein Vetter dagegen, der jetzt den Herrn auf Schloß Sullbareck spielt, war ihm nicht gut gesinnt. Manchen Unglücksfall, den Lord Henry erlitt — jeder einzelne hätte schief gehen und den Lord das Leben kosten können —, schreibe ich heute auf das Konto seines Vetters.  
      Eines Tages erkrankte Lord Henry, geistige Störungen stellten sich ein. Bei der Lektüre eines indischen Märchens war er plötzlich zusammengebrochen. Als er wieder zum Bewußtsein kam, redete er wirres Zeug. Nach Tagen wurde er klarer, sprach jedoch von da ab nur noch von seinen indischen Märchen. Er wollte unbedingt nach Indien und in dem Lande der Wunder als Maharadscha leben.  
      Sein Vetter übernahm die Verwaltung der Güter. Lord Henry siedelte nach Indien über und baute sich im Dschungel den Palast, den Sie, meine Herren, gesehen haben. Die meisten Einrichtungsgegenstände sind geschickte Nachahmungen indischer Originale, auch die Edelsteine, die Teppiche sind unecht, und die Kunstgegenstände sind gute Kopien. Der in Schottland lebende Vetter hat die Dinge besorgt und den Preis für echte Stücke berechnet.  
      In der letzten Zeit habe ich bemerkt, daß der Vetter öfter hier erscheint und heimlich den Palast Lord Henrys besucht.  
      Lady Ellen ist ihrem Bruder in die Einsamkeit des Dschungels gefolgt und tut alles, um ihm das Leben so angenehm wie möglich zu gestalten. Sie hat sich als Inderin gekleidet, die Haut gefärbt — genau wie ihr Bruder —, den Sie als Fürst Ralingo kennen gelernt haben. Sie wissen dies ja schon alles, Herr Torring?"  
      „Ich ahnte alles, Herr Professor. An der Sprache, einem Englisch mit gemachtem, leichtem Akzent, erkannte ich, daß der Fürst ein Engländer ist."  
      Das hatte ich mir nicht träumen lassen.  
      Der Professor erzählte schon weiter:  
      „Fürst Ralingo, also Lord Henry, schwärmt immer noch für indische Märchen. Sonst hat sich die geistige Benommenheit wieder ins Normale gewandelt. Ich selber bin hierhergekommen, nicht um Insekten zu sammeln, sondern um Ellen zu holen. Sie weigert sich, ihren Bruder zu verlassen, und hat den Verdacht ausgesprochen, daß ihr Bruder durch ein indisches Gift in seinen jetzigen Zustand versetzt worden sei. Sie hofft, daß es ein Gegenmittel gibt.  
      Lord Henrys Vetter erscheint öfter im Palast. Regelmäßig erkrankt der Fürst darauf für ein paar Tage. Sie glaubt deshalb, daß der Vetter der Anstifter ist und etwas gegen ihren Bruder unternimmt, um sich in den Besitz des gesamten Vermögens zu setzen, da er der einzige männliche Erbe ist."  
      „Mit anderen Worten, Herr Professor: Sie glauben, daß hier ein langsamer Mord verübt wird."  
      „Ich befürchte das Schlimmste, Herr Torring. Da ich meiner Braut das Versprechen gegeben hatte, niemandem etwas von dem 'Märchenschloß' und seinen Bewohnern zu erzählen, mußte ich zu dem Umweg greifen, um Ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Ich lockte Sie nach dem Teiche, wo meine Braut badet. Die Krokodile übrigens hindert ein starkes Gitter, an die Badende heranzukommen. Das Gitter liegt unter Wasser, nur die scharfen Spitzen schauen ein wenig heraus."  
      „Wann, glauben Sie, wird der Vetter des Lords wieder hier eintreffen?" fragte Rolf den Professor.  
      „In diesen Tagen, nehme ich an. Er hat sich in Manipur bereits Zimmer bestellt. Ich glaube sogar, in Ihrem Hotel, meine Herren. Meine Braut rechnet bestimmt damit, daß er nach dem 'Märchenschloß' kommt."  
      „Dann scheinen wir zur rechten Zeit eingetroffen zu sein," meinte Rolf. „Wir werden den Vetter etwas beobachten. Wie heißt er denn?"  
      „James Sullbareck, sein Vater war der Onkel von Henry."  
      Rolf dachte eine Weile nach, dann sagte er sehr zuversichtlich zu Professor Reuter:  
      „Ich hoffe, daß wir die Sache in Ordnung bringen können, Herr Professor. Eine Bedingung habe ich, die Sie streng beachten müssen. Erzählen Sie niemand, daß wir uns um Lord Sullbareck bemühen, auch nicht Ihrer Braut! Am besten wäre es, wenn Sie einstweilen überhaupt nicht hingingen."  
      „Aber meine Braut wird Nachricht von mir erwarten, Herr Torring. Sie wird sehr beunruhigt sein, wenn ich gar nichts von mir hören lasse."  
      „Ich denke, daß wir spätestens übermorgen wieder hingehen werden, Herr Professor. Kommen Sie da mit! Lord Henry wird Sie hoffentlich nicht wiedererkennen!"  
      Professor Reuter versprach, vorläufig alles Rolf

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