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Rolf Torring 108 - John Millners Geheimnis

Rolf Torring 108 - John Millners Geheimnis

Titel: Rolf Torring 108 - John Millners Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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miteinander verbunden waren. Sollte das die Opferbrücke sein?  
      Ich beobachtete die Seen genau; sollten sie statt mit Wasser wirklich mit flüssigem Blei gefüllt sein? Ich konnte es nicht entscheiden. Der Himmel hatte sich immer mehr verfinstert. In der Ferne zuckte schon zuweilen ein Blitz zur Erde.  
      Die beiden Seen waren durch eine Felswand getrennt, über die die Brücke führte, die aus Kupfer bestand. Aus dem linken See ragte eine hohe Metallstange heraus, die am oberen Ende eine Kupferkugel trug. Die Brücke — Rolf machte mich leise darauf aufmerksam — war im ersten See verankert und hing frei über dem zweiten See. Dort waren an eingerammten Holzpfählen vier Kähne aus Kupfer befestigt, die sich unter dem freischwebenden Teil der Brücke befanden.  
      Blitz auf Blitz zuckte vom Himmel. Viele fuhren in die auf der Metallstange sitzende Kupferkugel.  
      Über eine halbe Stunde lang standen wir still und konnten das Naturschauspiel beobachten. Plötzlich erhob der Priester beide Arme zum Himmel, er stieß einen lauten Ruf aus, wir aber wurden aufgefordert, ans Ufer des ersten Sees zu gehen und dort den großen Nachen zu betreten, der auch aus Kupfer getrieben war. In ihm sollten wir zur Brücke fahren. Danach sollten wir über die Brücke schreiten und in die vier Kähne des zweiten Sees steigen, daraufhin mit ihnen über den zweiten See fahren, wo wir im Hintergrund einen kleinen Tempel erblickten. Wenn es uns gelänge, den Tempel zu betreten, sollten wir frei sein und die Stadt ungehindert verlassen dürfen.  
      Der mit uns verurteilte Eingeborene, der neben uns stand, bestieg als erster den großen Nachen, in dem wir alle Platz hatten. Ich bemerkte, als ich ihn betrat, ein eigenartig elektrisierendes Kribbeln auf der Haut.  
      Der Eingeborene und Kapitän Hoffmann trieben den Nachen mit langen Holzstangen zur Brücke. Bevor wir sie betraten, warnte uns Rolf:  
      „Aufpassen! Das ist die Opferbrücke! Ich werde zuerst hinaufklettern und sie untersuchen."  
      Er drängte auch den Eingeborenen zurück, der ihm sofort folgen wollte. Zweimal schritt Rolf die Brücke ab, um sie zu untersuchen. Ich schaute zum Ufer, von dem aus uns die Priester mit gespannten Mienen betrachteten.  
      „Ich habe das Geheimnis der Seen entdeckt!" rief Rolf plötzlich von der Brücke herab. „Die Seen bilden eine Art ,Leidner Flasche', die sich entlädt, wenn wir von der Kupferbrücke in die Kähne steigen und so die Verbindung zwischen den beiden Seen herstellen Durch die Blitze werden die Seen geladen."  
      „Wie sollen wir unter diesen Umständen den Tempel drüben erreichen?" fragte ich nach oben.  
      „Ganz einfach," rief Rolf. „Wir springen in die Kähne, ohne uns an der Brücke festzuhalten. Dann kann nichts passieren! Ich mache es vor!"  
      Ehe er es tat, unterrichtete er durch Zeichen den Eingeborenen, der uns nicht verstehen konnte, wie er, ohne Schaden zu nehmen, den Kahn besteigen könne. Der nickte begreifend. Rolf ging zum freischwebenden Teil der Brücke, unter dem die Kähne lagen, und sprang geschickt in einen von ihnen.  
      „Kommt! Es kribbelt nur ein bißchen!" rief er uns zu.  
      Wir folgten, sprangen in die anderen Kähne, machten sie los und trieben sie von der Brücke ab. Der Eingeborene, der als letzter hinunter sprang, hatte das Unglück, auszurutschen. Er berührte den Kahn, als er sich noch am Kupfergeländer der Brücke festhielt. Es gab einen starken Knall, Feuer zischte auf — der Eingeborene war sofort tot. Der elektrische Schlag hatte ihn getroffen.  
      Die Priester machten wütende Gesichter, weil wir unverletzt in den Kähnen standen. Ich vermutete, daß sie uns nun auf andere Art vernichten würden. Zunächst aber mußten wir nach dem kleinen Tempel. Was würden wir dort finden?  
      Das Gewitter stand genau über uns. Mit einem Male setzte ein wolkenbruchartiger Regen ein. Obwohl wir kaum die Hand vor Augen sehen konnten, trieben wir die Kähne rasch zum Ufer, wo der Tempel stand, stiegen aus, eilten hin und blieben unter dem Vordach stehen. Hier waren wir vor dem Regen geschützt und konnten den Tempel in Ruhe untersuchen.  
      Die Tür war nicht verschlossen. Im Innern herrschte ein Halbdunkel, an das sich unsere Augen erst gewöhnen mußten. Wir traten ein und bemerkten sofort einen eigenartigen Geruch, der mich an die Höhle der kleinen Bucht erinnerte, wo wir den Kampf des Orang-Utans mit dem Krokodil sahen.  
      Ich wollte

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