Rolf Torring 105 - Eine seltsame Nachricht
auch nur von außen durch zwei Riegel gesichert war. Mit unseren eigenen Fesseln banden wir ihn und schoben ihm einen Knebel in den Mund.
Jetzt konnten wir annehmen, unten Ruhe zu haben. Wir suchten weiter nach der Kabine des Anführers der Bande, fanden sie in diesem Teil des Schiffes aber nicht. Nur das Mannschaftslogis war noch hier, in dem sich kein Matrose aufhielt. Wir mußten also zurück an Deck.
Als wir oben waren, lag Pongo neben dem Heckaufbau und raunte uns zu:
„Massers, zwölf Mann an Bord mit Anführer. Posten vor Massers Gefängnis und Pongos Gefangenen, Pongo genau beobachtet. Kabine von Hauptmann vorn. Mann Buch lesen und Wein trinken."
Drei Mann der Besatzung fielen schon aus, also hatten wir es noch mit neun Mann zu tun. Wir beschlossen, zuerst den Anführer zu überraschen. Das mußte so heimlich und schnell geschehen, daß kein Mann der Besatzung etwas merkte. Er durfte auch keine Zeit behalten, seine Leute zu alarmieren.
Ohne Sorgen wanderten wir über das Deck. Verschiedene Banditen, die an uns vorbeikamen, beachteten uns nicht. An der Kabine des Anführers blieben wir einen Augenblick stehen, dann riß Rolf schnell die Tür auf, betrat den Raum und richtete sofort die Waffe auf den Kopf des Mannes. Ich folgte Rolf und schloß die Tür hinter mir.
Der Herr aus Batavia blickte uns sekundenlang verständnislos an, ehe er in uns seine Gefangenen erkannte.
„Wenn Sie eine einzige Bewegung machen oder einen Laut ausstoßen, jage ich Ihnen eine Kugel durch den Kopf!" sagte Rolf mit Nachdruck, der keinen Zweifel ließ, daß er die Ankündigung ausführen würde. „Hände hoch!"
Zögernd nahm der Herr aus Batavia die Arme in die Höhe. Ich sprang hinzu und fesselte ihn mit Stricken, die ich aus unserem „Gefängnis" mitgebracht hatte. Gegen den Knebel wollte der Bandenführer sich erst sträuben, aber Rolf machte eine so bezeichnende Geste mit der pistolenbewehrten Hand, daß der Bandenhäuptling keine Gegenwehr mehr wagte.
Wir untersuchten die Kabine und fanden alle unsere Sachen und Pongos Haimesser, die wir sofort an uns nahmen. Ich verließ daraufhin die Kabine, um Pongo zu holen. Dann hielten wir kurzen Kriegsrat.
Pongo verschwand lautlos unter Deck. Acht Mann hatten wir noch zu überwältigen; wir mußten zu einer List greifen, um wenigstens einige von ihnen lautlos auszuschalten.
Ich blieb an der Tür der Kabine stehen und paßte auf, wann ein Mann der Besatzung vorbeikam. Als ich einen sah, pfiff ich halblaut und winkte ihm, in die Kabine hineinzukommen. Kaum hatte er sie ahnungslos betreten, gab ihm Rolf einen Kinnhaken, daß er ohne einen Laut zusammenbrach. Er wurde gebunden und geknebelt. Ich stellte mich wieder an die Tür und lauerte auf das zweite Opfer. Ihm erging es wie seinem Vorgänger. Mit einem dritten Manne konnten wir ganz ähnlich verfahren.
Als ich wieder an die Tür ging, kam Pongo angeschlichen, um uns zu sagen, daß er auch drei Banditen überwältigt und gefesselt hätte. Also waren nur noch zwei Männer an Bord frei: sie standen auf der Brücke und bedienten das Steuerrad.
Mit den beiden Leuten konnten wir offen reden, denn eine Gefahr gab es für uns nicht mehr. Rolf und ich legten die Banditenkostüme ab und gingen, die Pistolen schußbereit in der Hand, auf die Brücke zu. Ehe die Leute richtig verstanden, was die Uhr geschlagen hatte, standen wir vor ihnen, Pongo nahm ihnen die Waffen ab, und wir sagten Bescheid, was geschehen war. Den Steuermann zwangen wir, das Schiff zu wenden, was ohne Mithilfe eines Mannes der Besatzung an den Segeln nicht so leicht war. Aber es ging, der zweite Bandit mußte helfen, und Pongo half auch. Es ging zur Insel zurück; wir wollten ja unserer Jacht begegnen.
Während ich mit gezogener Pistole auf der Brücke blieb, um den Steuermann unter Aufsicht zu haben, hatte Pongo den vorletzten freien Mann gebunden. Rolf und Pongo trugen die Gefesselten allesamt in verschließ- oder verriegelbare Kabinen und holten die geraubten jungen Mädchen heraus. Freudestrahlend begrüßte uns Fräulein Dietsch und stellte uns Fräulein Paulsen vor.
Als nach kurzer Dämmerung der Tag anbrach, sahen wir unsere Jacht: sie kam uns in voller Fahrt entgegen. Rolf gab Kapitän Hoffmann ein untrügliches, längst vereinbartes Signal. Wenige Minuten später legte die Jacht längsseits des Schoners an, und Kapitän Hoffmann stieg an Bord.
Pongo und der
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