Rolf Torring 099 - Das Piratenschiff
schien also die Wirkung eines Gewehres gut zu kennen."
Ich sog hörbar die Luft ein, als der Matrose schwieg und fragte nach einer Weile:
„Und haben Sie später nichts weiter unternommen?''
„Nein, Herr Warren! Ich habe das Erlebnis zuerst Herrn Malgren erzählt. Der hat mich ausgelacht, mich und meinen Bruder. Trotzdem meine ich, daß die Insel ein Geheimnis birgt, das der Affenmensch bewacht.
„Ein Geheimnis?" fragte ich. „Ach so, Sie meinen einen verborgenen Schatz oder etwas Ähnliches. Das glaube ich nun weniger. Aber vielleicht kann der Affenmensch uns an die Lösung anderer Zusammenhänge heranführen, die wir auch noch nicht kennen."
„Fein, Herr Warren, daß Sie mich nicht ausgelacht haben! Glauben Sie, daß sich Herr Torring für die Insel interessieren würde?"
„Ich werde ihm davon erzählen, wenn er an Deck erscheint. Es wird bald Tag sein, und wir sind wohl ganz in der Nähe der geheimnisvollen Insel. Vielleicht landen wir dort, wenn mein Freund einverstanden ist."
Über die Aussicht waren die beiden Matrosen sehr erfreut. In ihrer Phantasie mochten sich die verwegensten Bilder ausgemalt haben.
Überraschend schnell, wie immer in den Tropen, wurde es hell. Mit Entzücken sah ich das herrliche Schauspiel des Sonnenaufgangs. Es war, als ob die Sonne aus dem Wasser herausspringe, so schnell erhob sie sich über den Horizont.
Nirgends sah ich ein Schiff, nur Wasser überall.
Nach einer Weile erschien Rolf an Deck. Ich hatte keine Lust mehr, mich noch einmal hinzulegen, und erzählte ihm die Geschichte, die mir der Matrose berichtet hatte.
2. Kapitel Die geheimnisvolle Insel
Rolf sagte lange kein Wort, als ich geendet hatte, dann ging er auf die Kommandobrücke, musterte den Matrosen und sagte zu ihm:
„Trauen Sie sich zu, die Insel wiederzufinden, auf der Sie den Affenmenschen entdeckten?"
„Natürlich, Herr Torring!" strahlte der Matrose. „Soll ich Kurs auf die Insel nehmen?"
„Ja! Sie sollen uns den Affenmenschen zeigen!"
„Hoffentlich lebt er noch dort, Herr Torring. Wenn er nicht mehr da ist, nehmen Sie sicher an, daß ich Ihrem Freund einen Bären aufgebunden habe."
„Dazu hätten Sie wenig Veranlassung gehabt, glaube ich. Steuern Sie die Insel an! Wann werden Sie eigentlich abgelöst? Sie müssen doch auch einmal schlafen!"
„Mein Dienst ist in einer Stunde beendet. Dann wollte Herr Malgren selbst das Steuer übernehmen. Mein Kamerad schläft schon. Er muß dann an die Maschinen. Ich selber bin noch nicht müde und bleibe ganz gern noch auf Posten."
„Wie Sie wollen! Ich werde Herrn Malgren Bescheid sagen, daß wir einen kleinen Abstecher machen. Im übrigen, wie groß war die Einfahrt auf Ihrer Insel? Kommt unsere Jacht hinein?"
„Sicher! Ich weiß aber nicht, wie weit die Bucht ins Innere führt."
„Wissen Sie, wie groß die Insel ist?"
„Auch nicht. Wir wollten ja dort nur Mittagsrast halten."
„Na, wir werden selbst sehen. Passen Sie gut auf, daß wir an der Insel nicht vorbeifahren!"
Rolf und ich gingen unter Deck, mein Freund klopfte an die Kabinentür Malgrens.
„Darf ich Sie einen Augenblick stören, Herr Malgren?" fragte Rolf, als der Jachtbesitzer „Herein!" gerufen hatte und wir eingetreten waren.
Malgren war gerade aufgestanden.
„Es ist gleich 7 Uhr. Am besten, wir frühstücken zusammen in der großen Kabine," schlug er vor.
Wir gingen zum Gemeinschaftsraum voraus. Kurz darauf kam Malgren, fast gleichzeitig mit Balling. Beide hörten gespannt zu, als Rolf berichtete, was der Matrose mir erzählt hatte.
„Natürlich laufen wir die geheimnisvolle Insel an, war Malgren sofort bereit, auf Rolfs Vorschlag einzugehen. „Vielleicht finden wir dort sogar den Dampfer von heute nacht."
„Ihr Matrose ist der Ansicht, Herr Malgren, daß wir in einer Stunde die Insel erreicht haben."
Wir ließen uns das kräftige Frühstück schmecken und hatten es noch nicht ganz beendet, als ein Signal uns an Deck rief. Der Matrose am Steuerrad zeigte nach vorn; dort sahen wir zwei dünne Striche auftauchen.
„Hier beginnt das Inselgebiet, meine Herren," erklärte Malgren. „Wir werden die ersten Inseln bald erreicht haben. Ich werde den Matrosen ablösen, damit er frühstücken gehen kann."
Der Matrose blieb nur zehn Minuten fort, denn er
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