Rolf Torring 109 - Der schwarze Schrecken
umgeschnallt, als wir uns von ihr verabschiedeten. Jetzt können wir nach zwei Verschwundenen suchen!"
„Drei, Hans! Ich hoffe, daß Erika Mahlow auch noch lebt! Ich vermute, daß Kattros in die Hände eines wilden Stammes gefallen ist. Hoffentlich sind es keine Kopfjäger!"
Wir hatten uns im Flüsterton unterhalten, dabei aber unsere Umgebung scharf beobachtet, soweit das schwache Mondlicht es zuließ.
Pongo blickte immer noch gebannt auf das Buschwerk, in der linken Hand die Leine, mit der er Maha zurückhielt, in der rechten sein großes Haimesser.
„Bitte, Masser Warren, Maha halten, Pongo jetzt wissen," sagte der schwarze Riese plötzlich leise und übergab mir die Leine.
Pongo legte sich auf den Bauch und kroch auf das Gebüsch zu, bog die untersten Zweige auseinander und entschwand unseren Blicken.
Wir hatten die Pistolen gezogen und waren bereit, uns zu verteidigen, wenn uns jemand angreifen sollte. Nach einer Weile hörten wir Pongo leise rufen. Rolf drang hinter Pongo in den Busch ein, während ich mit Maha als Wache zurückblieb. Kurze Zeit später zogen Rolf und Pongo vorsichtig einen menschlichen Körper zwischen den dichten Zweigen hervor: Ellen Londre.
„Ist sie tot, Rolf?" rief ich erschrocken aus.
„Nein, sie scheint nur gewürgt worden zu sein. Pongo war unseren Gegnern wohl zu schnell gefolgt, sie mußten sie hier liegenlassen. Den Spuren nach haben wir es mit vier Männern zu tun."
Pongo machte schon Wiederbelebungsversuche bei Ellen Londre, während Rolf und ich die Umgebung weiter beobachteten.
Lange mußte sich unser schwarzer Freund bemühen, bis Ellen Londre die Augen aufschlug. Als sie Pongo erkannte, ging es wie ein erleichtertes Aufatmen durch ihren ganzen Körper. Vielleicht hatte der Schreck, den sie bekommen hatte, als sie überfallen worden war, die, Ohnmacht noch tiefer werden lassen. Bald stand sie kräftig genug vor uns, um uns ihr Erlebnis zu berichten.
Tatsächlich war sie uns heimlich gefolgt, zumal sie gesehen hatte, daß ein Weißer, dessen Gesicht sie nicht erkennen konnte, schon vom Bungalow-Vorplatz aus hinter uns herschlich. In der Nacht hätte sie unser Lager umgangen, da sie dem Weißen auf der Spur geblieben sei, der sich sehr vorsichtig immer vor ihr bewegt habe. Dabei wäre sie unerwartet überfallen worden. Im letzten Augenblick noch sei es ihr gelungen, zwei Schüsse abzugeben und zu schreien. Sie habe uns dadurch warnen wollen.
In der Eile, mit der sich alles Weitere abgespielt hatte, konnten ihr die Gegner die Pistolen nicht mehr abnehmen. Was sollten wir nun tun? Wir konnten das junge Mädchen nicht nachts durch den Urwald nach dem Bungalow zurückschicken. So kehrten wir zu unserem alten Lagerplatz zurück, suchten lange noch die Umgebung nach unseren Rucksäcken ab, fanden sie aber nicht.
Jetzt saßen wir ohne Proviant mitten im Urwald und waren gezwungen, wenn wir nicht zur Pflanzung zurückkehren wollten, ein Stück Wild zu schießen. Da wir schon zu weit von der Plantage entfernt waren, wählte Rolf das letztere.
Auf Pongos Rat richteten wir uns in der Nähe ein noch mehr versteckt liegendes Lager her und schliefen ungestört bis zum Morgen. Wieder suchten wir nach unseren Rucksäcken, konnten jedoch nur die Abdrücke derber Männerstiefel finden
Ohne Frühstück setzten wir den Marsch fort Mittags erlegte Pongo zwei Wildhasen, die er zu einem leckeren Mahle zubereitete, wenn man von einem Mahle als lecker sprechen darf, dem das Gewürz fehlt.
Der Urwald wurde immer dichter und erschwerte unser Vordringen ungemein. Selten trafen wir auf einen Wildpfad, den wir ein Stück benutzen konnten. Von den Gegnern sahen wir am Tage nichts, kaum aber war die Nacht hereingebrochen, als sie sich sofort wieder bemerkbar machten.
Zunächst wurde Maha unruhig und zerrte an der Leine, an der er befestigt war. Dann standen plötzlich fast ein Dutzend dunkle Gestalten um unser Lager herum und drohten mit erhobenen Keulen. Wir verjagten sie durch Warnschüsse. Auch Maha wurde tätig und stürzte sich auf einen Eingeborenen, dem er Biß- und Kratzwunden beibrachte.
Pongo riß zwar Maha gleich zurück, aber der Dajak blieb — mehr vor Schreck wohl als infolge der erlittenen Verletzungen — am Boden liegen. Wir nahmen ihn gefangen. Die anderen Eingeborenen waren in wilder Flucht durch das Dickicht gebrochen.
Rolf versuchte, den Dajak zu
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