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Rolf Torring 105 - Eine seltsame Nachricht

Rolf Torring 105 - Eine seltsame Nachricht

Titel: Rolf Torring 105 - Eine seltsame Nachricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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er mich nach dem 'unheimlichen Gast' fragte. Wieder vermied ich jede direkte Antwort, darauf verließ der Mann mit einer versteckten Drohung die Gaststube. Er nahm als sicher an, daß ich kaum etwas hören könnte, denn er sagte halblaut vor sich hin, als er ging: „Und die alte Hexe hat doch eine Tochter! Sie soll als erste transportiert werden!"  
      Lange habe ich über die Worte nachgedacht, ohne mir ihren Sinn zusammenreimen zu können. Sie versprachen mir einige Aufklärungen, Herr Torring."  
      „Ich weiß, Frau Dietsch, daß Sie schweigen können," begann Rolf. „Hier geht es anscheinend um Mädchenraub. Augenblicklich sind wohl zwei Räuber an der Arbeit, um die betreffenden Opfer auszusuchen. Erzählen Sie bitte erst weiter, was Sie beobachtet haben!"  
      „Alle drei Tage kommt jetzt ein gutgekleideter Herr in mein Haus, der sich — wie er sagte — hier ankaufen möchte. Er reitet einen herrlichen Grauschimmel und gab an, daß er augenblicklich in Batavia ansässig sei. Mit ihm habe ich mich öfter, brüllend natürlich, unterhalten. Er macht einen vornehmen und sehr gebildeten Eindruck.  
      Eines Tages aber, als er wieder einmal in der Gaststube am Fenster saß, beobachtete ich von der Küche aus, daß er mit der Hand einem Draußenstehenden ein Zeichen gab. Sofort eilte ich zur Hintertür hinaus und um das Haus herum und sah, daß in der Nähe des Vordereingangs der Kerl stand, der die Drohung gegen meine Tochter ausgestoßen hatte.  
      Leise zog ich mich wieder zurück und betrat durch die Küche die Gaststube. Gerade hatte der Herr am Fenster dem draußen Wartenden wieder ein Zeichen gemacht und wurde sehr verlegen, als ich plötzlich in der Gaststube stand. Ich behauptete, daß mir die Fliegen zu schaffen machten, die ich laufend durch Gegenzug und mit anderen Mitteln vertreiben müßte. Dabei war nicht eine einzige Fliege zu sehen."  
      »Ist der Herr danach wiedergekommen, oder hat er sich nicht wieder sehen lassen?" fragte Rolf.  
      »Er kam wieder, jeden dritten Tag. Morgen müßte er wieder hier sein. Es paßt gut, daß Sie gerade da sind. Aber sagen Sie mir, meine Herren, was ich tun soll!"  
      »Halten Sie einstweilen Ihre Tochter noch versteckt. Ich hoffe, daß es bald nicht mehr nötig sein wird," antwortete Rolf. „Später würde ich an Ihrer Stelle ruhig allen Leuten erzählen, daß Sie eine erwachsene Tochter haben und gar nicht schwerhörig sind. Ich glaube kaum, daß Ihr Mann vor Ablauf seiner Strafe freikommt. Bis dahin ist noch lange Zeit. Und schließlich gibt es in Batavia ja auch noch eine Polizei, deren Schutz Sie anrufen können."  
      „Glauben Sie mir, meine Herren, es war und ist für mich nicht leicht, alle Menschen zu täuschen und ständig so zu — brüllen, daß ich vor der Lautstärke meines Organs am liebsten selbst davonlaufen möchte. Ich werde oft ganz heiser davon!"  
      Wir mußten lachen, und Rolf erklärte unsere „Geheimsitzung" für beendet. Im Nebenkeller lernten wir noch Fräulein Dietsch kennen, ein bildhübsches Mädchen, schlank wie eine Gazelle, das Mädchenräuber schon reizen konnte. Wie konnten fremde Menschen aber überhaupt wissen, daß Frau Dietsch eine Tochter hatte?  
      Am Abend kehrten verschiedene Plantagenbesitzer im „Brüllaffen" ein. Wir gaben uns nicht zu erkennen. Frau Dietsch schrie aus Leibeskräften; dabei ging manch belustigter Blick aus ihren Augen zu unserem Tisch hinüber, denn jetzt schien ihr die Rolle, die sie jahrelang ohne Mitwisser gespielt hatte, auf einmal Spaß zu machen.  
      Pongo war auf seinem Zimmer geblieben, um die Aufmerksamkeit der Gäste nicht zu erregen, auch wir zogen uns bald zurück, ohne daß die Anwesenden merkten, daß wir im Hause wohnten.  
      Als wir unsere Zimmer betreten hatten, kam Pongo zu uns, um uns zuzuflüstern:  
      „Massers, Mann Haus umschleichen, Pongo nachsehen, was er wollen."  
      Wir hatten kein Licht im Zimmer gemacht und schauten unauffällig zum Fernster hinaus. Wir konnten von unseren Fenstern nach dem Walde sehen. Da stand im Schatten der ersten Bäume wirklich eine dunkle Gestalt, die aufmerksam das Haus zu beobachten schien.  
      „Laß uns hinschleichen, Hans," meinte Rolf. „Vielleicht glückt es uns, den Mann zu fangen. Hoffmann bleibt mit Maha am besten in Pongos Zimmer."  
      Davon wollte der Kapitän zuerst nichts wissen, aber Rolf machte ihm klar, wie wichtig die Rückendeckung für uns sei, die er darstellte, und so gab

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