Rolf Torring 109 - Der schwarze Schrecken
von Pasir und fahren zu unserer Plantage," schloß Rolf. „Hoffentlich können wir Ihnen bald gute Nachricht geben!"
Wir wollten uns schon verabschieden, als der Polizeipräsident noch eine Frage hatte:
„Entschuldigen Sie, wenn ich eine sehr neugierige Frage stelle. Kennen Sie Herrn Wellert persönlich? Haben Sie mit ihm gesprochen?"
Rolf blickte den Präsidenten lange an und sagte endlich:
„Ja, Herr Präsident. Vor einiger Zeit lernten wir ihn kennen. Er hat uns aus eigenem Antrieb sein Mißgeschick erzählt. Das tut wohl nur ein Mensch, der unschuldig ist. Deshalb haben wir ihm unsere Hilfe zugesagt."
„Ich spreche jetzt als Mensch zu Mensch zu Ihnen," bekannte der Präsident. „Wellert war einer meiner besten Bekannten, fast könnte man sagen, ein Freund. Privat habe ich nie an seine Schuld geglaubt. Auch jetzt noch bin ich der Überzeugung, daß nur eine unglückliche Verkettung unübersichtlicher Umstände ihn in den Verdacht gebracht hat, ein junges Mädchen getötet zu haben."
Mit nochmaligem Dank für die zugesagte Unterstützung verabschiedeten wir uns von dem Präsidenten, verließen das Gebäude und begaben uns an Bord unserer Jacht, auf der uns Hoffmann schon ungeduldig erwartete. Wir erzählten ihm, was wir mit dem Präsidenten gesprochen hatten, und riefen unsern Steuermann John und den Chinesenjungen Li Tan, um ihnen mitzuteilen, daß wir von Stund an nicht mehr Torring und Warren seien, sondern unter anderen Namen Besitzer einer Plantage bei Pasir. Beide sollten unsere wirklichen Namen nie nennen.
Sechzig Kilometer nördlich von Pasir lag Wellerts Plantage. An einem herrlichen Vormittag liefen wir in die kleine Bucht ein und warfen Anker. Ein großer, breitschultriger Weißer kam uns auf der Landungsbrücke entgegen und stellte sich als Verwalter Kattros vor. Rolf erzählte ihm nicht sofort, was wir hier wollten. Er führte uns in Wellerts Bungalow, der nicht unmittelbar an der Küste lag. Wir mußten ein Wäldchen durchschreiten, um an das kleine Herrenhaus zu gelangen. Auf dem Wege zum Bungalow fragte uns Kattros, ob wir bestimmte Absichten mit unserer Landung verbunden hätten, vielleicht Händler wären, die Plantagenprodukte kaufen wollten.
Rolf wehrte die Frage ab:
„Das erzählen wir Ihnen später alles sehr genau, Herr Kattros. Zuerst möchten wir uns davon überzeugen, daß hier alles in Ordnung ist."
„Ah, die Herren kommen von Hauptmann Larren auf Batavia?" fragte Kattros sofort. Er schien ein wenig bestürzt. „Sollen Sie hier eine Kontrolle der Bücher vornehmen?"
Rolf winkte ab und schritt stumm weiter, dabei achtete er scharf auf die Umgebung. Verschiedene Eingeborene gingen ihren Beschäftigungen nach und warfen uns neugierige Blicke zu. Zwei Weiße sahen wir, die wohl als Vorarbeiter tätig sein mochten. Die eigentlichen Besitzungen zogen sich tiefer ins Land hinein, sie wollten wir erst später besichtigen.
Als wir schließlich auf der Veranda des Bungalows saßen und eine junge Eingeborene uns einen leichten Wein gebracht hatte, sagte Rolf:
„So, Herr Kattros, nun legen Sie uns mal die Bücher vor! Wir wollen sehen, wie es um die Plantage steht."
„Darf ich zuvor um Ihre Vollmachten bitten, meine Herren? Ich habe vorhin Ihre Namen nicht richtig verstanden."
„Ich heiße Rolf Günther Wellert, und das ist mein Freund Hans Nerraw. Hier sind unsere Vollmachten. Ich hoffe, daß sie Ihnen genügen werden."
Kattros studierte sie sehr gründlich. Deutlich bemerkte ich, wie er sich entfärbte, dann sagte er plötzlich zu uns:
„Sie haben die Plantage gekauft, Herr Wellert. Darf ich mir die Frage erlauben, ob Sie mit dem Wellert, der hier als ,weißer Kopfjäger' zum Tode verurteilt wurde, verwandt sind?"
„Ich habe die Frage von Ihnen erwartet, Herr Kattros. Ja — John Wellert ist mein Bruder und leider schon lange tot. Ein Freund hat es mir geschrieben, der ihm die Augen zugedrückt hat. Aus einer gewissen Pietät heraus habe ich die Plantage gekauft und hoffe, daß sie gut in Ordnung ist. Darf ich die Bücher sehen?"
Kattros erhob sich und verließ zögernd die Veranda. Sein schlechtes Gewissen hätte jetzt einem Blinden auffallen müssen. Mich wunderte es, daß John Ryptra ihn uns als zuverlässigen Menschen geschildert hatte. Die Bücher waren bestimmt nicht in Ordnung — um so größer war unser Erstaunen, als Kattros kurze Zeit später
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