Rolf Torring 099 - Das Piratenschiff
zurückkehren sollten, um die auf der Insel Verbleibenden zu holen.
Den Zurückbleibenden rieten wir, sich aus starken Ästen Knüppel zu fertigen, um sich im Falle der Rückkehr der Piraten mit Aussicht auf Erfolg verteidigen zu können. Rolf gab ihnen weiterhin gute Ratschläge, wie sie ihre Feinde überlisten könnten. Sie sollten sich verstellen, als ob sie immer noch geistesgestört wären und erst im geeigneten Augenblick über die Seeräuber herfallen.
Pongo hatte die ganze Zeit oben auf dem Felsen gestanden und Ausschau gehalten. Seinen scharfen Augen konnte nichts entgehen. Als wir die Jacht wieder betreten hatten, kehrte er von seinem Ausguck zurück.
Wir kamen überein, vorerst der Polizei noch keine Meldung zu machen, da es dann für uns schwieriger sein würde, den „Gs" in Singapore zu fassen.
Malgren hatte auf der Insel Salang, die an der Bucht von Kilong liegt, einen guten Bekannten, der mehrere Handelsschiffe besaß. Ihn wollten wir aufsuchen und ihn bitten, die Menschen von der Pirateninsel abzuholen. Um in Puket zu landen, mußten wir durch die Papra-Straße fahren.
Als wir die Einfahrt der Insel verlassen hatten und wieder freies Meer vor uns sahen, legten sich unsere Matrosen, die die Nacht hindurch Dienst getan hatten, nieder. Die drei neuen Männer übernahmen ihre Tätigkeit. Bald stellten wir fest, daß Rolf einen guten Griff getan hatte, denn sie verstanden ihr Handwerk als Seeleute.
Mit hoher Geschwindigkeit fuhren wir weiter. Wir hofften, die Insel Salang — es war inzwischen 13 Uhr geworden — in neun Stunden, also erst nach Einbruch der Dunkelheit, zu erreichen. Der Umstand, daß wir nicht bei Tage ankommen würden, konnte uns nur angenehm sein, denn falls die Piraten Spione unterhielten, würden wir vielleicht nicht entdeckt werden.
Der Tag verlief ohne Zwischenfall. Wir begegneten verschiedenen Schiffen, nicht aber dem Segelschiff, das wir suchten. Statt des Abendbrotes nahmen wir ein reichliches Vespermahl und legten uns nieder, denn gegen 22 Uhr mußten wir wieder auf dem Posten sein und konnten vorher nicht wissen, ob wir nicht den ganzen Nachtschlaf einbüßen würden.
Ich schlief traumlos und erwachte erst, als Pongo mich weckte.
Obwohl es Nacht geworden war, herrschte an Deck drückende Schwüle — wir befanden uns ja unmittelbar am achten Breitengrad, also nahe dem Äquator.
Die Jacht hatte gute Fahrt gemacht. Malgren erklärte, daß wir in einer halben Stunde durch die Papra-Straße laufen würden; von dort sei es nicht weit bis Puket.
Bevor wir die Straße, die die Insel Salang vom Festland trennt, erreichten, bemerkten wir vor uns einen aus Westen kommenden Dampfer, der wie wir der Papra- Straße zustrebte. Malgren ließ die Jacht langsamer laufen. Wir beobachteten den Dampfer durch die Ferngläser. Sollte es derselbe sein, der uns gestern verfolgt hatte?
Nachdem das Schiff in der Papra-Straße verschwunden war, folgten wir langsam, immer genügend Abstand haltend, doch so, daß wir selbst das Schiff nicht aus den Augen verlieren konnten.
Die Durchfahrt durch die Papra-Straße dauerte fast eine Stunde. Als wir die Bucht von Kilong erreichten, bog der Dampfer etwas nach Süden ab. Malgren kannte die Gegend genau und sagte uns, daß es auch dort eine Reihe kleiner Inseln gäbe, deren eine der Dampfer vielleicht anlaufen könnte. Wir müßten jetzt gut aufpassen, daß er uns nicht entwischte.
Obwohl wir den Dampfer nicht aus den Nachtgläsern herausließen, war er doch plötzlich verschwunden.
„Er hat die Positionslampen gelöscht, meine Herren, und scheint sich hinter einer Insel verstecken zu wollen. Ihm dahin zu folgen, ist für uns schwierig, denn es gibt hier viele Klippen. Der Gefahr, aufzulaufen, möchte ich die Jacht nicht aussetzen. Wollen wir weiter nach Puket?"
„Es wird uns nichts anderes übrig bleiben, Herr Malgren. Wenn Sie sich in dem Meeresgebiet hier nicht auskennen, so ich noch weniger. Wir haben uns durch die Beobachtung des Dampfers schon viel zu einseitig festgelegt; wer weiß, was das für ein Schiff war!"
Wir nahmen also Kurs nach Süden und erreichten nach einer Stunde Puket. Vorsichtig fuhren wir in den Hafen ein und waren froh, daß wir von der Hafenpolizei nicht angehalten wurden. An einer von Malgren bezeichneten Stelle legten wir an und verließen lautlos die Jacht.
Weit brauchten wir nicht zu gehen. Malgrens Bekannter
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